«Bericht aus Berlin» hat sich mit einer intensiven Sendung in die Sommerpause verabschiedet. Mit dem brisanten Themenmix aus dem kurzzeitigen Aufstand der Wagner-Truppe in Russland, Karl Lauterbachs Krankenhaus-Reform und der vielbesprochenen Landratswahl in Sonneberg fuhr die 30-minütige Sendung 1,37 Millionen Zuschauer ab drei Jahren ein, was unterdurchschnittlichen Marktanteilen von 10,4 Prozent beim Gesamtpublikum und 5,2 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen einbrachte. «Weltspiegel» und «Sportschau» machten ihre Sache aus Quotensicht nicht besser, die Reichweite der Sportsendung fiel sogar erstmals in diesem Jahr unter die Millionen-Marke auf 0,91 Millionen. Auf dem Gesamtmarkt fuhr man sogar nur 5,0 Prozent ein und lag damit fast drei Prozentpunkte unter dem Jahresschnitt, der seit 2021 bei knapp unter acht Prozent liegt. 2021 waren es 7,7 Prozent, 2022 7,8 Prozent.
Das ist insofern interessant, da in diesen Jahren ein Wechsel in der Programmdirektion vonstattenging und Christine Strobl das Ruder übernahm. Sie sorgte dafür, dass die «Sportschau» am Sonntagvorabend in die 19-Uhr-Stunde rückte und die Plätze mit dem «Weltspiegel» tauschte. In Sachen Reichweite ist eine kleine positive Entwicklung zu erkennen, die aber nicht überbewertet werden sollte, da um 19:15 Uhr eben mehr Zuschauer vor dem Fernseher sitzen als um 18:30 Uhr. Angesichts der nur schleppenden Entwicklung ist die Umstellung nach dem Jahreswechsel 2022 verpufft, wäre da nicht die junge Zuschauergruppe. In der klassischen Zielgruppe verbesserte sich das Quotenergebnis von 4,3 (2020) und 5,0 Prozent (2021) auf jeweils 6,1 Prozent in den Jahren 2022 und 2023.
Beim getauschten «Weltspiegel», dessen Sendezeit im Zuge der Umstellung verlängert wurde, ist die Entwicklung dagegen umgekehrt. Verfolgten die kürzeren Ausgaben in den Jahren 2020 und 2021 noch etwas mehr als zwei Millionen Zuschauer, müssen sich die Auslandskorrespondenten seit Januar 2022 mit durchschnittlich 1,85 (2022) und 1,70 Millionen (2023) Zuschauern zufriedengeben. Immerhin sorgte dies für einen leichten Quotenboost von rund einem Prozentpunkt im Vergleich zum Jahr vor der Umstrukturierung. Bei den 14- bis 49-Jährigen, die ohnehin zunehmend das lineare Fernsehen meiden, sind die Verluste dagegen umso drastischer. Im Laufe des aktuellen Jahres verzeichnete «Weltspiegel» gerade einmal 0,22 Millionen junge Interessierte. Vor zwei Jahren belief sich die Sehbeteiligung noch auf 0,44 Millionen. Auf dem Quotenmarkt sank das Ergebnis von 6,8 auf nun 5,6 Prozent. Zuletzt machte man eine unbefriedigende Durststrecke von 4,7, 3,4, 5,0 und 4,1 Prozent durch. Am Sonntag stieg das Ergebnis immerhin auf 6,4 Prozent.
Zurück nach Berlin, wo in den kommenden Wochen die Sommerinterviews anstehen. Auch «Bericht aus Berlin» machte vor nicht allzu langer Zeit einen Sendeplatz-Wechsel durch und wurde im Frühjahr 2020 von 18:30 Uhr auf 18:00 Uhr vorgezogen. Dieser Tausch machte sich zunächst bezahlt. Denn im Jahr 2019 verfolgten im Schnitt nur 1,36 Millionen Zuschauer das Programm. Im Pandemiejahr stieg das Interesse auf über 1,6 Millionen, wo es in den vergangenen beiden Jahren konstant blieb. Aus Quotensicht machte das Info-Magazin einen Sprung von 6,1 Prozent auf 9,0 Prozent. In diesem Jahr drückt der Schuh allerdings wieder gehörig. Die Reichweite fiel im laufenden Jahr auf 1,45 Millionen Zuschauer zurück. Die Einschaltquote bleibt mit 8,5 Prozent zwar vergleichsweise auf einem ordentlichen Niveau, liegt aber eben weit unter dem Senderschnitt von Das Erste.
Das Programmschema von Christine Strobl mag nun organischer daherkommen, wenn man die Info-Strecke mit «Bericht aus Berlin» und «Weltspiegel» bündelt, um danach erst die leichter bekömmliche «Sportschau» zeigt. Zwingend erfolgreicher ist man damit allerdings nicht geworden. Schlagzeilen wird man destotrotz in den kommenden Wochen erwarten dürfen, wenn sich die Spitzenpolitiker bei Tina Hassel und Matthias Deiß ein Stelldichein geben.
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