„Der grüne Krieg“ ist ein Buch, das aufrütteln wird. Nominiert für den Leipziger Sachbuchpreis schildert die Autorin Simone Schlindwein darin, wie sich die einst gut gemeinte Rettung der verbliebenen Urwälder Afrikas und der Schutz gefährdeter Arten zu einem Krieg gegen die eigene Bevölkerung und zu profitablen Interessen einiger weniger gewandelt hat. Das Werk nimmt sich John le Carées Roman "Der ewige Gärtner" als Vorlage, das Missstände eindringlich schildert. Das politische Sachbuch liest sich spannend wie ein Krimi. Man mag es gar nicht zur Seite legen, so erschütternd einzelne Passagen des Buches auch sind.
Die Autorin Simone Schlindwein ist eine „taz“-Journalistin, die in Uganda lebt und mit wachen Sinnen seit 2017/2018 einen Narrativ-Wechsel in afrikanischen Staaten beobachtet hat. Sie machte sich auf die Suche nach den Ursachen und sprach vor Ort mit Betroffenen, die Opfer dieser unsinnigen „Wir retten die Welt“-Politik des "Wertewestens" wurden. Zunehmend werden die Menschen vernachlässigt, Menschenrechte mit Füßen getreten und die Verarmung der Bevölkerung schreitet voran. Finanziert wird dies alles durch europäische Staaten, wobei Deutschland in Sachen Spenden- und Steuergelder Weltmeister ist. Ob dies allerdings der Natur und den Menschen wirklich zu Gute kommt, diese Frage greift das in eindringlicher und sachlicher Weise geschriebene Buch auf.
Simone Schlindwein bereiste drei afrikanische Nationalparks. Was sie von der einjährigen Reise in abgelegene Gegenden und Dörfer zu berichten weiß, lässt tief blicken und zwingt zu einer anderen Sichtweise von Naturschutz. So wurden im Nationalpark Kahuzi-Biéga im Ostkongo indigene Volksgruppe wie die Batwa (Pygmäen) als Terroristen verfolgt, Dörfer niedergebrannt, Kinder getötet und Frauen vergewaltigt. Mit modernsten militärischen Methoden und Mitteln, finanziert und ausgerüstet von den europäischen Staaten wird in den Naturparks im Namen des Naturschutzes ein Krieg gegen die eigene Bevölkerung geführt. Das Nachsehen haben arme Bauern, die um das Überleben kämpfen. Ein kongolesischer Menschenrechtsanwalt fasst es im Interview so zusammen: Die Menschen werden schlechter als Tiere behandelt, um Tiere zu schützen, die besser als Menschen behandelt werden.
Die Autorin verfolgte aber auch den Fluss des Geldes und zeigt die Verstrickung westlicher NGO's auf, die immer wieder von bedauerlichen Einzelfällen sprechen, dabei hat das Ganze mittlerweile System. Ein ausgesprochen meinungsstarkes Buch, das nicht nur zum Nachdenken, sondern vor allem zum Handeln aufruft, denn es gibt durchaus Alternativen zu diesem brutal durchgeführten Natur- und Artenschutz.
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