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Im Zuge dessen haben sich Micky-Maus-Konkurrent Warner Bros. Pictures und Mattel zusammengeschlossen, um einen «Barbie»-Spielfilm zu kreieren. «Lady Bird»-Regisseurin Greta Gerwig und Nora Baumbach («Marriage Story») haben ein Drehbuch verfasst, das eine Mischung aus drei unterschiedlichen Genres ist – und damit gar nicht zusammen passt. Man hätte erwarten können, dass Warner Bros. so ein Prestige-Projekt wie dieses von einem Mastermind redigieren lässt. Um eine Art Mattel-Universum zu erschaffen und damit eventuell mit DC gleichzuziehen, hätte man das erfahreneren Autoren überlassen müssen.
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Doch Barbie steckt in ihrem gleichnamigen Film in einer Zeitschleife. «Und täglich grüßt das Murmeltier» lässt grüßen, doch Bill Murray ist hier Margot Robbie. Während Phil vor genau 30 Jahren diese Zeitschleife durchbrechen möchte, hält Barbie an diesem ewig wiederholenden supertollen Tag fest. Doch Barbie bekommt Selbstzweifel, denkt bei einer abendfüllenden Party gar über den Tod nach. Das schockiert ihre zahlreichen Freundinnen, aber schon bald steht fest, dass Barbie die Parallelwelt verlassen muss.
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In Los Angeles müssen Barbie und Ken ein Mädchen suchen, deren Lebensgefühl aus den Fugen geriet. Mit dem Aufeinandertreffen mit der jungen Sasha (Ariana Greenblatt, «Stuck in the Middle») gleitet der Spielfilm in den dramatischen Teil. Die zynische Teenagerin veralbert Barbie, weil sie sich für eine Puppe hält. Außerdem habe natürlich das Mattel-Spielzeug das Frauenbild um ein halbes Jahrhundert nach hinten geworfen. Es sind schon große Stücke, die Regisseurin Greta Gerwing aus Sashas Mund sprechen lässt. In «Barbie» bekommt Mattel so richtig sein Fett weg, zahlreiche fragwürdige Entscheidungen in Sachen Spielzeug werden kritisch ausgearbeitet. Der Spielzeughersteller hat wohl auch nur zugestimmt, so negativ behandelt zu werden, weil man sich dadurch einen Kassenschlager erhofft.
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Unterdessen kommt Sashas Mutter, Gloria, hervorragend gespielt von American Ferrera («Ugly Betty») ins Spiel, die mit der Barbie den ungeheuerlichen Plan von Ken aufhalten und gegen Mattel kämpfen muss. In einer Schulbücherei entdeckt Ken das Patriarchat, das zu sehr lustigen Momenten führt – allerdings wieder im satirischen Stil von «The White Lotus» und damit wieder der krasse Gegensatz zu den vorherigen albernen Witzen aus 80er-Jahre-Komödien.
«Barbie» ist eine außergewöhnliche Produktion. Allerdings nicht etwa eine Produktion, die alles in den Schatten stellt, sondern eine verkorkste Vermischung aus drei unterschiedlichen Genres: Satire, Drama und Klamauk. Obwohl der Warner-Bros.-Film fantastisch beginnt, endet er mau und ohne Konzept. Um es böse zu sagen: Der «Barbie»-Film ist ein weiteres liebloses Spielzeug von Mattel. Der Greta-Gerwig-Film wäre eindeutig besser geworden, wenn man sich auf ein Genre konzentriert hätte. Bedauerlich!
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