Die Kritiker

«Polizeiruf 110 - Paranoia»

von

Geht etwas Faules vor in Münchener Krankenhäusern - oder haben wir es "nur" mit der Paranoia einer jungen Frau zu tun? Am Ende bleiben einige Fragen offen...

Stab

Darsteller: Verena Altenberger, Stephan Zinner, Marta Kizyma, Timocin Ziegler, Sebastian Kempf, Maria Lüthi
Musik: Marius Ruhland
Kamera: Michael Saxer
Drehbuch: Martin Maurer und Claus Cornelius Fischer
Regie: Tobias Ineichen
Verschwörungstheorien haben bekanntermaßen spätestens seit der Corona-Krise Hochkonjunktur. Aber was, wenn doch etwas dran ist? Wenn geheime Mächte das Gesundheitswesen steuern, Notarzteinsätze aus den Datenbanken verschwinden lassen, weil irgendjemand etwas zu vertuschen hat. Genau das passiert in der neuen Folge des «Polizeiruf 110» aus München, wenn auch nicht aus Verschwörungsgründen, die mit der Pandemie zu tun haben, sondern aus höchst eigenwilligen Ursprüngen motiviert sind.

«Polizeiruf 110 – Paranoia» erzählt dabei zunächst die Geschichte der Rettungssanitäterin Sarah Kant (Marta Kizyma), die gemeinsam mit ihrem Kollegen Carlo Melchior (Timocin Ziegler) zu einem Einsatz gerufen wird. Sie bringen eine schwer verletzte Frau ins Krankenhaus, die gerade eben von einem Mann niedergestochen worden ist, doch am nächsten Tag stellt sich heraus, dass diese Frau niemals offiziell als Patientin eingewiesen wurde. Von ihr fehlt jede Spur.

Sarah gerät zunehmend in eine Spirale aus Verwirrung und Ungewissheit, während sie diesem seltsamen Vorfall weiter nachgeht, der immer bedrohlichere Kreise zieht. Als sie wenig später Carlo erreichen will, zu dem sie schon lange eine schwierige Paarbeziehung hatte, die jungst rüde geendet ist, liegt er bald tot in seiner Wohnung. Was geht hier vor – oder haben wir es am Ende doch nur mit den Wahnvorstellungen einer jungen Frau zu tun, die finstere Zusammenhänge sieht, wo keine sind, und doch für alles eine plausible Erklärung existiert?

Die Kommissarin Elisabeth Eyckhoff, ein weiteres Mal brillant dargestellt von Verena Altenberger, und ihr Kollege Dennis Eden (ebenso gut besetzt: Stephan Zinner) nehmen die Ermittlungen auf, um die Geschehnisse der Nacht zu rekonstruieren. Was folgt, ist ein packendes Katz-und-Maus-Spiel um Wahrheit und Täuschung, durch die die beiden Hauptdarsteller stets authentisch und emotional gesetzt führen.

Regisseur Tobias Ineichen zeichnet den Film dabei in einer beeindruckenden visuellen Ästhetik, die die raffinierte, aber unprätentiöse Erzählstruktur gekonnt komplementiert. Durch geschickte Schnitttechniken und eine eindringlich atmosphärische Kameraarbeit entsteht eine beklemmende Stimmung, die den Zuschauer von Anfang bis Ende fesselt. Ineichen versteht es, die Spannung konstant aufrechtzuerhalten und den Zuschauer mit klugen Wendungen zu überraschen.

Die Thematik des Films ist dabei so aktuell wie zeitlos, während «Polizeiruf 110 – Paranoia» gleichzeitig eine gelungene Balance zwischen Action, Drama und Thriller-Elementen findet. Die actiongeladeneren Szenen sind dabei stets packend inszeniert und sorgen für eine rasante Spannung, während die emotionalen Momente die Charaktere greifbar machen und den Zuschauer mitfühlen lassen. Der Spannungsbogen bleibt konstant straff gespannt, und auch der Soundtrack trägt dazu bei, die Atmosphäre des Films um zahlreiche stimmige Elemente zu bereichern. Ein gleichzeitig befriedigendes und doch intelligent ambivalentes Ende rundet diesen Film gekonnt ab, ohne auf alle Fragen eine endgültige Antwort zu geben oder eine Perspektive unmittelbar als die universelle Wahrheit darzustellen.

Der Film «Polizeiruf 110 – Paranoia» ist am Sonntag, den 11. Juni um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.

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