Kabel Eins macht es seinem Publikum in der Regel recht einfach. Das Programm wird mit zahlreichen Filmen bestückt und eigenproduzierte Sendungen haben fest Zeitfenster. Der Rest wird mit Serien-Ware aus Nordamerika befüllt, sodass zum Frühstück statt Müsli gerne Mord und Totschlag serviert wird. Der werktägliche Vorabend ist fest in der Hand von «Mein Lokal, dein Lokal» und «Achtung Kontrolle!», während am Donnerstag wahlweise Frank Rosin oder Peter Giesel für Ordnung sorgen. In der vergangenen Saison wollte man auch den Samstagabend mit eigenen Formaten erschließen, doch diesem Unterfangen wurde nicht nachhaltig nachgegangen. Stattdessen setzte man am Sonntagvorabend zahlreiche Formate um.
Eines davon war «Putz! Blitz! Blank!», eine von Henkel gesponserte und Panagiota Petridou „Putz-Challenge“, die in den vergangenen Wochen aber völlig unterging. Das Finale verfolgten am 11. Juni gerade einmal 0,26 Millionen Menschen und bescherte Kabel Eins ironischerweise sogar die größte Reichweite der vierteiligen Staffel. In der Zielgruppe reichte es zu mickrigen 1,8 Prozent Marktanteil. Doch nicht jede Eigenproduktion ist ein Misserfolg, siehe «Deutschlands größte Geheimnisse». Die Sendung, die voranging aus Einspielfilmen besteht, debütierte im Frühjahr vor zwei Jahren und hat sich seitdem auch als Lückenfüller an Programmrändern bewährt. Am gestrigen Sonntag sicherte sich «Deutschlands größte Geheimnisse» mit einer Erstausstrahlung um 20:15 Uhr zudem solide 4,4 Prozent – gemessen am Vorlauf ist das ein mehr als respektables Ergebnis.
Noch beeindruckender waren aber die Einschaltquoten der zahlreichen Filme, die bis Donnerstag das Programm füllten. Kabel Eins vertraut dabei nicht den aktuellen Hits aus Hollywood, sondern bespaßt seine Zuschauer vor allem mit Film-Klassiker, die eigentlich zum Standard-Repertoire einer jeden DVD-Sammlung gehören. Die ersten beiden «Beverly Hills Cop»-Filme sorgten am Montag für grandiose 6,6 und 9,9 Prozent bei den unter 50-jährigen TV-Zuschauern. Bis weit nach Mitternacht blieben rund 700.000 Menschen vor dem Fernseher sitzen. Gleiches galt für den Dienstag, an dem «Beverly Hills Cop 3» und der Bud-Spencer-Terence-Hill-Streifen «Zwei bärenstarke Typen» auf dem Programm standen. Das Doppel generierte 6,6 und 8,1 Prozent Marktanteil in der klassischen Zielgruppe.
Am Mittwoch war das Programm weniger heiter, aber nicht minder erfolgreich. «Schindlers Liste» sorgte für 1,10 Millionen Zuschauer und 7,8 Prozent, «Der Untergang» war drei Stunden später bei 0,40 Millionen gefragt. 7,8 und 7,5 Prozent Marktanteil waren die Folge. Am Donnerstag war Kabel Eins einer der wenigen Sender, der Fronleichnam feierte. Der Feiertag, der nicht in ganz Deutschland begangen wird, sorgte für Film-Wiederholungen im Tagesprogramm. Am Nachmittag übernahm erneut Eddie Murphy das Kommando, ab 14:00 Uhr wurden alle drei «Beverly Hills Cop»-Filme gesendet, womit Kabel Eins 4,4, 4,1 und 6,2 Prozent einfuhr. Statt einer Eigenproduktion gab es zur besten Sendezeit «Dark Shadows» und beeindruckende 7,5 Prozent Marktanteil. Um Mitternacht stieg die Quote mit «Sleepy Hollow» sogar auf 9,0 Prozent.
Dass nicht alles so gut angenommen wird wie die Spielfilme, beweist ein Blick aufs Wochenende. Am Freitag holte «Criminal Minds» um 20:15 Uhr 2,3 Prozent, am Samstag standen für «9-1-1 Notruf L.A.» 1,9 Prozent zu Buche. Die US-Serien schaffen es aber das Publikum zu halten, sodass die Quoten jeweils zum Ende des Abends deutlich höher liegen als zu Beginn.
Das Programm von Kabel Eins dürfte in naher Zukunft keinen Innovationspreis gewinnen, erfolgreich ist die Strategie trotzdem. Konstanz ist in der aktuellen Phase, in der das lineare Fernsehen mit zahlreichen Streamingdiensten konkurrieren muss, ein rares Gut und wird vom Publikum belohnt, auch wenn der lange Atem in Unterföhring nicht immer von Vorteil ist – da muss Kabel-Eins-Chef Marc Rasmus nur mal beim Kollegen Daniel Rosemann nachfragen. Der Sat.1-Chef bekommt seit Jahren den Vorabend nicht in den Griff.
Ein Problem, mit dem sich Rasmus dank «Mein Lokal, dein Lokal» schon länger nicht mehr beschäftigen muss. Das Gastro-Format liefert mit solche einer Beständigkeit ab, die man sonst nur von VOX und dem «perfekten Dinner» kennt. In diesem Jahr kam man im Schnitt auf 6,2 Prozent. Besonders im März waren die Werte beeindruckend, «Mein Lokal, dein Lokal» kratzte an der Sieben-Prozent-Marke. Im April übersprang man einmal sogar die Zehn-Prozent-Hürde. In der vergangenen Woche lief es zwar nicht immer berauschend, man liegt aber immer noch im grünen Bereich und selbst die Wiederholungen am Sonntag schneiden erfolgreich ab. Am Mittwoch wird Kabel Eins sein Programm für die kommende Saison vorstellen. Allzu große Erwartungen in Sachen Innovation sollte man nicht haben, es gibt im Moment aber auch wenig Grund dafür.
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