Im Talkshow-Bereich der ARD knarzte es in den vergangenen Monaten gewaltig. Im Sommer eskalierte bei der Montagstalkshow «Hart aber fair» der Streit zwischen Moderator Louis Klamroth und der bisherigen Produktionsfirma Ansager & Schnipselmann, an der nach wie vor der ehemalige «Hart aber fair»-Moderator Frank Plasberg beteiligt ist, sodass sich der WDR auf die Suche nach einer neuen Produktionsfirma machen musste – bislang ohne Ergebnis. Auch mussten die ARD-Verantwortlichen eine Nachfolgerin für Anne Will finden, die ihre Talkshow zum Jahresende an den Nagel hängt. Hier wurde man bei den «Tagesthemen» in Person von Caren Miosga fündig. Darüber hinaus stellte man ebenfalls Ende Juni bereits Pläne für Sandra Maischberger vor, die mit ihrer Talkshow «Maischberger» „noch häufiger“ auf ihren angestammten Sendeplätzen am Dienstag und Mittwoch ausgestrahlt und auch an einigen Montagen eingesetzt werden solle. Es scheint aber, als wären diese Pläne vorerst ad acta gelegt worden.
Am Donnerstag nannte die ARD nun weitere Hebel, an denen man ab dem kommenden Jahr ansetzen wolle – und ging dabei vor allem auf den Inhalt ein. Man wolle die politischen Talksendungen ab dem Jahreswechsel neuausrichten, „um Themenvielfalt und Meinungspluralität zu stärken, unterschiedliche Lebenswirklichkeiten stärker abbilden zu können und jüngere Menschen noch besser zu erreichen“, wie es in einer Mitteilung hieß. Der Fokus liegt dabei ganz klar auf dem jüngeren Publikum unter 50 Jahren, das man gerade im Digitalen erreichen wolle. „Es ist wichtig, bei sich zuspitzenden aktuellen gesellschaftlichen Debatten verstärkt auch jüngeren Menschen Raum für den Austausch von Argumenten und für die Vermittlung von unterschiedlichen Positionen zu geben“, betont ARD-Programmdirektorin Christine Strobl.
Für das neue Konzept von «Caren Miosga», «Maischberger» und «Hart aber fair» seien die Punkte Vielfalt und Ausgewogenheit von zentraler Bedeutung, nicht nur bei Themen und Gästen, sondern auch das Sichtbarmachen der gesellschaftlichen Unterschiede etwa von Stadt und Land, West und Ost, Alt und Jung. Nach dem Moderatorenwechsel bei «Hart aber fair», den die ARD als Generationenwechsel bezeichnet, soll der Talk nun ins Digitale weiterentwickelt werden, um dort „auch ganz neue Zuschauergruppen für den politischen und gesellschaftlichen Diskurs in der ARD Mediathek zu gewinnen“. Wie das gelingen soll, verschwieg die ARD am Donnerstag noch, denn an der Grundidee („Wenn Politik auf Wirklichkeit trifft“ soll festgehalten werden.
Auch am Sonntagabend wird das Konzept trotz neuer Moderatorin weitestgehend beibehalten. Der Talk mit Caren Miosga soll den attraktiven Sendeplatz nach dem «Tatort» nutzen, um das aktuell relevanteste Thema der Woche mit verantwortlichen Politikern und weiteren Gästen vertiefend zu diskutieren. Dabei sollen die unterschiedlichen Standpunkte und Sichtweisen auf ein Problem und die dahinterstehenden politischen Prozesse deutlich werden. Ziel ist es, Mehrwert und Erkenntnisgewinn für das Publikum zu generieren und Gesprächswert für die kommende Woche zu schaffen.
Anders als im Juni behauptet, soll der wöchentliche Talk mit Sandra Maischberger verstetigt werden. In Gesprächen mit ein oder zwei Gästen sollen es nicht nur um Politik gehen, sondern ein breites Themenspektrum aus Kultur, Wissenschaft und Gesellschaft abgedeckt werden. Ob es tatsächlich zu mehr Sendeplätzen – auch abseits des Dienstags und Mittwochs – kommen soll, geht aus der am Donnerstag verschickten Mitteilung nicht hervor. Die Rede war von „mehreren Abenden pro Woche“. Konzeptionell setzt die Sendung auf eine Reihe von flexibel einsetzbaren Modulen wie Einzelgespräch und Duell. Bei der Einordnung des Tagesgeschehens hilft weiterhin das Panel mit journalistischer und künstlerischer Expertise. Die ARD betonte allerdings auch, dass die Pläne noch nicht in Stein gemeißelt sind, denn zu den Talkshowangeboten finden derzeit noch Vertragsverhandlungen statt. Die jeweiligen Verträge stehen zudem auch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der zuständigen Gremien.
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