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In den vergangenen Tagen standen die Nachrichtensendungen vermehrt im Mittelpunkt – aus zwei unterschiedlichen Gesichtspunkten. Zunächst gab es etwas zu feiern, denn Caren Miosga verabschiedete sich nach über 16 Jahren von den «Tagesthemen». Ihre letzte Sendung, bevor sie ab dem kommenden Jahr den Sonntagstalk von Anne Will übernimmt, verfolgten 2,47 Millionen Zuschauer, was der höchsten Reichweite der vergangenen Woche entsprach. Das lag aber weniger an Miosgas Abschied als an der späteren Sendezeit Anfang der Woche, denn Das Erste platzierte die Nachrichtensendung zwischen Montag und Mittwoch erst nach «Babylon Berlin» weit nach 23:00 Uhr. Die Donnerstags-Ausgabe lief hingegen regulär um 22:15 Uhr.
Am Samstag und Sonntag waren die Nachrichten hingegen wesentlich gefragter aufgrund der aktuellen Ereignisse in Israel. Ein 15-minütiges «Tagesthemen Extra» sorgte am Sonntagabend ab 22:09 Uhr für 4,24 Millionen Zuschauer, selbst um 23:24 Uhr sahen die reguläre Ausgabe noch 1,93 Millionen. Gewiss war für den Sonntag eigentlich ein anderer Ablauf vorgesehen, der mit den Landtagswahlen aus Bayern und Hessen gefüllt werden sollte, doch die Redaktionen versorgten die Menschen schnell mit den neuesten Infos aus dem Nahen Osten, ehe auf Hessen und Bayern umgeschwenkt wurde.
Bereits zuvor hatte Das Erste neben der verlängerten «Tagesschau» um 20:00 Uhr auch einen «Brennpunkt» gesendet. Das Informationsbedürfnis war an diesem Wochenende enorm. Die Hauptnachrichten sahen am Samstagabend 6,44 Millionen Zuschauer, der «Brennpunkt» um 20:15 Uhr kam auf 4,79 Millionen. Auch das ZDF lockte ab 19:00 Uhr mehr als drei Millionen Zuschauer mit einem «ZDF spezial» zur Eskalation in Nahost an. Am Sonntag verfolgten den «Brennpunkt» sogar über acht Millionen, was aber daran lag, dass auf diesem Sendeplatz gemeinhin der «Tatort» zu sehen ist und viele Zuschauer auch deshalb die blaue Eins verfolgten. Nichtsdestotrotz sahen die «Tagesschau» am Sonntag um 20:00 Uhr 7,71 Millionen Zuschauer.
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Auffällig: ProSieben und Sat.1 spielte im Bewusstsein der Menschen kaum eine Rolle. Zwar gingen die beiden Unterföhringer Senderschwestern an den vergangenen beiden Tagen mit ihrer «:newstime» mehrfach in mehrminütigen Kurzausgaben auf Sendung, doch die Hauptsendungen verzeichneten keine signifikant höheren Reichweiten als an anderen Sams- und Sonntagen. Die «:newstime»-Ausgaben von Sat.1 erzielten um 20:00 Uhr jeweils weit weniger als eine Million Zuschauer. Am Samstag wurden sogar nur 0,43 Millionen Zuschauer gemessen. Ein zehn-minütiges «:newstime spezial» kam dann immerhin auf 0,67 Millionen Interessierte, wobei aber analog zur ARD und «Tatort» das gleiche für Sat.1 und die «Harry Potter»-Filmreihe gilt, die stets ein großes Publikum anlockt.
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Die Werte zeigen, bestätigen somit durchaus das Bild des Deutschen Fernsehpreises, bei dem Welt, ntv und die ARD für „Beste Information“ nominiert waren. Die Nachrichtensender werden gezielt angesteuert. RTL und ProSiebenSat.1 wabert irgendwie mit, doch die Platzhirsche bleiben die Öffentlich-Rechtlichen, Kritik am Rundfunkbeitrag hin oder her. Einordnungen von Breaking-News-Situationen will man sich im Ersten und ZDF nicht entgehen lassen.
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