Sie sind gleich in zwei Projekten als Helene zu sehen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Ist das Leben als Schauspielerin so wunderbar, weil es so abwechslungsreich ist?
Es ist, wie sie sagen abwechslungsreich und voller Wunder… und sehr, sehr arbeitsintensiv. Aber diese doppelte Helene ist wirklich sehr gegensätzlich, da haben Sie recht. Und beide sind mir ans Herz gewachsen.
Wie weit sind Sie mit der Produktion der zweiten «Oh Hell»-Staffel?
Haben bis vor kurzem gedreht und jetzt befindet sich die neue Staffel in der Post-Produktion. Viel will ich nicht verraten, aber ich kann sagen, es wird wild und wirklich etwas Besonderes.
Die Serie gewann im vergangenen Jahr den Preis der besten Serie beim Deutschen Fernsehpreis. Hätten Sie damit gerechnet?
Ich liebe Hell und die Welt, die sie umgibt. Wir alle hatten viel Herz und Schweiß in dieses Projekt gesteckt und ich wollte unbedingt, dass Menschen die Serie gucken, weil sie einzigartig in Deutschland ist. So eine Figur, hatte es im Serienhimmel noch nicht gegeben und das Identifikationspotential ist groß. Aber Preise stehen nie in dem Bereich meiner Wirksamkeit, ich kann sie nicht beeinflussen, also versuche ich mich von Erwartungen freizuhalten. Um so schöner dann die Überraschung, wenn es eine Auszeichnung gibt!
Wechseln wir das Fach: Von der Streaming-Serie zum Kinofilm: Ab 28. September kann man Sie in dem Film «Die Mittagsfrau» sehen. Was genau hat es denn mit der Gestalt der „Mittagsfrau“ auf sich?
Der Titel beruft sich auf eine slawische Sage. Im Grunde geht es in der Mittagsfrau um die Frage; Wo kommen wir her? Wie können wir uns aus den engen Strukturen unserer Herkunft befreien? Ich glaube, die Antwort liegt darin; dass wir unsere eigene Geschichte erzählen.
Die Zeiten vor 100 Jahren waren von verschiedenen Krisen geplagt: Angefangen mit dem Ersten Weltkrieg, dann einer Grippe-Pandemie, und nach den Goldenen 20er Jahren ein weiterer Krieg. Helenes Geschichte beginnt in dieser Zeit. Wie schlägt sie sich in Berlin?
Ich bewundere Helene, sie ist eine wissbegierige, moderne Frau, deren Freiheit durch das Aufkommen eines faschistischen Staates immer mehr eingeschränkt wird und die sich dennoch nicht brechen lässt. Sie ist ein Unikat.
Wie würden Sie die Figur der Helene definieren?
Was ist das Gegenteil von Lebensmüde? Lebenswach? Wach! Unbeugsam! Und … Ein sehr sturer Engel.
Max von der Groeben spielt Wilhelm, der an klassischen Rollenbildern festhält. Helene aber möchte den Arztberuf ausüben. Kann das überhaupt gut gehen?
Ich alte Romantikerin greife mal Rilke auf, der schon 1904 sagte, dass nur die Liebe, die von Mensch zu Mensch und nicht von Mann zu Weib groß sei. Erst in dieser Liebe könne Mensch einander schützen, grenzen und begrüßen.
Auch die Nationalsozialisten werden in dem Spielfilm eine Rolle spielen. Da Helene jüdische Wurzeln hat, muss sie ihren Namen ändern und sich anpassen. Würden Sie aus heutiger Sicht sagen, dass diese Verschleierung der eigenen Identität es wert war, um unter diesem Regime zu überleben?
Eine große und schwierige Frage. Es gab Menschen, die sich geopfert haben und Helden sind. Aber die Art wie Helene sich rettet: Ist diese Art des Überleben es nicht immer wert?
„Die Mittagsfrau“ von Julia Franck wurde mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Haben Sie den Roman gelesen?
Selbstverständlich! Julia Franck hat meine Figur geschaffen, wenn ich das Buch nicht gelesen hätte, wäre das, wie als hätte ich als Mensch die Kindheit übersprungen.
In «Die Mittagsfrau» werden Ihre langen Haare abgeschnitten. War das für Sie kein Problem?
In den 20. Jahren gab es das Sprichwort: „Früher guckte man den Frauen auf den Po, heute, in die Augen, denn der Frauen Krone (die kurzen Haare) liegen auf dem Kopf.“ Ich liebe die kurzen Haare! Ich finde es doch auch merkwürdig, dass Frauen diese Frage gestellt wird, denn ich habe noch nie gelesen, dass sie einen Mann gestellt wurde.
Da haben Sie recht. Ich habe immer die Bilder vom Umstyling von «Germany’s Next Topmodel» im Kopf. Herzlichen Dank für das Gespräch!
«Die Mittagsfrau» ist seit Donnerstag, den 28. September, im Kino zu sehen.
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