Hallo Herr Timme! Nach 1954, 1973 und 2003 kommt nun die vierte Version von «Das fliegende Klassenzimmer» in die deutschen Kinos. Warum haben Sie sich für die Produktion eines neuen Filmes entschieden?
«Das fliegende Klassenzimmer» ist ein zeitloser Kinderbuchklassiker, der nie an Relevanz verliert. Die zentralen Themen Freundschaft, Versöhnung und Zusammenhalt sind aber nicht nur zeitlos, sondern sehr aktuell. Die heutige Generation Kinder wächst in einer stark individualisierten und digitalisierten Welt auf. Wir möchten den Kindern vermitteln, dass die reale Welt faszinierend ist und dass es viel schöner ist, Dinge gemeinsam mit Freund:innen zu entdecken. Und diese Freund:innen helfen einem auch dabei, die Probleme zu lösen, die jedes einzelne Kind mit sich herumträgt.
Die bisherigen Neuauflagen profitierten von deutlich verbesserter Filmtechnik. Seit HD-Produktion Ende der 90er hingegen bräuchte man keine neuen Versionen mehr. Oder haben Sie inhaltlich einige Themen angepasst?
Es ging uns nicht um neue technische Möglichkeiten. Für uns war es wichtig, ein großes Kinoerlebnis für die ganze Familie zu erschaffen. Wir entdecken gemeinsam mit unserer Protagonistin das wunderschöne und im Kinofilm noch weitgehend unentdeckte Südtirol in epischen Bildern. Wir tauchen emotional tief in eine berührende Geschichte ein. Wir lachen und weinen mit unseren Hauptfiguren und verlassen das Kino mit dem Gefühl etwas Schönes erlebt zu haben. Das macht Kino aus und das kann man auch nur dort erfahren.
Mit Carolina Hellsgård übernimmt erstmals eine weibliche Regisseurin. Warum fiel die Wahl auf die Schwedin?
Jungen Regisseurinnen die Möglichkeit zu geben, ihren ersten großen Kinofilm zu realisieren hat bei uns Tradition. Damit waren wir schon bei der «Hanni & Nanni»-Reihe sehr erfolgreich, wo zum Beispiel Julia von Heinz oder Isabel Šuba Gelegenheit bekamen, ihr Talent unter Beweis zu stellen. Bei «Das fliegende Klassenzimmer» kommt noch hinzu, dass es für uns sehr wichtig war Frauen in zentralen Rollen in die Geschichte zu integrieren, die ja in der Buchvorlage nur männliche Figuren hat.
Hellsgårds Arbeit «Endzeit» wurde sehr gelobt. Wie sind Sie auf sie aufmerksam geworden?
Carolina wurde uns von einer Kollegin empfohlen, die einen Stoff mit ihr entwickelt hatte. Wir haben uns getroffen und schnell gemerkt, dass wir die gleiche Vision haben, wie wir diesen schon mehrfach verfilmten Klassiker neu interpretieren können. Schon in ihren vorherigen Filmen hat sie gezeigt, dass sie sehr nah an den Figuren ist und dass sie sehr emotional erzählt. Das waren Fähigkeiten, nach denen wir gesucht haben.
Wie unterscheidet sich die aktuelle Version inhaltlich von den vorläufigen Filmen? Worum dreht sich «Das fliegende Klassenzimmer» in der aktuellen Version?
Uns waren zwei Dinge wichtig: Zum einen wollten wir, anders als die beiden vorherigen Verfilmungen, wieder stärker die große emotionale Tiefe der Vorlage aufgreifen. Wir erzählen nah an den Kindern und ihren Problemen. Wir nehmen sie ernst, wie es Erich Kästner getan hat und was ihn auch zu einem ganz besonderen Kinderbuchautor macht.
Zum anderen wollten wir die Geschichte frisch und nah an der Lebensrealität der heutigen Generation erzählen. Der Film ist modern, ohne modisch zu sein. Er macht Spaß, ist aber auch traurig. Und er ist für die ganze Familie gemacht, da auch die Erwachsenen mit der Geschichte etwas anfangen können, was in diesem Genre in Deutschland eher die Ausnahme ist.
Und hat Frau Hellsgård ebenfalls gewisse Punkte von «Das fliegende Klassenzimmer» angepasst?
Selbstverständlich hat sie sich eingebracht. Sie war schon zu einem frühen Zeitpunkt in das Projekt involviert. Wir wollten das Projekt eigentlich schon viel früher realisieren, doch dann mussten wir durch Corona unsere Pläne ändern und das Projekt stand auf der Kippe.
Mit Tom Schilling, Hannah Herzsprung und Jördis Triebel haben Sie bekannte Schauspieler verpflichtet. Waren alle bei diesem Projekt Feuer und Flamme?
Ja, dass waren sie. Tom Schilling hatte sich ja erst kürzlich durch «Fabian» mit Erich Kästner beschäftigt und er ist tatsächlich der perfekte Justus Bökh. Ein Lehrer, den sich alle Kinder wünschen. Auch Hannah Herzsprung war schnell begeistert. Sie hat auch einen persönlichen Bezug zum Projekt. Ihr Vater hat in der Verfilmung von 1973 den Schönen Theodor gespielt.
Mit «Das fliegende Klassenzimmer» haben Sie einen sehr bekannten Kästner-Klassiker neu verfilmt. Gibt es weitere Projekte, die Sie gerne von Kästner umsetzen möchten?
Natürlich wäre das reizvoll. Erich Kästner war mein Lieblingsautor als Kind und seine Geschichten sind alle so zeitlos, dass man sie neu interpretieren kann.
In Ihrer Vita stehen zahlreiche erfolgreiche Produktionen wie «Ich war noch niemals in New York» oder «Ich bin dann mal weg». Wieso landen Sie stets einen so großen Erfolg?
Unsere Kino-Unit bei der UFA ist über viele Jahre gewachsen. Wir diskutieren sehr offen, welchen Projekten wir Erfolg zutrauen. Es ist aber vor allem wichtig, dass man die Stoffe, die man realisiert, wirklich liebt. Man braucht eine persönliche Vision, um erfolgreich zu sein.
«Gute Freunde – Der Aufstieg des FC Bayern» steht schon bald an. Können Sie uns verraten, wann es mit der UFA Serie für RTL losgeht?
Ein genauer Sendetermin steht noch nicht fest. Aber die Zuschauer:innen können sich freuen, noch in diesem Jahr eine sehr gelungene Serie über den populärsten deutschen Fußballverein zu sehen. Ein ganz fantastisches Projekt, dass alle Beteiligten mit sehr viel Herzblut realisiert haben.
Vielen Dank für die Infos!
«Das fliegende Klassenzimmer» startet am Donnerstag, den 12. Oktober, in den deutschen Kinos.
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