Die Fernsehsaison biegt langsam, aber sicher auf die Zielgeraden ein, Sat.1 setzt im Tagesprogramm schon auf eine Sommerprogrammierung, bei ProSieben folgt die Restrampe in der Primetime ab Juni, wenn sich unter anderem «TV total» in die Sommerpause verabschieden. Nichtsdestotrotz gab es in der zurückliegenden Woche zahlreiche TV-Highlights, die für die Sender Leuchttürme im Programm darstellen. Allen voran überzeugte die RTL-Show «Let’s Dance» mit einem bärenstarken Finale weit über vier Millionen Zuschauer zum Einschalten. Mit Marktanteilen von jenseits der 20 Prozent – in der Zielgruppe waren sogar 24,1 Prozent drin – war die Kölner TV-Station die mit Abstand erfolgreichste unter den Privatsendern.
Die erstmalige Ausstrahlung von «Die große Geo-Show» am Samstagabend war mit 1,69 Millionen Sehern und 11,5 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen durchaus erfolgreich und legte möglicherweise den Grundstein für einen neuen Leuchtturm im RTL-Programm. Auf einem ähnlichen Niveau bewegte sich auch «Bauer sucht Frau International», war zwar weiterhin unter dem Niveau der vergangenen Jahre einzuordnen ist, aber keineswegs schwache Werte sind. Einmal mehr großartig lief es auch für die UEFA Europa League am Donnerstag. Das Halbfinal-Rückspiel fuhr 18,1 Prozent Marktanteil ein und zwang damit die Konkurrenz von ProSieben überraschend deutlich in die Knie.
Dort scheint «Germany’s Next Topmodel» die Puste auszugehen. Heidi Klum und ihre Modelshow brachte es in der Zielgruppe auf nur 13,2 Prozent und damit auf den schwächsten Wert der vergangenen Jahre. Am 13. Mai 2021 gelang «GNTM» nur ein Marktanteil von 12,7 Prozent, damals lief im Gegenprogramm von Das Erste aber das DFB-Pokal-Finale zwischen Dortmund und Leipzig und nicht wie vor vier Tagen Bayer Leverkusen, das geheimhin nicht als Zuschauermagnet gilt. Dass es ProSieben auch anders kann, bewies der Unterföhringer Sender am Dienstag und Mittwoch mit den beiden Aushängeschildern «Joko & Klaas gegen ProSieben» und «TV total». Die Florida-TV-Produktion zeigte sich sehr stabil und überbot erneut die 17-Prozent-Marke bei den Umworbenen. Raab-Nachfolger Sebastian Pufpaff schwimmt seit einigen Wochen auf einer Welle des Erfolgs und holte diesmal starke 15,2 Prozent. Warum man der wöchentlichen Comedy-Show ab Juni eine rund dreimonatige Sommerpause gönnt, ist anhand dieser Zahlen nicht nachvollziehbar und lässt sich selbst gar mit etwaigen Sparzwängen des Senders nur schwer erklären.
Zumal sich auch bei Sat.1 die Krise zu verschlimmern scheint. Der einstige Herbst-Leuchtturm «The Taste» verkommt im Frühjahr zum sinkenden Schiff. Erreichte die Kochshow in den vergangenen beiden Jahren noch regelmäßig zweistellige Einschaltquoten kam man in diesem Jahr nicht über 7,7 Prozent hinaus. Am vergangenen Mittwoch waren gar nur 6,9 Prozent drin. Selbst der sonst so zuschauerstarke Sendeplatz am Sonntagvorabend hatte am gestrigen Tag arge Probleme. «Das große Backen – Die Profis» verbuchte nur 0,68 Millionen Zuschauer und rutschte in der Zielgruppe auf mickrige 3,4 Prozent. Eine Woche zuvor waren knapp eine Million Zuschauer und 9,3 Prozent möglich. Sat.1 verliert immer mehr den Anschluss an die Spitzenplätze. Selbst der zum Bällchensender gewechselte ProSieben-Blockbuster – am Sonntagabend wurde der fünfte «Fluch der Karibik»-Film gesendet (10,5 Prozent 14-49) – kann den Schiffbruch des Unterföhringer Konzerns nicht verhindern, wenn zeitglich «Die Unschlagbaren» mit 3,3 Prozent komplett baden gehen. Spannend wird vor allem auch in den kommenden Wochen die Frage, wie sich Sat.1 und ProSieben schlagen, wenn beide Sender auf Film-Ware am Sonntagabend setzen.
Eines ist klar: An die Werte des größten Leuchtturms im deutschen Fernsehen werden sie nicht heranreichen. Der «Tatort» im Ersten bleibt der unangefochtene Platzhirsch, der 90-Minüter aus München stellte dies einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis. «Tatort: Game Over» verfolgten 8,72 Millionen Zuschauer, was fast ein Drittel des Publikums entsprach. In der klassischen Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen verfolgte mehr als jeder vierte Zuschauer den Krimi. Mit 1,66 Millionen Jüngeren sicherte sich die blaue Eins 27,5 Prozent Marktanteil und lag in den Wochenabrechnung auch vor «Let’s Dance».
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel