Der größte deutsche Privatsender, RTL, ist in den vergangenen Monaten auf eine Goldgruppe im linearen Programm gestoßen. Während ARD und ZDF am Dienstagabend auf Krimi-Ware verzichten, hat der Kölner Sender den „tödlichen Krimi-Dienstag“ eingeführt und damit teils beeindruckende Erfolge gefeiert. Dafür hatte man in einer Fiction-Offensive viel investiert, dennoch konstatierte RTL-Fictionchef Hauke Bartel in einem Interview mit dem Branchendienst ‚DWDL‘: „Dass die Krimis aus dem Stand aber so gut funktioniert haben, damit haben wir nicht gerechnet.“ Der Bereichsleiter konkretisierte sogleich auch die Pläne, die Programmchefin Inga Leschek bei den Screenforce Days angerissen hatte.
„Wir werden deutlich mehr Abende damit bespielen als in diesem Jahr“, versprach Bartel. Klar ist seit zwei Wochen, dass es mit «Alarm für Cobra 11» weitergehen werde. Bartel kündigte nun sechs neue 90-Minüter für die kommende Saison an, also doppelt so viele wie in diesem Frühjahr. Zwei neue Filme soll es von «Miss Merkel» geben. Die Filme basieren auf der Buchreihe von David Safier, der im Herbst den dritten Teil herausbringt. In diesem Jahr soll der zweite verfilmt werden, der dritte dürfte wenig später folgen. Auch der erfolgreichste Titel des „Dienst-Tages“, «Dünentod – Ein Nordsee-Krimi» wird fortgesetzt. Davon sollen drei Filme kommen, wie Bartel verriet.
Bartel hatte auch genauere Infos zu den drei angekündigten neuen Krimi-Reihen in petto, über die Leschek kaum Worte verloren hatte. So wird RTL «Behringer und die Toten» einführen, in der Antoine Monot Jr. die Hauptrolle übernimmt. Verortet ist die Handlung im oberfränkischen Bamberg. „Er spielt dort einen Ermittler, dessen größte Waffe es ist, dass sein Gegenüber ihn unterschätzt, denn hinter seiner gemütlichen Erscheinung steckt ein messerscharfer Verstand“, so Bartel. Produziert werden die beiden Filme von Red Seven, Showrunnerin und Autorin ist Berit Walch, die für RTL+ bereits die Serie «Friedmanns Vier» umsetzte.
Darüber hinaus spielen die beiden weiteren Reihen im Ruhrgebiet. „In einer bisher titellosen Reihe mit Caroline Peters und Serkan Kaya geht es um eine Kneipenwirtin, die über ein Quereinsteigerprogramm zur Polizei kommt, und sich ziemlich schnell in echte Mordermittlungen einmischt – sehr zum Leidwesen ihres Vorgesetzten“, skizzierte Bartel die Handlung der ersten Reihe, die eine Hommage an alle sein soll, „die auf dem Sofa sitzen und sich fragen, ob an ihnen nicht auch eine brillante Ermittlerin verloren gegangen ist“, so Bartel. Die Produktion übernimmt Zeitsprung.
Die dritte Serie im Bunde hört auf den Namen «Mord im Revier» und dreht sich ebenfalls um zwei Hauptfiguren, für die Bartel allerdings noch keine Schauspiel-Besetzung nannte. „Die eine ist eine Berlinerin, die sehr selbstbewusst daherkommt und feststellt, dass das Ruhrgebiet in vielen Themen anders tickt. Ihr Partner hat eine Vorliebe für Italopop und Espresso und wird von allen nur Gianni genannt, womit er einigen Schlag bei Frauen hat. Die Sache hat nur einen Haken: Er ist eigentlich Deutscher bzw. Sohn türkischer Eltern, je nachdem wer fragt“, erläuterte Bartel die Handlung, die „nicht nur bierernst“ erzählt werden soll. Hinter «Mord im Revier» steht Tommy Wosch, als Produzent fungiert die UFA.
Außerdem hält man noch immer einen «Balko Teneriffa»-Film in der Hinterhand, der den Weg ins Free-TV finden soll. Wie es danach mit dem eher quotenschwachen Comeback weitergehen werde, ließ Bartel offen. Abgesetzt ist derweil «Einsatz in den Alpen», der im März 2022 noch donnerstags mit unterirdischen Quoten debütierte. Ein Rerun holte vor rund drei Monaten bessere Werte, aber zu wenig für eine längerfristige Zukunft.
Auch «Sonderlage – Ein Hamburg-Krimi» wird nach zwei Filmen beendet. Das lag weniger an den Quoten, wie Bartel erklärte: „Wir haben gemerkt, dass mit einer anderen Farbigkeit noch mehr drin ist. Ich möchte das herleiten: Die Filme, die in diesem Jahr auf dem Slot gelaufen sind, kommen aus einer bewussten Abgrenzungslogik zustande. Das heißt: «Sonderlage» sollte sich anders anfühlen als der klassische 90er-Krimi. Wir haben dann aber gemerkt, dass die eher klassischeren Ermittlungs-Procedurals, die die eine ernstzunehmende Spannung mit abgeschlossenem Fall plus charismatischen Ermittelnden haben, auch bei uns das größte Potential aktivieren. «Sonderlage» war noch ‚konzeptiger‘.“
Auf Serien-Seite vermeldete Bartel zudem zwei Abschiede: So werde die bei RTL+ erfolgreiche Sendung «Der Schiffsarzt» nicht fortgesetzt. Bartel begründete das vor allem mit der Ausrichtung des Sendeplatzes: „Wir haben mit dem ‚tödlichen Dienst-Tag‘ ein Label geschaffen, das ein klares Bedürfnis erfüllt. Wir schaffen somit leichter Verabredungen als mit einer Serie, die auf einem Schiff spielt und ein Mix aus Medical und Crime ist. Entsprechend geht die volle Kraft auf den ‚tödlichen Dienst-Tag‘. Außerdem wird die RTL+-Serie «Wrong – unzensiert», die im Februar bei Nitro ausgestrahlt wurde, nach zwei Staffeln nicht weitergehen. Allerdings befindet man sich mit Serienschöpfer David Helmut im Austausch über neue Projekte.
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