Im deutschen Fernsehen macht sich das Sommerloch dieser Tage so breit wie gefühlt selten zuvor. Angesichts eines schwachen Werbemarktes wollen die Sender ihr Pulver nicht verschießen und setzen stattdessen auf zahlreiche Wiederholungen und kostengünstige Archiv-Ware. Aktuell dominieren Filme weite Teile des deutschen TV-Programms, was nicht nur für das Privatfernsehen, sondern auch für die gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Sender gilt. Ein beliebtes wie häufig wiederholten Film-Franchise ist die «James Bond 007»-Reihe, die zu Beginn des Jahres die Seiten wechselte.
Aus Köln (RTL Deutschland) ging es nach Unterföhring zur Seven.One Entertainment Group. Nach dem Abschied Daniel Craigs in „Keine Zeit zu Sterben“ steht noch immer nicht fest, wer dessen Nachfolger als Agent 007 wird. Medienberichten zufolge soll Aaron Taylor-Johnson derzeit die besten Chancen haben, zuletzt wurde auch Richard Madden ins Spiel gebracht. Bis es zum 26. Film kommt, wird der Spion aber wohl noch des Öfteren über die Bildschirme der Wohnzimmer flimmern. Derzeit ist James Bond fester Bestandteil des Freitagabends bei ProSieben. Dort liefen zuletzt die Filme zwölf „In tödlicher Mission“ und 13 „Octopussy“ in umgekehrter Reihenfolge, da es sich bei ersterem um eine Wiederholung der Vorwoche handelte.
„Octopussy“ sicherte sich 1,31 Millionen Zuschauer und war damit das erste ProSieben-Primetime-Programm der Woche, das mehr als eine Million Zuschauer unterhielt. Der Spielfilm «Ad Astra – Zu den Sternen» schaffte am Sonntagabend mit 1,42 Millionen Sehern die Wochen-Krone. In der Zielgruppe verzeichneten die beiden Streifen jeweils 8,9 Prozentpunkte. Auf dem Gesamtmarkt lief es für den Bond-Film mit 6,2 Prozent ausgezeichnet. „In tödlicher Mission“ sorgte ab 23:00 Uhr sogar für 7,6 Prozent bei den ab Drei-Jährigen. In der Zielgruppe waren 8,4 Prozent drin. Obwohl dies jeweils gute Ergebnisse für ProSieben dieser Tage bedeute, lag man damit unter dem Schnitt der vergangenen Wochen. Die Bond-Reihe begann Anfang Juni mit «James Bond jagt Dr. No» von vorne und holte seither rund zehn Prozent Marktanteil.
Der Unterföhringer Sender hat inzwischen das Interesse an der Franchise erkannt und streckt die Reihe künstlich in die Länge. Sendete man zu Beginn zwei Filme pro Freitag, stellte man den Rhythmus schnell auf einen Film plus Wiederholung der Vorwoche um. Durchaus bemerkenswert ist auch der Umstand, dass nicht nur ProSieben mit «James Bond 007» Erfolg hat. Auch Schwestersender Kabel Eins hat Sean Connery und Co. im Angebot und zeigt die Filme seit Ende Juni immer am späten Mittwochabend mit einigem Erfolg. So hielt „Der Spion, der mich liebte“ am 2. August 0,41 Millionen Zuschauer ab 23:00 Uhr, obwohl im Vorlauf mit «The Amazing Spide-Man» nur eine halbe Million Menschen gemessen wurden. Die Quote mehr als verdoppelte sich dementsprechend von 2,3 auf 4,8 Prozent. In der Zielgruppe ging es von 3,8 auf tolle 5,3 Prozent nach oben. Jene Werte wurden wohlgemerkt bis 1:26 Uhr gemessen.
Die Ergebnisse sind für Kabel Eins kein Einzelfall, aber sicherlich dürfte auch der dritte Sender eine Rolle gespielt haben, der in den vergangenen Tagen James Bond im Programm hatte. Das ZDF sendete ebenfalls am Mittwochabend – bereits ab 20:15 Uhr – «James Bond 007 – Spectre». Der Film lockte 4,11 Millionen Menschen an und sorgte mit 18,0 Prozent bei allen und 15,7 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen für die Marktführung an jenem Abend. Trotz einer rund 30-minütigen Überschneidung dürften viele vom orangenen Sender aus Mainz zur orangefarbenen Eins nach Unterföhring gewechselt sein.
Seven.One ist damit ein Rechte-Coup gelungen, denn auch in den vergangenen Jahren war «James Bond 007» sehr erfolgreich im deutschen Fernsehen unterwegs. VOX zeigte regelmäßig zahlreiche Filme, griff dabei allerdings nicht immer auf die Filme aus den 60er-Jahren zurück. Insofern hat ProSieben nicht nur eine Goldgrube gefunden, sondern macht so manchen Bond-Fan besonders glücklich.
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