Serientäter

«Ich dich auch» toppt Staffel eins

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ZDFneo hat die zweite Staffel der Adaption der englischen Serie veröffentlicht. Das Urteil fällt sehr gut aus.

Besonders innovativ war das ZDF nicht gerade, dass man nach knapp acht Jahren die bereits 2013 eingestellte Serie «Him & Her» adaptierte. Die Rechte gingen an die Firma Tower Productions, die in einem Studio nicht nur eine kleine Wohnung zusammenbaute, sondern noch einen kleinen Hausflur. Das ist der Spielraum für bis zu zehn verschiedenen Personen. Die erste Staffel der deutschen Adaption und des englischen Originals war noch ziemlich ähnlich, mit der zweiten Runde hat man sich deutlich von der Vorlage entfernt.

Meriel Hinsching spielt Caro, Rojan Juan Barani ist Yannik. Die beiden leben in einer überschaubaren Wohnung und wollen eigentlich nur ihre Ruhe. Doch immer wieder kommen Nachbarn, Caros Schwester mitsamt Verlobter und eine Freundin vorbei. Die zweite Staffel beginnt – wieder einmal – mit einem Missverständnis. Die hochschwangere Isabella, Yannis Ex-Partnerin, steht vor der Tür und bringt einen Umschlag mit. Tüffi bekommt diesen in die Hand gedrückt und dieser glaubt auch noch, dass Yannik der Vater sein könnte.

Yannik und Sven kommen zeitgleich in die Wohnung und finden dort Tüffi vor, der seit eineinhalb Jahren mit seinen Freunden Spieleabende veranstaltet. Der etwas bescheuerte Sven fordert Yannik auf, ebenfalls mit Caro einen Streit zu beginnen, weil Versöhnungssex durchaus interessant sein soll. Er stellt dies unter Beweis, indem er einen Schluck aus der Bierflasche nimmt und dies als normales Stelldichein betitelt. Nun schüttelt er die Flasche und das Bier schäumt heraus, das ist die Welt von Sven und seiner Definition von Versöhnungsgeschlechtsverkehr.

Allerdings sind zwei Figuren schon seltsam angelegt. Obwohl Sven in den ersten Folgen der zweiten Staffel immer etwas dümmlich wirkt, ist dies in anderen Folgen völlig weggeblasen. Beispielsweise als seine Verlobte Svenja in der vierten Folge einen Knubbel am Hodensack entdeckt. An dieser Stelle scheint er ein völlig normaler Mensch zu sein, der sich auch normal verhalten kann. Dies ist auch im Staffelfinale der Fall, das mit einem Knall und einem offenen Ende noch einmal die Zuschauer in Atem hält.

Ein weiterer Fall von seltsamer Figurenentwicklung ist Jackie, die in der Folge „Der Nachbar“ den Junggesellinnenabschied perfekt organisiert, in anderen Geschichten aber geistig abwesend ist. Hier konnten sich die Autoren nicht entscheiden, wie die Figuren angelegt werden, weshalb es tatsächlich zu einem stetigen Wechsel der Eigenschaften kommt. Soll man Sven dümmlich darstellen, kann das vielleicht auch mal Jackie sein? Aber eigentlich soll Jackie schlussendlich auch die große Liebe finden?! Man kann sich durchaus vorstellen, dass die Autoren nicht wussten, wie sie das Thema annehmen sollten.

Vor allem haben die Verantwortlichen hinter «Ich dich auch» das typische Sitcom-Problem: Ihre Hauptdarsteller, also die Identifikationsfiguren, wie beispielsweise Ted in «How I Met Your Mother» ist ein langweiliger Typ. Hier hat man diese in gleich doppelter Dosis, wenngleich Caro und Yannik ein gutes Paar abgeben. Jedoch muss der Cast mit Svenja, Sven, Tüffi und Jackie noch einmal vergrößert wird. Aber trotzdem ist das von den Figuren nicht so ein Chaos wie es beispielsweise in «How I Met Your Father» ist.

Die acht neuen Geschichten sind trotz leichter Fehler ordentlich verfasst und deutlich lustiger als die erste Runde. Es macht Spaß, wenn Tüffi und Jackie so wunderbar aneinander vorbeireden, wenn verschiedene Störenfriede wie die Ex-Freundin Anita auftaucht oder ein DHL-ähnliches Unternehmen – einfach aus Prinzip – im zweiten Stock eines Wohnhauses einen Paketshop eröffnen möchte. Das könnte alles in echt sein, nur noch eine kleine Schippe extremer.

Auch andere Nebendarsteller wie Yannis liberale Mütter Claudia und Elli, die mit einem Sauerteig die Fähigkeiten des Aufpassens testen wollen, runden das Geschehen ab. Es macht auch Spaß, wie Caros Mutter Marion ihre Tochter, ihren Ehemann oder gar Yannis Eltern aufgrund ihrer Aussprache ständig verbessert. Nur eine Folge macht weniger Spaß: In der vorletzten Episode ist Caro krank. Die gestresste Art kommt nämlich auch beim Fernsehzuschauer nicht wirklich gut an.

«Ich dich auch» kann in der ZDFmediathek gestreamt werden.

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