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Schlechte Kinozahlen, höhere Zinsen: Disney und WBD unter Druck

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Für die zwei Major-Studios sieht es aktuell wirklich nicht rosig aus. Die angespannte politische Situation führt zu deutlich höheren Zinsen und niedrigeren Umsätzen.

In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich Disney wahrnehmbar verwandelt. Das Studio schloss vereinzelte kleine Tochterstudios und konzentrierte sich auf die Realverfilmungen seiner Märchen. Außerdem übernahm man Marvel, Lucasfilm und Pixar – daraus entstanden bis vor Kurzem regelrechte Goldgruben. Doch inzwischen hat sich dank der angespannten Wirtschaftssituation und die veränderten Realitäten in Sachen Streaming der Markt spürbar verändert.

Früher erwirtschaftete Disney mit seinen Marvel-Spielfilmen Milliardenumsätze, zuletzt enttäuschte allerdings «Ant-Man and the Wasp: Quantumania» mit einem Einspielergebnis von 476 Millionen US-Dollar. Fünf Jahre zuvor erwirtschafte «Ant-Man and the Wasp» noch 622 Millionen US-Dollar. Das Feuerwerk von «Avengers: Endgame» war der krönende Abschluss einer Marvel-Phase und sorgte für 2,8 Milliarden US-Dollar Umsatz. Disney musste zuletzt häufiger zurückstecken, denn die Realverfilmung von «Arielle, die Meerjungfrau» kam auf 527 Millionen US-Dollar. Normalerweise ist das Studio gewohnt, dass man pro Jahr mindestens einmal über eine Milliarden US-Dollar mit einem Spielfilm springt. Der junge Pixar-Spielfilm «Elemental» kam nicht einmal auf 200 Millionen US-Dollar Einspielergebnis, obwohl die Fachpresse den Inhalt lobte. Das ist wenig überraschend, da Pixar mit Ausnahme von «Soul» und «Alles steht Kopf» qualitativ nur noch mittelmäßige Ware ablieferte. Gerade die Studioeinheit steht unter Druck, weil viele Familien eine Disney+-Veröffentlichung nach knapp zwei bis drei Monaten einplanen und somit die Kinosäle nicht mehr betreten.

Jetzt hat es auch ein weiteres Mal Lucasfilm getroffen. Schon die «Star Wars»-Solo-Filme liefen enttäuschend, sodass man die Trilogie mit den «Game of Thrones»-Machern David Benioff und D.B. Weiss cancelte. Eine neue, noch nicht bekannte Trilogie soll die Kinokassen füllen. Bei Disney ist man sich aber auch im Klaren, dass jede große Produktion mindestens 200 Millionen US-Dollar kostet. Marketingtechnisch muss man noch einmal 100 Millionen US-Dollar drauflegen. Kurzfristig kann das Unternehmen nicht wirklich sparen, denn solche Big Pictures sind drei bis fünf Jahre in Produktion. Außerdem stellt sich die Frage, woran man wirklich Einsparungen vornehmen kann. In der Pandemie lieferte der Warner-Bros.-Spielfilm «Wonder Woman 1984» den qualitativen Bodensatz ab, der als Mahnmal der Branche steht. So schlechte Special-Effects hat seit vielen Jahren kein Blockbuster mehr gehabt.

Lucasfilm-Chefin Kathleen Kennedy sind schon mehrere Fehler in ihrer Laufbahn unterlaufen. Die letzten drei «Star Wars»-Filme lieferten im Gegensatz zu den Episoden I bis III kein Gesamtbild ab, sondern waren inhaltlich für zahlreiche Kritiker im Feuilleton mau. Der neue «Indiana Jones» bekam zuletzt auch nur enttäuschende Rezensionen und das Fehlen von Steven Spielberg hat die Branche aufhorchen lassen. Letztendlich sind die Einnahmen von knapp 300 Millionen US-Dollar auf ganzer Linie enttäuschend. Von den bisherigen Kinogängern gab es auch keine frenetischen Kommentare in den sozialen Medien. Der Kristallschädelfilm spielte fast 800 Millionen US-Dollar ein, das Produktionsbudget lag bei 185 Millionen.

