Filme des Grauens

«Plan 9 aus dem Weltall»

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«Plan 9 from Outer Space» zeigt eindrucksvoll, wie man einen Film definitiv nicht herstellen sollte.

Der Schwarzweiß-Film «Plan 9 aus dem Weltall», 79 Minuten Länge, gedreht 1958 von Regisseur-Autor-Produzent Edward D. Wood und herausgebracht 1959, gehört zum Mix-Genre des Science-Fictions und Horrors. Er enthält sowohl futuristische Elemente (Landung von Außerirdischen, deren überlegene Technologie) als auch die üblichen Stilmittel des Horrorfilms, wie Friedhof-Location, Untote und Skelette, überzeichnet lange Krallen, Dunkelheit und Nebelschwaden. Damit bespielt Woods Film Topthemen seiner Zeit, denn diese Filmarten waren in den Fünfzigern sehr in Mode, unter anderem befeuert von einer Serie von angeblichen UFO-Sichtungen in der Epoche, die die Sensationspresse beschäftigten (das wird auch in «Plan 9» wiedergegeben).

Viele Werke aus diesen Jahren, teils geschuldet geringen Budgets und einfacher Tricktechnik, die nicht vorteilhaft gealtert ist gegenüber den technischen Möglichkeiten folgender Jahrzehnte, können von späteren Zuschauern nicht anders als mit Belustigung angeschaut werden. Aber selbst in diesem Reigen fallen manche Werke, besonders die von Edward D. Wood, durch besonders miserable Machart auf, was ihnen nachträglich einen Kultstatus eingebracht hat. Das Mix-Genre muss also um eine dritte Komponente angereichert werden; die Kategorie des Trashfilms.

Vor allem sehr offensichtliche Continuity-Fehler haben zu dieser Umbewertung beigetragen. So ist es öfters abwechselnd Tag und Nacht im Handlungsablauf oder Ausstattungselemente im Bild tauchen auf oder verschwinden, ohne dass es Sinn machen würde. Man kann von einem Regisseur auch nicht behaupten, dass er Perfektionist gewesen wäre, wenn man erfährt, dass er oft eine Szene nur einmal und ohne vorheriges Üben drehen ließ, um Kosten und Zeit zu sparen. Enthaltene Fehler werden dann einfach mitgenommen. Fehlendes Geld ist auch, was die Szenenbilder unfreiwillig dem Komischen preisgibt, durch mangelhafte Wahl von Requisiten, falsche Dimensionen (Größe von Grabsteinen, Gruftkapelle im Format eines Latrinenhäuschens, aus dem mehrere Leute aussteigen) oder schlechte Effekte (UFOs schwanken an Führungsdrähten durchs Bild). Merkwürdige Einfälle wie irdische Holzmöbel an Bord einer außerirdischen Basisstation oder in den Untertassen tragen ebenfalls dazu bei.

Die Story selbst ist sehr verworren und nicht ohne logische Fehler, wenn auch an dramatischen Übersteigerungen nicht gespart wird. Dafür sorgt unter anderem der damalige Profi-Fernsehwahrsager Criswell zu Anfang und Ende des Films, auch wenn er wenig vom Prompter abzulesen hat, was Sinn macht. Witzige Details zur Produktionsgeschichte wie jenes, dass Wood und alle Beteiligten sich von Baptisten taufen lassen mussten, um von der Kirchengemeinde eine Finanzierungshilfe einstreichen zu können, während das Wort "Grabräuber" im Filmtitel als zu blasphemisch gestrichen werden musste (Criswell erwähnt es aber), vervollständigen nur den grotesken Gesamteindruck. Einige Darsteller aus Wood-Filmen wie Tor Johnson, der bereits zum eigentlichen Dreh verblichene Bela Lugosi, und 'Vampira' tragen durch ihre eigene Trash-Kultigkeit zur wohlwollenden Erinnerung des unsäglichen Machwerks entsprechend bei.

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