
Die Gewinner, wie beim bayerischen Totopokal der FV Illertissen, der sich gegen den FC Ingolstadt mit 4:3 im Elfmeterschießen durchsetzte, sind dann für die erste Runde des DFB-Pokals gesetzt. Um überhaupt am bayerischen Event teilzunehmen, muss ein Team der dritten Liga oder der Regional-Liga Bayern angehören. Die 24 Kreispokalsieger könnten daran mitwirken, auch wenn das zwei Jahre K.O.-Spiele bedeutet. Wunder gab es aber immer wieder: Vereine wie der TSV Gerbrunn, der aktuell in der A-Klasse kickt, haben es in den DFB-Pokal geschafft und durfte gegen einen Zweitligisten antreten. Auch wenn das Ergebnis mit 0:14 katastrophal ausfiel, war das Match gegen Wacker Burghausen für das unterfränkische 6.500-Seelen-Dorf ein Highlight.
Da es immer wieder zu zahlreichen Überraschungen zwischen David gegen Goliath kommt, gilt die Regel, der Pokal habe „seine eigenen Gesetze“. Am ersten Pokalwochenende ist es schon öfters zu großen Überraschungen gekommen. So schlug beispielsweise Eintracht Trier im Sommer 1997 erst den amtierenden UEFA-Pokal-Sieger FC Schalke 04 und später auch den Champions League-Sieger Borussia Dortmund. Nur vier Jahre später schlug der SSV Ulm als Verbandsligist den 1. FC Nürnberg. Es ist auch kein Geheimnis, warum es zu diesen spektakulären Ergebnis-„Unfällen“ kommt: Für die Spieler der unteren Klassen ist das Kräftemessen mit einem Bundesliga-Spieler das sportliche Highlight seines Lebens, worauf sich das Amateur-Team über Wochen vorbereitet und selbst gesamte Dörfer – im wortwörtlichen Sinne – aus dem Häuschen sind. Gleichzeitig will sich auch kein Spieler des RB Leipzig bei einem qualitativen eher niedrigen Niveau die Haxen brechen und wird anders Performen als in der Champions League. Die Profi-Teams laufen dann eher bedacht auf. Anders lässt sich auch nicht anders erklären, dass der damalige Champions League-Sieger FC Bayern im Oktober 2020 gegen den Fünftligisten 1. FC Düren nur 3:0 gewann. Für zahlreiche Sportvereine ist der Pokal auch eine gute Einnahmequelle: Wer gegen den Profi antritt, bekommt im Sommer über 120.000 Euro, sollte ein Sieg erfolgen sind schon insgesamt 386.000 Euro drin. Überhaupt muss man dem DFB attestieren, dass die Freizeitkicker und ihre Sportvereine die Gewinner des Wettbewerbs sind.

Am Samstag eröffnen um 13.00 Uhr Balingen – Stuttgart und Jena und Hertha BSC den zweiten Turniertag. Zur Bundesliga-Zeit, die eine Woche später startet, finden gleich sechs Begegnungen statt. So darf Borussia Dortmund gegen TSV Schott Mainz auflaufen, Werder Bremen gegen Viktoria Köln und Leverkusen gegen den Hamburger Stadtteil Ottensen. Am Abend geht es mit Partien von Mainz 05 und VfL Bochum weiter. Am Sonntag beginnt um 13.00 Uhr unter anderem Freiburg, ehe später Eintracht Frankfurt, FC Augsburg und Wolfsburg gegen Amateurmannschaften ranmüssen. Das bereits erwähnte Illertissen muss sich gegen Fortuna Düsseldorf beweisen. Bis zu 3.000 Menschen werden in den Landkreis von Neu-Ulm fahren oder einfach zum Sportplatz laufen. Am Sonntag um 18.00 Uhr spielt nur Union Berlin aus der ersten Liga. Am Montag sind um 18.00 Uhr drei Spiele angesetzt, so ist unter anderem Bundesliga-Aufsteiger Darmstadt gegen Homburg gefordert und Hoffenheim versucht Lübeck aus dem Pokal zu kicken. Um 20.45 Uhr ist Osnabrück und Köln gesetzt, das auch von Das Erste übertragen wird. Alexander Bommes führt durch die Sendung.
Während eine Fußballweltmeisterschaft aus 64 Partien besteht, setzen die Verantwortlichen des Deutschen Fußball Bund innerhalb von vier Tagen 30 Spiele um. Bis vor ein paar Jahren waren es noch zwei mehr, allerdings treten Bayern München und Titelverteidiger RB Leipzig zum legendären „Kampf um die Goldene Ananas“ an und duellieren sich am Samstagabend im DFL-Supercup. Die Spiele Preußen Münster – München und Wiesbaden – Leipzig laufen erst Ende September zur Primetime.

Der 5:0-Sieg von Gladbach erreichte im Ersten über sieben Millionen Fernsehzuschauer, doch zeitgleich wurden drei weitere Spiele angepfiffen. So schön wie die halbe Fußball-Weltmeisterschaft im August auch ist, vermarkten lässt sich der DFB-Pokal nur schwer. Sky verkauft schlichtweg keine weiteren Abos, weil sie den Wettbewerb im Programm haben. Der Rahmenspielplan der UEFA lässt auch keine Aufweichungen der Spieltage zu, schließlich werden die Profi-Vereine mit der Bundesliga unterhalten. Der Pokal bezahlt keine großen Rechnungen, weshalb der Wettbewerb auch weiterhin ein Zusammenschluss von Amateuren und Profis bleibt und auch weiterhin schlecht vermarktbare Fernsehrechte mit Überraschungserfolgen einhergehen. Für die Zuschauer entfacht am Wochenende ein wirkliches Fußballfest, die Fans des runden Leders haben die Qual der Wahl.
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