Interview

«Von Hecke zu Hecke»-Macherinnen: ‚Dreharbeiten waren sehr zeitintensiv‘

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Die UFA Show & Factual-Producerinnen Sandra Pomorin und Barbara Wagner sprechen über ihre neue Sendung «Von Hecke zu Hecke», die das Leben einer Kleingartenanlage dokumentiert.

UFA Show & Factual hat mit «Von Hecke zu Hecke – Bunte Beetgeschichten» ein neues Format entworfen. Gibt es im deutschen Fernsehen zu wenig Formate, die sich mit Garten und Kleingartenanlagen beschäftigen?
Sandra Pomorin:
Es gibt im deutschen Fernsehen natürlich zahlreiche Formate, die das Thema Garten im Fokus haben. Als Format, dessen Schauplatz eine Kleingartenanlage ist, ist Garten selbstverständlich auch ein Thema bei uns, aber eben nicht das einzige! Neben dem Buddeln, Pflanzen, Ernten und dem ein oder anderen Gartentipp steht vor allem eins im Mittelpunkt des Formates: Das Eintauchen in einen ganz besonderen Mikrokosmos. 15 Folgen lang werden die Zuschauer:innen Teil dieser ganz eigenen Welt und können erleben, wie es ist, Mitglied in einer Kleingartenanlage zu sein. Sie sind nah dran an dem zwischenmenschlichen Miteinander, den Freundschaften und der Nachbarschaftshilfe. Aber auch an den Problemen und täglichen Herausforderungen, die eine eigene Parzelle in der Großstadt mit sich bringt.

Warum fiel die Wahl auf die Produktion aus den Bornholmer Gärten – in der Bundesrepublik gibt es wohl mehrere tausend verschiedene Möglichkeiten.
Barbara Wagner:
Für uns war der Standort der Kleingartenanlage am ehemaligen Grenzstreifen an der ehemaligen Mauer und der historischen Bösebrücke sehr spannend. Seit 126 Jahren bieten die Bornholmer Gärten eine Oase der Ruhe und Erholung inmitten einer hektischen Großstadt, was sie zu einem ganz besonderen Ort macht. Die Gastfreundschaft der Menschen vor Ort hat sicherlich auch dazu beigetragen, dass wir uns für diese Kleingartenanlage entschieden haben. In den Kolonien an der Bornholmer Straße gilt Bestandsschutz bis 2030, grundsätzlich aber ist die Anlage potenzielles Bauland. Die Kleingärtner:innen setzten sich mit so viel Leidenschaft für ihren Erhalt ein. Wir hoffen, einen kleinen Teil dazu beizutragen, dass diese wunderbare Anlage noch weitere 126 Jahre bestehen bleibt.

Im Gegensatz zu anderen „Do-It-Yourself“-Formaten sind die ersten Ergebnisse im Garten nicht sofort sichtbar. Die Dreharbeiten waren doch mit Sicherheit sehr umfangreich und zeitlich sehr einfordernd?
Sandra Pomorin:
Wir haben 24 Wochen lang fast jeden Tag in der Anlage gedreht. In dieser Zeit konnten wir viele schöne Veränderungen beobachten und tolle Projekte komplett bei der Umsetzung begleiten. Ja, die Dreharbeiten waren sehr zeitintensiv, aber wir haben es uns von Beginn an zum Ziel gesetzt, die Zuschauer:innen eine ganze Saison lang in die Kleingartenanlage mitzunehmen. Diese aufwendige Art der Produktion trägt zum großen Teil dazu bei, dass der Einblick besonders intensiv und echt ist.

In Kleingartenanlagen sind Sie verschiedenen Gesellschaftsschichten begegnet. Herrscht dort eine harmonische Atmosphäre?
Barbara Wagner:
Die offene Zugänglichkeit der Anlage ist ein wichtiger Faktor für die harmonische Atmosphäre in Bornholm 1 und Bornholm 2. Hier sind alle willkommen − hier zählt das Miteinander. Der Gartenverein organisiert regelmäßig gemeinsame Aktivitäten, die das Gemeinschaftsgefühl stärken. Diese inklusive und offene Haltung und Vielfalt schaffen eine starke Gemeinschaft. Wir haben durchweg eine positive Stimmung bei den Kleingärtner:innen in der Anlage erlebt.

