Serientäter

20 Jahre nach dem Start: Ist «The O.C.» gut gealtert?

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Im August 2003 landete Josh Schwartz mit seiner Drama-Serie über Orange Country einen Überraschungshit. Wir blicken auf eine weitreichende Zeit zurück.

Nach sechs Jahren verabschiedete sich der Überraschungserfolg «Dawson’s Creek» beim Fernsehsender The WB, schon drei Jahre zuvor wurde «Beverly Hills, 90210» aus dem Programm genommen. Der Sommer für die amerikanischen Teens und Twens war also reif, um eine neue Serie für Jugendliche zur Primetime zu etablieren.

Der junge Josh Schwartz, der 1995 auf der University of Southern California (USC) Film und Fernsehen zu studieren begann, verfasste schon 1997 den Film «Providence», den TriStar Pictures allerdings nie produzieren ließ. Für ABC arbeitete er an «Brookfield» und für Warner Bros. Television durfte er den Plot für «Wall to Wall Records» verfassen, beide Projekte gingen aber nie in Serie. Als 26-Jähriger kam dann der große Durchbruch: Warner Bros. Television fand das Skript von «The O.C.» gut und ließ ihn das Format entwickeln. Mit dem Fernsehsender FOX hatte man den perfekten Partner gefunden, denn das Drama von David E. Kelley «Boston Public» lief nur noch mau und zahlreiche andere Serien erwiesen sich als Rohrkrepierer.

Am Dienstag, den 5. August, lief die erste Folge über den Sender. Im Hochsommer erreichte „Premiere“ 7,46 Millionen Fernsehzuschauer und war für das vierte Network ein Hit. Schließlich lief es auch bei den 18- bis 49-Jährigen fantastisch, weshalb man schnell neue Episoden bestellte. Die erste Staffel bestand ursprünglich nur aus sieben Episoden, weshalb die Serie zwischen Mitte September und Ende Oktober nicht zu sehen war.

Die Drama-Serie handelt überwiegend von vier Jugendlichen. Im Mittelpunkt steht der sozial-unbeholfene Sohn Seth Cohen (Adam Brody), der kaum Freunde hat und schon seit Jahren die hübsche Summer (Rachel Bilson) anbetet. Nun kommt der erstmals straffällig gewordene Ryan Atwood (Ben McKenzie) in sein Leben, der von seiner gewalttätigen und armen Familie flieht und das Angebot annimmt, im Haus der Cohens kurzzeitig zu wohnen. Schließlich ist Seths Vater Sandy (Peter Gallagher) Pflichtverteidiger und hat sich auf Jugendstrafen spezialisiert. Mutter Kirsten (Kelly Rowan) ist zunächst überhaupt nicht begeistert, dass ein armes Kind im reichen Zuhause in Orange County unterkommt, wo Villen neben Villen stehen.

Da kommt auch schon die Nachbarstochter Marissa Cooper (Mischa Barton) ins Spiel, die Ryan den Kopf verdreht. Aber das schönste Mädchen der Stadt hat natürlich schon einen Partner (Chris Carmack). Die Eltern von Marissa, Julie (Melinda Clarke) und Jimmy Cooper (Tate Donovan) sind verschuldet und der Patriarch Caleb Nichol (Alan Dale), Mutter von Kristen und späterer Liebhaber von Julie), hält den Laden am Laufen.

«The O.C.» passte damals perfekt in eine Lücke: Die anständigen Drama-Serien waren eben erst vorbei, das raue Leben von den schmutzigen Seiten von Los Angeles fanden Einzug in das FOX-Programm. Die Fernsehstation hat schon einmal mit einer Anti-Serie alle Register gezogen und die Zuschauer überzeugt: «Eine schrecklich nette Familie» wurde zum Gegenentwurf zur «Bill Cosby Show». Schon die erste Szene zwischen Ryan und Marissa, die sich auf der Straße vor den Häusern treffen, und eine gemeinsame Zigarette zu rauchen, ist ein Gegenentwurf zur damaligen perfekten Vorstadtwelt von «Dawson’s Creek».

Ryan und Marissa wurden ein Paar, Seth schnappte sich Summer. Doch die Autoren mussten bei FOX viel Stoff abliefern, die erste Staffel umfasste letztlich 27 Episoden. Die zweite Runde bestand aus 24 Folgen und die dritte Season musste 25 Folgen ausfüllen. Das führte dazu, dass auch Mischa Barton ausstieg und man ihren Serientod inszenierte. Das führte kurzzeitig auch zu Wirrungen im Drehbuch, denn die 16-teilige finale Staffel nahm Autumn Reeser als Taylor Townsend auf. In der dritten Runde war sie noch ein neurotischer Sidekick, in den finalen Folgen schließlich die große Liebe. In den vier Jahren trennten sich die jungen Paare immer wieder und kamen neu zusammen, das perfekte Hin und Her, um eine Teenager-Serie zu füllen.

Doch nicht nur die Geschichten der jungen Schüler waren spannend, vor allem die Beziehung zwischen dem Ehepaar Cohen durchlief Krisen. Zu den besten Storylines gehörte die Geschäftsführung der Cooper Group, die der verstorbene Vater in eine Schuldenmisere geführt hat. Auch das wechselnde Liebesleben der Nachbarin Julie gehört zu den stärksten Momenten der Serie, schließlich wird eine naive Luxusdame zur altklugen Geschäftsfrau. Da sich das Internet zur Produktionszeit noch nicht in der breiten Gesellschaft durchgesetzt hatte, konnten die Autoren Geschichten ohne ständige Telefonate, SMS oder Chatnachrichten verfassen. «The OC» setzte daher oft auf die persönliche Begegnung.

People of Color sind in «O.C., California» nicht zu sehen. Das Programm für diese Gesellschaftsgruppe hatte Anfang des Jahrtausends fast nur die CBS-Schwester UPN übernommen. Selbst Asiaten und Mexikaner sind kaum vertreten. Der Serie muss man aber teilweise zugutehalten, dass Orange County schon immer eine sehr weiße Gegend war. Dennoch hätte gerade auf dem Campus oder an der Universität die Besetzung durchaus diverser ausfallen können. Schließlich spielen nicht alle Episoden im Reichen-Städtchen südlich von Los Angeles.



«O.C., California» hatte zwar einen roten Faden, die Episoden waren allerdings abgeschlossene Episoden. Bereits die zweite Folge beschäftigte sich mit einem Vorfall in einem „Musterhaus“ der Newport Group, wenige Folgen später besuchte man „Tijuana“ und „Das beste Weihnukkah aller Zeiten“ handelte natürlich vom Weihnachtsfest der jüdischen Gemeinde und den Christen. Die Zeiten, in denen die Handlungen vollkommend fließend waren, gab es noch nicht. Schließlich waren Networks wie FOX stets darauf bedacht, dass man einzelne Folgen immer eigenständig wiederholen könne – was man auch oft tat.

In Deutschland konnte «The OC» am Mittwochabend nie Fuß fassen. ProSieben gab dem Überraschungshit zahlreiche Chancen in der Primetime, doch das Publikum fand den Weg nicht dorthin. Schließlich wurden die neuen Geschichten im Sommer 2007 am Samstagmittag versendet. Mehrfach wurde «O.C., California» am Nachmittag wiederholt – unter anderem von VOX, aber außerhalb der Streamingdienste waren die Werte kaum überzeugend.

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