Vor mehr als 40 Jahren strandete der Engländer und leidenschaftliche Musikfan Mark Reeder per Anhalter in Berlin. Es war der Beginn einer einzigartigen Geschichte, die Journalistin Sophia Wetzke zusammen mit Reeder im Podcast «Grenzgänger - Die Geschichte des Berlin Sounds» erzählt. Den Namen trägt der Podcast nicht umsonst, denn als Mark Reeder 1978 in Berlin ankam, war die Stadt noch geteilt. So bewegte er sich als Grenzgänger ständig zwischen West und Ost, wo er sogar ins Visier der Stasi geriet. Doch die mittlerweile weltberühmte Underground-Legende ließ sich nicht abschrecken. Wie kaum ein anderer hat er den Sound von Berlin beeinflusst und geprägt. Gemeinsam mit seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern ist er sogar dafür verantwortlich, dass Berlin auch die Stadt der Subkulturen genannt wurde.
Die 18 Folgen des Podcasts nehmen die Zuhörer mit auf eine faszinierende Reise in das damalige Westberlin. Reeders Erzählungen und Anekdoten sind spannend, mitreißend und gleichzeitig tief beeindruckend. Natürlich kommen auch andere prominente Stimmen zu Wort: Campino zum Beispiel, aber auch Paul van Dyk, Gudrun Gut ("Malaria!") und Bernard Summer ("New Order"). Doch es bleibt selbstverständlich nicht beim Storytelling, und der genauso packende wie atmosphärische Soundtrack weckt den Wunsch, damals dabei gewesen zu sein.
«Grenzgänger - Die Geschichte des Berlin Sound» ist Lebens- und Stadtgeschichte zugleich. Sie wird natürlich chronologisch erzählt: Die erste Folge mit dem Titel "Per Anhalter" beschäftigt sich mit der Nacht, als der damals zwanzigjährige Reeder in Berlin ankam. Er hatte keinen Schlafplatz, kannte niemanden in der Stadt und sprach kaum Deutsch. So wurde er quasi per Zufall zum Hausbesetzer. Schon in dieser ersten Folge kann sich die Playlist sehen beziehungsweise hören lassen, denn die fesselnden Erzählungen wechseln sich unter anderem mit Songs von Ideal, David Bowie und Joy Division ab. In den weiteren Folgen erfahren die Zuhörer zum Beispiel, wie es Mark Reeder schaffte, nicht nur Musikkassetten, sondern letztendlich auch eine komplette Band über die innerdeutsche Grenze zu schmuggeln.
Journalistin Sophia Wetzke lässt in dem Podcast zwar eine gewisse Sehnsucht nach damals anklingen, dennoch wird die Ära nicht verklärt oder gar romantisch dargestellt. Schließlich werden auch die Schattenseiten dieser Jahre beleuchtet: die Drogen zum Beispiel, aber auch die Tatsache, dass es Frauen kaum gelang, sich in der Musikindustrie, die allzu stark von Männern dominiert wurde, durchzusetzen.
Die erste Folge wurde am 31. August 2023 veröffentlicht, Veröffentlichungstermin der weiteren Folgen ist immer der Donnerstag. Der Podcast steht exklusiv in der ARD Audiothek zur Verfügung. Es handelt sich um eine Produktion im Auftrag von radioeins vom rbb.
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