Hauptsächlich dürfte es die Enttäuschung über «Picard» und «Discovery» gewesen sein, die alteingesessene «Star Trek»-Fans geradezu in Euphorie über die erste Staffel «Strange New Worlds» ausbrechen ließ. Erste Staffeln neuer «Star Trek»-Serien hatten es in den vergangenen Dekaden selten leicht, «Picard» etwa brauchte bis zur dritten und gleichzeitig letzten Staffel, um zu der Serie zu werden, die sich die Fans von Anfang an erhofften, «Star Trek: Enterprise» lief ebenfalls erst in Staffel drei zu Hochform auf, hatte zu diesem Zeitpunkt allerdings schon zu viele Trekkies verloren, um das Aus nach Staffel vier noch zu verhindern. Selbst bei Fan-Favorit «The Next Generation» gelten die beiden ersten Staffeln gleichzeitig als schwächste.
«Strange New Worlds» hingegen durchbrach diesen Zyklus und konnte mit dem Fokus auf das, was «Star Trek» einst groß machte, nämlich eigenständiger Geschichten, der Erkundung neuer Welten und Zivilisationen und einem weitestgehend überzeugenden Cast schon mit der ersten Staffel viele Fanherzen gewinnen. Trotz einiger kleiner Durchhänger profitierte die Serie zudem von ihren lediglich zehn Folgen pro Staffel und konnte so das pacing zwischen eigenständigen und übergeordneten Erzählsträngen stets hochhalten.
Mit Staffel zwei wird der Fokus noch mehr auf einzelne Crewmitglieder und deren individuelle Charakterzeichnung gelegt. Der als Captain eigentlich stets im Fokus stehende Pike etwa, tritt in den ersten Folgen der neuen Staffel lediglich als Randfigur auf, während das Rampenlicht einer jeden Folge einem anderen Castmitglied gehört. Ob Anson Mount aufgrund von Terminschwierigkeiten zunächst nur graduell zur Verfügung stand und die Autoren um diesen Faktor herumschreiben mussten oder es sich hierbei um eine ganz bewusste Entscheidung handelte, sei einmal dahingestellt. Letztlich relevant ist lediglich die Tatsache, dass auch die ersten drei Folgen mit Mount als Randfigur durchaus, mit gänzlich divergierenden Storylines, zu unterhalten wissen, selbst, wenn das Weltall und die Erkundung neuer Zivilisationen hier wenig Raum einnehmen. Den Autoren der Serie merkt man zudem, wie bei kaum einer anderen der jüngsten Star Trek Serien, die Liebe für das Franchise und insbesondere das nötige Hintergrundwissen das gesamte Franchise betreffend für kongruentes Geschichtenerzählen an, das etwa «Discovery» gänzlich zu fehlen scheint.
Den einzelnen Charakteren Raum für ihre Hintergrundgeschichten und Entwicklungen einzuräumen, ist dabei wichtiger Eckpfeiler für die Zuschauerbindung, doch fällt bei lediglich zehn Folgen pro Staffel ebenfalls auf, dass es ein Drahtseilakt werden könnte, den Castmitgliedern diesen Raum zuzugestehen und gleichzeitig das größere Geschichtenerzählen sowie bis zu einem gewissen Grad auch die Action nicht außer Acht zu lassen. Natürlich kann als netter Nebeneffekt das eingesparte Budget für CGI bei zunächst ausbleibenden Weltraumkämpfen und reduziertem Worldbuilding herangezogen werden, das allerdings hoffentlich zum Ende der Staffel hin noch effizient eingesetzt wird.
«Star Trek: Strange New Worlds» backt in den ersten Folgen der zweiten Staffel zunächst noch relativ kleine Brötchen, die allerdings nie langweilig schmecken, sondern ihren ganz eigenen Charme mitbringen und gerade bei alteingesessenen Fans teilweise als Hommage an manche erinnerungswürdige «Star Trek»-Folge angesehen werden dürften. Die Serie beweist nebenbei dem gesamten Franchise, welche Relevanz gut strukturierte und durchdachte Drehbücher für den Publikumserfolg haben. Die besten «Star Trek»-Episoden, waren stets jene, mit den überzeugendsten, einprägsamsten Geschichten. Gerade hier kann der Serie durchaus das Potential zugesprochen werden, Meilensteine im «Star Trek»-Universum zu setzen.
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