Die Kritiker

«Flunkyball»

von

Ein Junge trifft in einer rauschhaften Nacht ein Mädchen. Auch seine Eltern finden die neue Bekanntschaft des Sohnes toll. Dann verschindet sie wieder, und alle sind erstaunt. Portrait eines seltsamen Films.

Stab

Darsteller: Laurids Schürmann, Lena Klenke, Clara Vogt, Fabian Hinrichs, Silke Bodenbender, Lisa Kreuzer
Musik: Christoph Kaiser und Julian Maas
Kamera: Patrick Orth
Drehbuch und Regie: Alexander Adolph
«Flunkyball» ist ein Film, der zunächst einmal sehr viel verspricht: nämlich eine Geschichte über Schein und Sein, über unerwartete jugendliche Liebe und ein rasantes Abenteuer auf der Suche nach der rätselhaften jungen Frau, als sie aus heiterem Himmel verschwindet: Die Geschichte erzählt vom 17-jährigen Franz (Laurids Schürmann), einem eher zurückhaltenden jungen Mann, dem auch seine Eltern keine großen Romanzen zutrauen. Umso erstaunter sind sie, als er in einer rauschhaften Nacht das hübsche, intelligente und aufgeweckte Mädchen Zoe (Lena Klenke) kennen lernt, von dem sie sehr beeindruckt sind. Doch bald stellt sich auch für sie die Frage, was an ihrem selbstbewussten, freundlichen, zugewandten Auftreten eigentlich echt ist – und was nur Show oder vielleicht sogar ein perfides Spiel.

Als Zoe dann plötzlich verschwindet, wird Franz‘ Suche nach ihr zu einem zentralen Handlungselement von «Flunkyball» – ein Aspekt der Geschichte mit naturgemäß besonders großem Potenzial, Spannung zu erzeugen und das Interesse der Zuschauer zu wecken. Leider wird diese Suche aber nicht besonders tiefgründig behandelt, und Franz‘ Entschlossenheit, sie zu finden, speist sich oft nur aus bekannten Allgemeinplätzen, bei denen das emotionale Moment unscharf bleibt. Dabei rückt zu stark die Frage in den Vordergrund, welches Mysterium diese Zoe nun genau umgibt, als dass die Zuschauer das Seelenleben dieser zwei Charaktere im Detail betrachten dürfen.

Diese mangelnde Exploration der Charaktere und ihrer Motivationen sorgt dafür, dass der Film nie ein starkes emotionales Rückgrat aufbaut: Franz, der Protagonist, bleibt in seiner schüchternen und passiven Rolle stecken und entwickelt sich während des Films kaum weiter. Zoe, obwohl sie als selbstbewusste junge Frau eingeführt wird – ein Eindruck, der später naturgemäß konterkariert werden muss – bleibt ebenfalls oberflächlich und undurchsichtig. Ihre Entscheidungen und Handlungen werden nicht ausreichend erklärt oder motiviert, was dazu führt, dass sie für das Publikum schwer nachvollziehbar bleiben.

Die moralischen Fragen verschwinden dabei zunehmend hinter der Frage, was hier eigentlich wahr und was falsch ist, und werden ausnahmslos oberflächlich behandelt. Der Film bietet zwar einige interessante Ansätze, aber dies stets, ohne sie anschließend in einem spannenden emotionalen Moment zu festigen, und zudem stets nur auf der Handlungsebene und nicht ausgehend von dem psychologischen Seelenleben der Figuren. So kann die moralische Ambiguität, die dieser Film präsentieren möchte, nie zur Geltung kommen.

Ein Problem, das sich auch in der Inszenierung fortsetzt: Denn Laurids Schürmann kann keinen Raum für eine wirklich beeindruckende Darstellung finden, während Lena Klenke als Zoe fast nur bei Klischees bleibt, um ihre Rolle auszufüllen. Die visuelle Ästhetik des Films fällt dabei solide aus, findet aber gleichsam zu keinen sinnvollen Ideen, um eine reflektierende Atmosphäre zu schaffen, die über Allgemeinplätze hinausgehen würde. Am Schluss bleibt dieser Film rätselhaft und mysteriös, schwer fassbar und in sich widersprüchlich – ohne diesen Eindruck aller Wahrscheinlichkeit nach überhaupt erwecken zu wollen.

Der Film «Flunkyball» wird am Mittwoch, den 20. September um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.

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