Hingeschaut

Durch konsequente Veränderung: «TV total» macht wieder Spaß

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Die Macher von RaabTV haben das Konzept in den vergangenen Monaten weiterentwickelt und investieren viel Zeit in die Recherche.

Anfang November 2021 kehrte nicht nur «Wetten, dass..?» mit Thomas Gottschalk zurück, auch ProSieben reaktivierte seine Late-Night-Show «TV total» mit Sebastian Pufpaff. Der deutsche Kabarettist kommt aus Rheinbreitbach und machte vor allem beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen Karriere. Bevor er zu ProSieben gewechselt war, moderierte er «Pufpaffs Happy Hour» sowie die Quarantäne-Show «Noch nicht Schicht» – für letztere gewann er den Grimme-Preis 2021.

Die Rückkehr von «TV total» erlebten 2,86 Millionen Menschen, am Mittwoch, den 10. November 2021, saßen 2,11 Millionen 14- bis 49-Jährige vor dem Fernseher. In den darauffolgenden Wochen sank die Reichweite, weil die früheren Fans nicht abgeholt wurden. So wollte Pufpaff unter anderem mehrfach in einen abgesicherten Bereich, unter anderem in das «Wetten, dass..?»-Studio in Nürnberg oder in die Katakomben des Sportclubs Borussia Dortmund. Auch die Rückkehr des „Raab der Woche“, der natürlich ohne Stefan Raab einen anderen Namen bekam, fühlte sich nicht gut an. „Deutscher Bundesbewegbildpreis“ hat natürlich einen Charme wie ein Mettbrötchen. Hinzu kam, dass man alle paar Wochen ja schon ausufernd «Blamieren oder Kassieren» spielte, das inzwischen nach einem ProSieben-Spin-off zu RTL wechselte. Dort darf Elton nun an Spieltagen der UEFA Conference League und der UEFA Europa League nach «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» für kurzweilige Unterhaltung sorgen.

Zurück in die Zukunft
«TV total» hat sich auf seine besten Zeiten zurückerinnert. Das sind nicht etwa die extrem lieblos geführten Interviews von Stefan Raab, bei dem man sah, dass er sich an Stichworten abarbeite. Nein, vielmehr hat man das ursprüngliche Konzept zurückgeholt: Die Macher von Brainpool und RaabTV graben unfassbar viele Clips aus dem Fernsehen und dem Internet aus.

Am Mittwoch beispielsweise folgte das klassische Opening, bei dem Sebastian Pufpaff zunächst an seiner Stange runterrutschte. Er wurde begrüßt – wie schon in den vielen Jahren unter Raab – von einem energischen Fan, der die Themen anreißen durfte. Ein „Wir haben ja keine Zeit“, wie Raab es 1999 immer sagte, übernimmt Pufpaff nicht. Vielmehr ist der frühere Satiriker ein positiver Mensch: Er feiert mit seinem Publikum zunächst den Welthundetag, der am Ende der Sendung noch mit einem Einspielfilm über Tiere abgefeiert wird. Das übliche, aber gute Konzept: Man nimmt sich ein Thema, lässt dieses kommentieren und zeigt lustige oder verstörende Videos aus dem Internet oder Fernsehen. „Welthundetag – oder wie wir hier sagen: Wau“, kommentiert Pufpaff das Geschehen.

Direkt danach wird ein Instagram-Video von Harald Glööckler gezeigt, der mit Erkältung im Bett liegt. Pufpaff macht sich über die zahlreichen Eingriffe von Glööckler lustig, dass man anhand seines Videos keinen Unterschied seines Gesundheitszustandes erkenne. Dann folgt ein Vergleich mit einer Ananas, ehe man das Gesicht von Glööckler mit dem Volleyball aus dem Film «Cast Away» vergleicht. Ein Foto wird übergeblendet, das Publikum johlt. Pufpaff fechtet nicht mit dem satirischen Florett, sondern feuert die Witze wie mit einer Bazooka auf das Publikum. Plump, aber den Humor der Zuschauer offenbar treffend – der Erfolg mag ihm Recht geben.

Es folgt die Verabschiedung von Caren Miosga bei den «Tagesthemen», die Pufpaff als langweilig empfindet. Mit Hilfe eines Greenscreen wird er dort eingefügt und sorgt für Stimmung. Obwohl die Fernsehzuschauer wissen, dass das an den Haaren herbei gezogener Blödsinn ist, wirkt dieses Video. Denn: Das Team hinter der Sendung produziert diese Kalauer fast die komplette Sendung über. Weil es im Oktober noch so warm ist, hat man nun einen Adventskranz mit zwölf Kerzen aufgestellt. Mit dem fast wöchentlichen Einspielfilm „Dönerman“ bekommt ein Publikumsgast ein Geschenk überreicht.

Man kann sagen, dass «TV total» nicht besonders originell ist. Die meisten Witze und Einspielfilme sind erwartbar, zeitweise werden diese auch sehr ausgeweitet. Allerdings erwartet der Rezipient auch keine Hochkultur im Sinne von «Die Anstalt». Die ProSieben-Comedy-Show funktioniert so gut, weil man einen riesigen Fundus an neuen Clips hat. Das Team belegt auch das Nippel-Bord stetig mit wichtigen Einspielclips, die zur Moderation passen. Pufpaffs Moderation ist fast immer gleich: Er spielt mit der Ironie. Trotz mangelnder Abwechslung ist das lustig.

Man kann nur hoffen, dass «TV total» auch weiterhin dieses Budget bekommt. Immerhin sind die Recherchen nach guten Fernsehausschnitten deutlich aufwändiger als Gäste einzuladen und Promo-Interviews zu machen. Mit solchen Dauer-Phänomenen wie «Das Sommerhaus der Stars» und dem NDR «Bingo» hält man die Fernsehzuschauer bei der Stange. Es ist wie im Jahr 1999: Man muss nicht mehr das gesamte Fernsehen schauen, sondern man muss nur «TV total» schauen.

«TV total» wird jede Woche mittwochs um 20.15 Uhr bei ProSieben ausgestrahlt.

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