Eine unstrukturierte, gehetzte Erzählung, schwach gezeichnete Charaktere und auffällig unausgegorene visuelle Effekte zählten im Jahr 2021 zu den Hauptkritikpunkten der großen Fantasyhoffnung «Das Rad der Zeit». Doch die Macher der Serie scheinen sich die Kritik tatsächlich zu Herzen genommen zu haben und ein Großteil der Baustellen von Staffel eins wurden durchaus gelungen abgearbeitet.
Einer der größten Fehler war es damals, die Serie mit den teils grottenschlechten, unfertigen Spezialeffekten auf Sendung zu schicken, die gleich in der ersten Folge massiv immersionshemmend in Szene traten und sich wie ein Lauffeuer durch die Staffel zogen. Staffel zwei sieht im Vergleich wie eine gänzlich andere Produktion aus, alles wirkt weitaus hochwertiger, die Spezialeffekte sind nun kongruent sehenswert, ohne die eklatanten Ausreißer von Staffel eins. Hochwertige Sets und Kostüme, kombiniert mit gelungenem CGI lassen nun auf ganz andere Weise in diese Fantasy-Welt eintauchen.
Auch die fehlende Charakterzeichnung und das durcheinandergewürfelte Drehbuch sind Schnee von gestern. Die Serie lässt sich in Staffel zwei viel, teilweise sogar etwas zu viel Zeit, die einzelnen Protagonisten zu beleuchten und ihnen Raum zur Entfaltung zu geben. Die Hauptdarsteller weitestgehend getrennt voneinander zu zeigen, schafft zwar viel mehr Raum zur Charakterentfaltung, trifft aber auch bei einigen Handlungsträgern, hervorzuheben sind hier etwa Nynaeve al'Meara (Zoë Robins) und Egwene al'Vere (Madeleine Madden) während ihrer Ausbildung in der weißen Burg, die Kategorie „zu viel des Guten“. Der Fokus der Autoren auf diese beiden ist geradezu auffällig prägnant und sorgt während der ersten Hälfte dieser durchaus dialoglastigen zweiten Staffel immer wieder für pacing Probleme.
Was das Casting betrifft, fehlt so manchem Protagonisten auch weiterhin das gewisse Charisma um für seinen Charakter ein notwendiges Interesse beim Zuschauer zu erzeugen. Interessanterweise sind es insbesondere die Bösewichte der Serie, wie Natasha O'Keeffe als die mysteriöse Selene und Fares Fares als Ishamael, die beim Schauen am meisten Interesse an ihren Figuren wecken.
Insgesamt ist diese erste Hälfte der zweiten Staffel bereits eine massive Steigerung im Vergleich zur vorherigen Staffel. Hauptproblem bleiben die Nuancierung des Spannungsbogens und einige schwer nachvollziehbare Castingentscheidungen, an denen die Serie im weiteren Verlauf allerdings nichts mehr ändern kann, auch wenn das Recasting der Figur Mat durchaus gelungen ist. Trotz dessen macht es bisher den Anschein, als könnte sich «Das Rad der Zeit» noch zu einer sehenswerten Fantasyserie mausern.
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