
«Hirschhausen – was von Corona übrig bleibt» handelt nicht von den ersten Tagen, bereits zum fünften Mal macht sich der ehemalige Arzt und TV-Komiker auf, um seine früheren Gesichter wie die 14-jährige Olivia zu besuchen. Dabei kommen auch Menschen zu Wort, die die man noch vor zwei Jahren vermeintlich als Schwurbler bezeichnet hätte. Eine Krankenschwester darf erzählen, dass sie aufgrund der berufsverpflichtenden Corona-Impfung gekündigt habe und für ihren Job in den Verkauf wechselte. Es gab sie, diese Zeit, in der Ungeimpfte von der Allgemeinheit ausgeschlossen wurden.
Aber auch das ist zeitlich gut getimt: Nur wenige Sekunden später erzählt Dr. Eckart von Hirschhausen, dass ein Bekannter von ihm auf der Intensivstation lag und ohne Impfung an der Krankheit starb. Storytelling: Fünf von fünf Sternen. Hier soll natürlich das Bild gestreut werden, dass die Impfung Leben rettete – was sie auch tat. Die Aussage von Hirschhausen ist mit vielen Fragezeichen verbunden: War sein bekannter alt, krank und vor allem: Ist er an Corona verstorben oder an den zahlreichen Begleiterscheinungen?

Die Behörden sind bis heute ebenfalls nicht gewillt, Long Covid als Krankheit wirklich anzuerkennen. Hausärzte nahmen die Symptome nicht ernst und attestierten stattdessen Panikstörungen. Mit einem F-Syndrom wurde zum Beispiel Patrick in eine psychosomatische Klinik überwiesen. Mit Professor Bernard Schieffer, der Leiter der Post-Covid-Ambulanz der Uniklinik Marburg, hat man einen prominenten Fürsprecher, dass diese Diagnosen weitgehest Unsinn sind. Rund ein Jahr dauert es, so erzählt es Schieffer, dass seine Patienten seit einem Jahr für eine vernünftige Behandlung kämpfen.
In den überwiegenden Fällen heißt es dann: Ohne Kraft im Bett liegen. «Hirschhausen – was von Corona übrig bleibt» zeigt die irren Wege der deutschen Politik: Ehe eine Arzt überhaupt richtig gegen Long Covid heilen kann, muss überhaupt erst einmal eine klinische Studie abgeschlossen werden. Eine halbe Million Menschen leiden an ME/CMS, sind also dauerhaft bettlägerig. Es ist auch ein wenig ironisch, wenn eine Ärztin der Charité kommentiert, dass die Pandemie vor zehn Jahren einfacher behandelbarer gewesen wäre. Schließlich haben der Datenschutz und das Bürokratiemonster zahlreiche einfache Wege zunichte gemacht.
Hirschhausen ist sich sicher: Gesundheitsminister Lauterbach hat früh von der neuen Volkskrankheit Long Covid gewarnt – aber unterm Strich sei von der Politik zu wenig gehandelt worden. „Bis heute gibt es keine zugelassenen, anerkannten Therapien“, fasst der Mediziner zusammen. „Auch wenn weh tut, wir müssen dort hinschauen“, sagt Hirschhausen zum Ende seiner fesselnden Dokumentation.
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