
Gerade am vorvergangenen Donnerstag, 6. Juli, wurde die fehlende gemeinsame Strategie eklatant offengelegt. Bei Kabel Eins war gewohntermaßen Peter Giesel Urlaubsbetrügern auf der Spur, doch «Achtung Abzocke» musste zeitgleich gegen ein «Sat.1 Spezial» antreten, in dem Ingo Lenßen ebenfalls Ungerechtigkeiten im Mallorca-Urlaub auf den Grund ging. Beide Formate kamen mit je 0,64 Millionen Zuschauern auf dieselbe Reichweite. Peinlich für Rosemann: Sein Sender holte in der klassischen Zielgruppe nur 5,3 Prozent, während Marc Rasmus‘ Kabel Eins 6,7 Prozent einfuhr. Für den Bällchensender war der Wert unter dem Senderschnitt einzuordnen, die orangene Eins kam auf ein deutlich überdurchschnittliches Ergebnis.

Ähnlich fragwürdig verlief auch die Programmierung von «Mission: Impossible» passend zum Kinostart des siebten Teils «Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil Eins» ab. Am Sonntagabend, 9. Juli sendete Sat.1 den sechsten Teil «Fallout» um 20:15 Uhr, im Anschluss folgte der fünfte Teil «Rogue Nation». Beide Filme waren mit 8,8 und 9,2 Prozent bei den Umworbenen sehr erfolgreich, der 20:15-Uhr-Film heimste sogar mehr als eine Million Zuschauer ein. Warum man allerdings mit dem neuesten Film anfing und dann rückwärts ging, erschließt sich nicht ganz, denn nur 24 Stunden später servierte auch Kabel Eins Tom Cruise als Ethan Hunt. Dort ging die Ausstrahlung allerdings von vorn los. Nun könnte man argumentieren, dass zwischen «Fallout» und dem ersten «Mission: Impossible» über 20 Jahre liegen, und der Film aus dem Jahr 1996 entsprechend besser zum Potfolio von Kabel Eins passen würde, doch Sat.1 zeigte Ende Juni auch sämtliche bisherigen «Indiana Jones»-Filme an nur zwei Abenden und hatte damit noch mehr als Erfolg als mit der Cruise-Reihe.

Dass Sat.1 nun schon früher als ursprünglich geplant den Vorabend in Angriff nehmen will, ist angesichts der weiterhin herrschenden Quoten-Dürre ein gutes Zeichen. Zumindest hier gibt es bei den drei Sendern ProSieben, Sat.1 und Kabel Eins keine inhaltlichen Überschneidungen. Mit «Die Landarztpraxis», die im Herbst an den Start gegen soll, tritt Sat.1 eher RTL auf die Füße, die am Vorabend in «Alles was zählt» und «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» ebenfalls Fiction-Ware im Angebot haben. Dass die mögliche Etablierung in der 19-Uhr-Stunde aber ein schwieriges Unterfangen werden könnte, musste zuletzt auch Alexander Kumptner erleben, der mit seiner Chaos-Kochshow «Doppel kocht besser» ins Duell gegen «Das perfekte Dinner» von VOX ging und kläglich scheiterte. Dabei half es auch nicht Netto-Reichweiten zu analysieren, wie Sat.1-Chef Daniel Rosemann zuletzt als Devise vorgab. Ein Flop ist ein Flop, das lässt sich auch mit reinen von der AGF ausgewiesenen Bruttoreichweiten und Einschaltquoten aussagen. Die 14- bis 49-Jährigen mögen zwar nicht mehr die Relevanzzielgruppe darstellen, aber selbst die aktuellen Gesamtreichweiten sollten Gründe genug zum Analysieren geben. Es bleibt zu hoffen, dass in dieser Hinsicht die vom Publikum geforderte Sat.1-Fiction endlich die Lösung bringen könnte.
Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
19.07.2023 18:32 Uhr 1
Und danach lief bestimmt auch noch der sechste Teil namens Rogue Nation...
Mit einmal lesen vor Veröffentlichung sollte einem doch auffallen dass da etwas nicht stimmen kann.