Die Auflagen für den Betrieb einer Parzelle sind umfangreich. Einfach einen Garten kaufen und dort nichts machen ist meistens verboten. Was haben Sie dort alles erleben müssen?
Sandra Pomorin:
Wir als Fernsehmacher:innen haben vor, während und nach der Drehphase selbst schon viel über Kleingärten gelernt. Denn eines merkt man ganz schnell: Das Bundeskleingartengesetz hält neben den klassischen Regeln auch allerlei Kuriositäten bereit. Eines der wichtigsten Gesetze zur Nutzung eines Kleingartens ist die Pflicht, auch Gemüse und Obst anzupflanzen. Daran müssen sich alle Pächter:innen halten − und das wird auch kontrolliert. Doch anders als in vielen Kleingartenanlagen gehen die Vorstandsmitglieder hier nicht mit dem Zollstock durch die Parzellen. Viel wichtiger ist den Vorsitzenden dieser Berliner Kleingartenanlage eine gesunde und gute kleingärtnerische Nutzung.

Die Besitzer haben dort auch einen gemeinsamen Garten angelegt, der für die Öffentlichkeit drei Mal die Woche geöffnet ist. War der Schleifengarten Teil Ihrer Produktion?
Barbara Wagner:
Der Schleifengarten ist ein schönes gemeinsames Projekt von Kleingartenanlage und Kiez. Hier dreht die Berliner Tram auch ihre Runde – und das ist ein einzigartiges Bild! Der Fokus unserer 15 Folgen liegt insgesamt aber eher auf den Parzellenbesitzer:innen und ihren Geschichten.

Die Gartenanlage hat gleich zwei verschiedene Vereinsheime. Haben Sie die Personen dort in zwei Lager aufgeteilt? Oder gibt es schlicht zu viele Personen, die die Räume dort nutzen.
Sandra Pomorin:
Die Berliner Kleingartenanlage ist aktuell in zwei Vereine unterteilt: Bornholm I und Bornholm II mit jeweils einem Vereinsheim. Früher gab es auch noch Bornholm III und Bornholm IV, doch die sind bereits verkauft und bebaut worden. Daher herrscht auch bei den Gärtner:innen von Bornholm I und II die große Sorge, dass die Anlage über 2030 hinaus nicht mehr gesichert und verkauft wird. Die Pächter:innen fühlen sich natürlich ihrem jeweiligen Verein zugeordnet, doch die Anlage ist am Ende ein großes Ganzes und für alle offen. Genau so zeigen wir sie auch in unserem Format.

Sind Ihnen bei den Dreharbeiten skurrile Geschichten begegnet?
Barbara Wagner:
Wir sind z.B. einem Fuchs auf dem Laubendach, einer Urberliner-Pflanzenflüsterin und einer Sprittorte mit 85 Umdrehungen begegnet.

Sie beschreiben «Von Hecke zu Hecke» als Feel-Good-Format – brauchen wir mehr positive Fernsehshows?
Sandra Pomorin:
Ja! Vor allem solche Formate, die einen an die Hand nehmen und kurz aus dem Alltag herausziehen, ohne schlechte Vibes zu hinterlassen. Eskapismus ist hier das Stichwort! Unser Ziel ist es ganz klar, den Leuten Freude zu machen und ihnen für 60 Minuten ein bisschen Sonne zu schicken. «Von Hecke zu Hecke – Bunte Beetgeschichten» ist ein Format, das man von Anfang bis Ende mit einem Lächeln im Gesicht ansieht. Und ja – davon kann es gerne mehr geben.

Sind bei Ihnen die Geschichten der Menschen im Vordergrund oder bekommen die Zuschauer einen Blick auf den Anbau- und Umbau der Kleingartenanlage?
Barbara Wagner:
Im Mittelpunkt des Formates stehen die Gärtner:innen und ihre Geschichten. Da diese sich aber viel um Gartenarbeit, Pflanzen, Sähen und Ernten drehen, sind auch diese Themen ein wichtiger Bestandteil.

Von «Von Hecke zu Hecke» sind nur 15 Folgen entstanden. Können Sie sich vorstellen, dass Sie demnächst noch mehr Formate aus anderen Kleingärten umsetzen?
Sandra Pomorin und Barbara Wagner:
Nach der wundervollen Saison in Berlin können wir uns vorstellen, hier noch eine weitere zu erleben. Genauso können wir uns aber auch vorstellen, einmal in andere Kleingartenanlagen in Deutschland einzutauchen. Denn Kleingärten sind ein Trend und ein Lebensgefühl, dass viele Zuschauer:innen anspricht und Lust auf Grün und Zeit in der Natur macht. Und was gibt es Schöneres, als dieses Gefühl in den Menschen zu wecken?

Einen Garten zu bekommen! (lacht) Vielen Dank für Ihre Zeit!

«Von Hecke zu Hecke – Bunte Beetgeschichten» ist ab Montag, den 22. Mai, werktags um 17.05 Uhr bei RTLZWEI zu sehen.

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