Hallo Herr Tiefenbacher. Sie haben wieder mit Désirée Nosbusch in Irland gedreht. Wie haben Ihnen die Dreharbeiten gefallen?
Wunderbar! Wie schon im Jahr davor. Diesmal war es für mich aber schon deswegen ein noch größeres Vergnügen, weil wir nicht nur einen Film wie im Jahr zuvor, sondern zwei Filme miteinander realisiert haben.
Sie waren insgesamt knapp acht Wochen in Dublin und Co. unterwegs. Haben Sie auch die Möglichkeit gehabt, für eine Pause heimzufahren?
Tatsächlich waren es mit der Vorbereitung vor Ort eher drei Monate und nach Hause fahren war tatsächlich nur in der Vorbereitungszeit möglich. Ich habe also stattdessen einfach versucht mein „Zuhause“ zu mir zu holen, jedenfalls zeitweise.
Wie anstrengend sind Dreharbeiten im Ausland?
Nicht mehr oder weniger als in Deutschland. Jeder Film erzeugt seine eigenen Herausforderungen. Die haben hoffentlich im Wesentlichen mit der Ambition zu tun, genau die Geschichte zu erzählen, die man im Drehbuch vorfindet. Das andere Land, die andere Sprache, die andere Mentalität, eventuell auch die andere Art, Arbeitsabläufe zu organisieren, ist dabei weniger Anstrengung, sondern Bereicherung. Und voller Erfahrungen, die man als Geschichtenerzähler ja nur begrüßen kann.
Das erste Buch kam von Elke Hauck, Sven Poser und Sebastian Andrae, „Mond über Galway“ wurde von Dagmar Gabler, Sebastian Andrae und Katja Kittendorf verfasst. Wie spricht man zu sechst eine solche Krimi-Reihe ab?
Mit Geduld und gegenseitigem Respekt. Und hoffentlich mit Zeit. Und in Wahrheit sind es ja noch viel mehr Personen die an dieser „Absprache“ beteiligt sind: die Produzent*innen, die Redakteur*innen. Und die Absprache sollte natürlich ein vertrauensvolles, fortdauerndes Gespräch sein. Im Normalfall gehe ich eigentlich immer davon aus, dass alle Beteiligten an diesem Gespräch ein gemeinsames Interesse haben: die jeweilige Geschichte möglichst stark zu machen! Auf dieser Ebene kann man sich einigen, auch wenn der eine oder andere Konflikt im Interesse des gemeinsamen Zieles sicher nicht schadet.
Welche besonderen Eigenschaften setzen Sie ein, um Irland für diesen Krimi in Szene zu setzen?
Ich finde, die einsame Schroffheit der irischen Landschaft und das seelenvolle Gemüt der Menschen die diese Einsamkeit bevölkern, ist im Irland-Krimi ein stimmiger Schauplatz für die psychologischen Dramen, die sich um die Psychologin Cathrin Blake entfalten.
Spielen die verschiedenen Orte für die „Donnerstags-Krimis“ im Ersten eine Rolle – oder sind die Storys ausschlaggebend?
Natürlich spielen die verschiedenen Orte eine wichtige Rolle: sie sollen ja nicht nur bloße Kulisse für Geschichten sein, die so auch an irgendeinem anderen Ort stattfinden könnten. Der Schauplatz einer Geschichte bedingt ihren Inhalt mit! Das ist im Fall des „Tel Aviv-Krimis“,, den ich vor ein paar Jahren für den gleichen Sendeplatz gedreht habe, unmittelbar einleuchtend, weil der Ort und das Land gerade für uns Deutsche eine andere Auseinandersetzung gar nicht zulassen würde. Das gilt mal mehr, mal weniger, aber genauso für die anderen „Donnerstags-Krimis“. Die Geschichten und Themen des „Irland-Krimis“ setzen sich mit irischer Realität auseinander. Und das Bekenntnis zu dem Land in dem die Geschichten spielen, spiegelt sich auch in dem Bekenntnis zu den irischen Schauspielkolleg* innen die neben Désirée Nosbusch und ihrem Filmsohn Rafael Gareisen den großartigen Cast bilden.
Vergangenen Herbst sahen über fünfeinhalb Millionen Menschen den «Irland-Krimi». Warum ist die Reihe so beliebt?
Das liegt natürlich vor allem an der Hauptfigur, der Psychologin Cathrin Blake, gespielt von der wunderbaren Désirée Nosbusch. Eine Psychologin als Hauptfigur in einem Who - done - it! Auch wenn ihr in Sean Kelly, mit Declan Conlon ein Ermittler an die Seite gegeben ist, erlaubt die Psychologin als die Figur, durch deren Augen wir uns der Welt nähern, einen ganz eigenen Zugang zu den menschlichen Schicksalen und Dramen, die letztlich hinter allen Kriminalfällen eigentlich interessant sind! Und Désirées mitfühlende Kompetenz und menschliche Klugheit sind einfach schlagend.
Die neuen Folgen „Zerrissene Seelen“ (AT) und „Gnadentod“ (AT) werden für das kommende Jahr produziert. Wie weit sind die in der Entwicklung?
Ziemlich weit würde ich sagen: Gerade heute komme ich vom zweiten Tag der Tech Recce, der technischen Motivbesichtigung. Die Besetzung steht ziemlich weitgehend. Die Produktion läuft seit einigen Wochen schon auf Hochtouren. Nächste Woche stehen Leseproben, Kostüm- und Maskenproben und weitere Auflösungsarbeit mit meinem Kameramann Hanno Lentz an. Bald beginnen die Dreharbeiten.
Sie haben auch den «Usedom-Krimi» mit Katrin Sass gedreht. Der läuft noch mal einen Tick erfolgreicher. Was haben Sie dort für ein Geheimrezept?
Ich habe mich im letzten Jahr sehr über den großen Erfolg des „Usedom-Krimis“ gefreut: Film 17 und 18 der wunderbaren Reihe mit Katrin Sass. Und wie Sie schon selbst angemerkt haben: auch der Irland – Krimi war im letzten Jahr sehr beliebt! Warten wir es doch einfach ab: Beim „Irland-Krimi“ sind wir jetzt mit den beiden Filmen „Blackout“ und „Mond über Galway“ bei Film 7 und 8. Ich drücke die Daumen! Gute Quoten sind eine wichtige Währung des Fernsehens und natürlich eine Form der Anerkennung. Wenn ich ein Geheimrezept hätte, hätte ich es sicher in beiden Reihen gleichermaßen verwendet. Ich mag alle meine Filme und wünsche ihnen Erfolg. Aber letztendlich sollte es uns nachdenklich stimmen, dass wir inzwischen alle dazu neigen den „Erfolg“ eines Filmes oder einer Reihe hauptsächlich in dieser Währung zu bemessen.
Vielen Dank für Ihre Einblicke!
«Der Irland-Krimi» ist ab Donnerstag, den 12. Oktober, im Ersten zu sehen.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel