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‚Regen: Eine Liebeserklärung‘

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Ferdinand von Schirach hat auch diesen Sommer ein neues Buch auf den Markt gebracht. Doch der kurze Inhalt kann nicht überzeugen.

Wem gehört ein Buch? Sieht man den Ende August 2023 erscheinenden neuen Band "Regen" von Ferdinand von Schirach mit seinen vom Verlag angegebenen 112 Seiten und einem Preis von 20 Euro an, fragt man sich durchaus, warum für so ein dünnes Büchlein so viel Geld in die Hand genommen werden soll.

Also ist ein Buch immer "nur" ein Buch? Was bekommt man da eigentlich für sein Geld? Ein bisschen Papier, schwarze Farbe, Wörter. Drumherum ein fester Einband mit Schutzumschlag - das bisschen Material rechtfertigt die Kosten also keineswegs. Ferdinand von Schirach erklärt in seinem als Theatermonolog geschriebenen Werk selbst, gleich auf den ersten Seiten und in der frei verfügbaren Leseprobe zugänglich: Ist das Buch einmal geschrieben, gehört es nicht mehr dem Autor. Autoren schreiben, aber noch wichtiger als die Wörter sind die Lücken. Das, was nicht im Buch steht, macht ein Buch erst zu einem Buch. In dem Moment, in dem das Buch gelesen wird, füllen Lesende die Lücken. Jeder und jede füllt sie anders. Es geht also gar nicht um das Buch als gedrucktes Werk, sondern um das, was Lesende selbst hinzufügen. Es ist diese Erweiterung dessen, was der Schriftsteller liefert, was ein Buch eigentlich ausmacht. Ferdinand von Schirach spielt mit dieser vielen Menschen gar nicht bewussten Kommunikation, die beim Lesen ganz automatisch entsteht.

"Regen" besteht aus einer etwa 50 Seiten langen Erzählung, die sich knapp zusammenfassen lässt. Das erzählende Ich kommt aus dem Regen in eine Bar, hängt seinen Gedanken über das Leben und Serben, über die Tätigkeit als Schöffe, die eigenen Erinnerungen nach. Wie ist das mit Verbrechen und Gewalt? Wie ist das mit der Schuld und der Strafe? Tiefsinnige Gedanken über düstere Themen, die einem an einem verregneten Nachmittag in einer Bar durchaus kommen können, werden in der typisch geradlinigen, schnörkellosen Sprache von Ferdinand von Schirach wiedergegeben. Ebenfalls typisch für diesen besonderen Schriftsteller: Die Scheu vor Menschen, die man zwar gerne, aber noch lieber nur aus der Distanz hat, scheint immer wieder durch. Er wollte kein Schöffe sein, der Ich-Erzähler, der sich so gerne hinter den Lesenden versteckt, die durchgehend mit einem distanzierte "Sie" angesprochen werden.

Der zweite Teil von "Regen" wird von einem ausführlichen Interview gebildet, das Ferdinand von Schirach, das der Schriftsteller dem Magazin der Süddeutschen Zeitung 2022 geben durfte. Beide zusammen bilden ein intimes Werk, das den Lesenden die faszinierende Persönlichkeit des Juristen und Schriftstellers von Schirach sehr nahebringt.

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