Auch die Kino-Sparte von Warner Bros. Discovery hat mit Rohrkrepierern zu kämpfen. Der sehr positiv besprochene Spielfilm «Air» mit Jason Bateman verdiente lediglich 90 Millionen US-Dollar, der DC-Blockbuster «The Flash» spielte 267 Millionen US-Dollar ein. Die politischen Spannungen führen dazu, dass wichtige Geldquellen wegbrechen. Russland war beispielsweise ein beliebter Käufer von zahlreichen Filmen aus dem Kosmos von Warner Bros. Discovery und Disney, die chinesische Regierung lässt auch gerne mal ein paar Filme aussperren. Man achtet in China auf den politischen Kurs aus Washington D.C. und zuletzt wurden zahlreiche angrenzende Staaten von China verärgert, weil der Warner Bros.-Spielfilm «Barbie» die Grenzen zu Gunsten von China auslegte. Das führte zu Boykotten von Philippinen und Vietnam. Bei einem Film wie «The Flash» kamen rund 25 Millionen US-Dollar des Kinoumsatzes alleine aus China, die Chinesen machen oft zehn Prozent oder mehr des Umsatzes aus. Da ist es auch nicht unüblich, dass man eine chinafreundliche Politik in den Filmen anschlägt.

Warner Bros. Discovery und Disney sind hochverschuldete Unternehmen. Zwar hat WBD-Chef David Zaslav innerhalb von knapp eineinhalb Jahren fünf Milliarden US-Dollar an die Banken zurückbezahlt, doch noch immer lasten 48,9 Milliarden US-Dollar Schulden auf dem Konzern. Die amerikanische Notenbank (FED) hat nach der Übernahme der Schulden die Leitzinsen von 0,25 auf inzwischen 5,00 Prozent erhöht. Folglich werden die Zinsen in die Höhe schnellen und diese Millionenbeiträge müssen an anderen Stellen eingespart werden. Der Micky-Maus-Konzern ist mit seinen 45,0 Milliarden Schulden auch nicht besser aufgestellt. Das Unternehmen musste sich Milliarden in der Corona-Pandemie leihen, weil die Vergnügungsparks im geschlossenen Zustand Milliardengräber waren. Vor der Pandemie lasteten 38 Milliarden US-Dollar auf den Schultern der Maus, zwischenzeitlich waren es auch schon 54 Milliarden US-Dollar.

Beide Unternehmen haben das Problem, dass ihre Streamingdienste nicht gewinnträchtig waren. HBO Max ist eigentlich nur der verlängerte Arm von Home Box Office (HBO), die Nutzerentwicklung des reinen Streamingdienstes war enttäuschend. Aus diesem Grund favorisiert das Unternehmen Warner Bros. Discovery die Verlängerung des Kontraktes mit der NBC-Tochter Sky. Das spült unterm Strich mehr Geld in die Kassen des Unternehmens. Die Disney-Tochter Disney+ hat zwar ein ordentliches Wachstum hingelegt, jedoch ist das Abenteuer Streaming ein großes Verlustgeschäft. Daher wurden schon zahlreiche Formate wieder offline genommen, um die Bilanzzahlen zu schönen. Wobei Disney ohnehin fast nur bei eigenen Firmen bestellt, weshalb das Geld von der Consumer-Sparte in die Produktionssparte wanderte. Der Ärger ist dennoch da: Den Abonnenten von Disney+ werden einige Filme und Serien nicht mehr ausgespielt.

Im Gegensatz zu Warner Bros. Discovery hat Disney einen entscheidenden Vorteil: Die zahlreichen Produkte des Unternehmens können als Merchandising und Consumer-Products verkauft werden. T-Shirts von Primark tragen Disney-Figuren, die Parks sind nach der Pandemie wieder sehr gut gefüllt. Auch Puppen wie Baby Yoda waren riesige Plusgeschäfte, die Lego-Sets von Marvel-Abenteuer verkaufen sich prima. Medienexperten hoffen, dass sowohl Warner als auch Disney neue Marken schaffen und nicht nur der alten Formate bedienen. Ab einem bestimmten Punkt, so munkelt man, werden zahlreiche Produkte nicht beliebig oft wiederholt werden können. Disney war in den vergangenen zwei Dekaden allerdings nicht einfallsreich und Warner Bros. plant das große Geschäft mit einer «Harry Potter»-Serie und einem neuen DC-Universum. Viel Glück!

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