Die RTL-Soaps «Alles was zählt» und «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» zeichnen sich trotz vieler Jahre auf Sendung nach wie vor durch herausragend gute Reichweiten und Einschaltquoten aus. Vor allem die Berliner Soap ist in schöner Regelmäßigkeit nach «RTL Aktuell» das meistgesehene Programm des Kölner Senders. Umso erstaunlicher ist es dann, wenn «GZSZ» es nicht schafft die üblichen Zielgruppen-Marktanteile jenseits der 14-Prozent-Marke zu generieren. So geschehen am vergangenen Freitag, als man sich mit 10,2 Prozent begnügen musste. Es war der niedrigste Wert des Jahres. Auf dem Gesamtmarkt waren ebenfalls nur unterdurchschnittliche 8,6 Prozent drin. Für RTL bedeuten diese Werte immer noch ein gutes Niveau.
Es ist Meckern auf einem Niveau, das zeigt, wie erfolgreich «GZSZ» auch nach über 30 Jahren auf Sendung noch immer ist. Zur Erinnerung: Die tägliche Soap läuft – zumindest teilweise – im Gegenprogramm zur «Tagesschau», der bekanntesten und am stärksten nachgefragten Programmmarke im deutschen Fernsehen. Im Schnitt schalteten in diesem Jahr 2,17 Millionen Zuschauer ein, der Zielgruppen-Marktanteil liegt bei 14,8 Prozent. Im September zeigte die Nadel zuletzt einen Durchschnitt von 15,3 Prozent, die Reichweite belief sich auf 1,98 Millionen – Tendenz steigend, schließlich waren es im Juli 1,88 und im August 1,92 Millionen.
Auch «AWZ» machte in diesem Jahr bislang einen formidablen Job, hatte aber nicht nur einen mäßigen Freitag zu verdauen, sondern gleich eine ganze Woche, in der es nicht wie gewohnt lief. Nach 7,6 Prozent am Montag und 7,8 Prozent am Mittwoch, reichte es nur für einen Wochenschnitt von 8,4 Prozent in der Zielgruppe. Kein einziges Mal schaffte es die Produktion von UFA Serial Drama in den zweistelligen Bereich. Der Jahresschnitt liegt hier übrigens bei 10,7 Prozent. Die durchschnittliche Reichweite liegt bei 1,72 Millionen Zuschauern, die täglich ab 19:05 Uhr einschalten. RTL ist der Markführer in der Zielgruppe in der 19-Uhr-Stunde, das ist kein Geheimnis und bekommt auch RTLZWEI inzwischen mehr als deutlich zu spüren.
Die großen Zeiten von «Berlin – Tag & Nacht» liegen in der Vergangenheit. Zuletzt brauchte es größere Kraftanstrengungen, um die Reality-Serie jenseits des Senderschnitts zu hieven, über dem man sich etwa seit April regelmäßig bewegt. Am vergangenen Freitag reichte es auch hier nur zu mageren 2,6 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen. Die Reichweiten entsprechen nur einem Bruchteil der RTL-Zahlen. «Köln 50667» tut sich ebenfalls weiter sehr schwer, der Relaunch im März trägt bislang kaum Früchte. Die Einschaltquoten stabilisierten sich ab April zwar jenseits der drei Prozent, doch im August fiel man auf 2,7 Prozent zurück.
Mittelfristig wird in diese Konkurrenzsituation noch mehr Spannung kommen, denn ab Mitte Oktober setzt auch Sat.1 auf eine tägliche Serie. «Die Landarztpraxis» soll ab 19:00 Uhr angreifen. Ob es Sat.1 schafft, die Soaps dauerhaft zu schwächen, ist allerdings fraglich. Aktuell besetzt «Lenßen übernimmt» die 18- und 19-Uhr-Stunde des Bällchensenders, am vergangenen Freitag schaffte es die quotenschwache Strecke zumindest einen kleinen Aufschwung, doch Werte von 4,6 und 4,8 Prozent in der Zielgruppe liegen weiterhin klar unter dem «AWZ»- und «GZSZ»-Niveau, selbst in einer schwächelnder Form.
Nicht vergessen werden darf darüber hinaus ein anderer Dauerbrenner aus dem Hause VOX, an dem sich Sat.1 schon einmal die Zähne ausgebissen hatte: «Das perfekte Dinner». Mit «Doppelt kocht besser» wollte man im Sommer 2022 die Kochshow auf Spitzenniveau angreifen, doch VOX ging gestärkt aus der Phase hervor, während Sat.1-Chef Daniel Rosemann eine Niederlage einstecken musste. Im Oktober also der nächste Angriff auf ein gestähltes Schlachtross des deutschen Unterhaltungsfernsehens.
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