Debatte

Jan Weyrauch in: Das Geld ist nicht genug

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Mitte Juni wurde Ulrike Demmer zur neuen Vorsitzenden des Rundfunk Berlin-Brandenburg gewählt. Ihr Gegenkandidat Weyrauch wurde sehr dünnhäutig.

Schon häufiger mussten der WDR-Intendant Tom Buhrow und SWR-Intendant und ARD-Vorsitzender Kai Gniffke Stellung beziehen, ob ihr jährliches Gehalt nicht ein bisschen üppig ausfiele. Buhrow kann sich über 413.000 Euro freuen, Gniffke bekommt 361.000 Euro überwiesen und das kleine Radio Bremen zahlt sogar 281.000 Euro für den Intendantenposten.

Seit über 75 Jahren sendet bereits Radio Bremen, doch die Verantwortlichen sind nicht bereit, auf große Einschnitte zu verzichten. Ganz Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern werden vom Norddeutschen Rundfunk bedient, nur das 58.683 Fußballfelder große Bremen plus Bremerhaven hat einen gigantischen Rundfunkapparat. Bremen macht nicht einmal ein Zwanzigstel des Saarlandes aus, hat aber vier Radiosender und Radio Bremen TV.

Obwohl Radio Bremen TV fast dasselbe Programm wie der Norddeutsche Rundfunk abliefert, kann sich die ARD-Anstalt mit Jan Weyrauch sogar einen Programmdirektor leisten. Im September 2021 wurde seine Stelle als Programmdirektor verlängert. Der kleinste Sender aus der ARD kann sich ziemlich viel leisten, oder? – Nein! Das kann er eigentlich nicht.

Radio Bremen steht seit Jahren defizitär da. Die ARD Anstalt Radio Bremen wird seit Jahren von den übrigen Fernsehanstalten getragen. In einem Unternehmen wäre das eine Abteilung, die nicht mehr tragbar wäre. Würde man diese nicht veräußern können, die Schließung der Sparte wäre wohl die Folge. Tatsächlich unterhält Radio Bremen die gesamten Apparate, die ein großer Sender wie der Bayerische Rundfunk betreiben, ebenfalls. Doch Radio Bremen ist verschwenderisch: Weil der recht frische Intendant Jan Metzger mit Dirk Hansen als Programmdirektor nicht mehr weiter arbeiten wollte, bezog er ab September 2012 ein Ruhegehalt - mit 48 Jahren. Sein Nachfolger? Ausgerechnete Jan Weyrauch.

Doch eigentlich sollte dieser Sender entweder eingestellt oder fusioniert werden. Der Norddeutsche Rundfunk sendet für vier Bundesländer, da wird es die Gegend von Radio Bremen auch noch vorsorgen können. Die Menschen können auch weiterhin Informationen aus der Weser-Region bekommen. Doch ein Rundfunk, der sich nicht mal aus den eigenen Mitteln bedienen kann, ist nicht zeitgemäß. Die ARD und ihre Partner wie 3sat und arte produzieren so viele Informationen, dass man die überregionalen Projekte von Radio Bremen auffangen könnte.

Von Radio Bremen zum Rundfunk Berlin-Brandenburg zu wechseln, wäre ein Aufstieg. Die Kandidatenauswahl für den Vorsitz des Rundfunk Berlin-Brandenburgs war allerdings mehr als merkwürdig. Unter anderem wollte sich Jan Weyrauch zur Wahl stellen lassen. Doch dann hieß es, dass das äußerst großzügige Intendanten-Gehalt nicht mehr zur Verfügung steht. Weyrauch zog zurück, weil ihm eine Gehaltsobergrenze nicht zugesagt hatte. Das sind schon wirklich schräge Entscheidungen der ARD-Beteiligten, die scheinbar immer noch nicht merken, dass ihre Art und Weise einem Großteil der Bevölkerung einfach nur noch befremdlich ist.

Man kann durchaus sagen, dass Intendanten große Entscheidungen treffen müssen. Aber der Rundfunkstaatsvertrag, der von der Politik aufgestellt wird, sorgt für die wichtigsten Entscheidungen. Große Würfe, wie die Fusionen von Anstalten, Einstellungen von Fernsehsendern oder anderen wegweisenden Entscheidungen werden nicht vom Intendanten gefällt. Ist ein Intendant nur eine Art Repräsentationsfigur des Senders? Die Verwaltungsräte arbeiten die Themen ab, die das mittlere Management aufgesetzt hat.

Kommen wir zum Geld: Weyrauch hätte durchaus in Berlin auch kleinere Brötchen backen können. Das wird er nicht, weil er mit dem Vorwurf leben muss, dass ihm ein höherer Lohn wichtiger war. If you can’t stand the heat, get out of the kitchen! Vor sechs Monaten hatte Tom Buhrow seinen Auftritt im Hamburger Übersee-Club und meinte, der öffentlich-rechtliche Rundfunk muss sich verändern. Nach neun Jahren WDR-Intendanz kann er bis heute keinen Vorschlag liefern, der umgesetzt wird. Schlussendlich hat man eine Kommission eingesetzt, die künftig Einsparmöglichkeiten erörtert. Ob diese allerdings umgesetzt werden, bleibt abzuwarten.

Fassen wir zusammen: Jan Weyrauch kommt aus einem defizitären Fernsehsender, bekommt ein stattliches Gehalt, obwohl Radio Bremen das sich überhaupt nicht leisten kann. Wie kann man davon ausgehen, dass ein krisengeschüttelter Sender und durch sparzwänge-leidenden Rundfunk Berlin-Brandenburg künftig auch solche Gehälter bezahlen kann? Weyrauch hat sich unsympathisch aus der Wahl herausgegangen und trägt dafür die Verantwortung.

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