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Inzwischen reichen Netflix nicht mehr Dokumentarfilme, es müssen heutzutage ganze Dokumentar-Reihen. Schlussendlich wird von dem amerikanischen Streaming-Konzern alles verfilmt, das einen eigenen Wikipedia-Eintrag hat. Ob die Story schlussendlich das Projekt trägt, ist in der Firmenzentrale im kalifornischen Los Gatos schlichtweg irrelevant. Aus genau diesem Grund entstand die Reihe «Pepsi, wo ist mein Jet?», die im November bei Netflix Premiere feierte.
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In den Vereinigten Staaten von Amerika, einem Land, indem man Unternehmen verklagen kann, wenn auf Kaffee-Bechern kein Warnhinweis vor Hitze abgebildet ist, war das eine Geschäftsidee eines jungen Mannes, der tatsächlich diesen Jet wollte. Da der Spot keinen Haftungsausschuss beinhaltete, suggeriert die Dokumentations-Reihe, Leonard könne einen Kampfjet bekommen. Dabei schreckt die Dokumentation auch nicht davor zurück, das Werk mit unfassbar viel Füllmaterial zu bestücken. So muss jeder Interview-Partner vor dem ersten Gespräch unterscheiden, ob er denn nun Coca Cola oder eben Pepsi trinke.
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Zurück zur Doku-Serie: Filmemacher Andreas Renzi zeigt die Geschichte von vorne. Zunächst wird gezeigt, wie Leonard den Wert des Militär-Jets herausfand und schließlich, dass man für den Konsum von Pepsi dafür mehrere Millionen US-Dollar aufbringen musste. Das war allerdings immer noch ein Plusgeschäft, denn der damalige Wert eines AV-8 Harrier II lag bei 23 Millionen US-Dollar. Durch einen dummen Zufall kam Leonard an einen Pepsi-Katalog und fand heraus, dass er auch einen Pepsi-Punkt für zehn Cent kaufen könne. Schon sank der Preis für den Jet auf lediglich 700.000 US-Dollar. Mit Hilfe von Hoffmann und weiteren Investoren kratzte man das Geld zusammen und schickte einen Scheck zur Abwicklungszentrale von Pepsi. Es werden die Reisen nachgezeichnet, die Leonard und eine Anwaltsgehilfin unternahmen. Grundsätzlich wichtig ist das nicht, aber man möchte die Doku-Reihe mit Inhalt füllen.
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Im August 1999, lange nachdem das Punkte-Programm beendet wurde, entschied die Richterin Kimba Wood, dass "keine objektive Person vernünftigerweise hätte schlussfolgern können, dass der Werbespot den Verbrauchern tatsächlich einen Harrier-Jet anbot". Selbst die Tatsache, dass der Originalspot verändert wurde und einen Haftungsausschluss bekam, trage nicht zur Schuld von PepsiCo bei.
Die Dokumentation, die Netflix schließlich erworben hatte, hat große Längen und suggeriert bis zum Schluss, als handeln John Leonard, Investor Todd Hoffmann und Anwalt Michael Avenatti für einen guten Zweck. Dass die drei Beteiligten allerdings nur aufgrund eines Fehlers im Haftungssauschluss den großen Profit machen wollten, unterstreicht deren betrügerischen Absichten. Die langatmige Doku-Reihe wird nicht von allen Personen zu Ende geschaut und deshalb verfestigt sich wohl ein negativer Eindruck über Pepsi. Es müsste daher nicht heißen «Pepsi, wo ist mein Jet?», sondern «Wie ein 21-Jähriger PepsiCo über den Tisch ziehen wollte».
«Pepsi, wo ist mein Jet?» ist bei Netflix streambar.
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