Hallo Frau Krasa! Vor rund zwei Jahren kündigten das ZDF und funk bereits die Entstehung von «Schuld und Sühne» an. Warum hat es so lange mit der Umsetzung gedauert?
Tatsächlich hat es gar nicht ungewöhnlich lange gedauert. Wir haben «Schuld & Sühne» bereits als eigenen YouTube-Kanal bespielt und auch eine Dokumentation veröffentlich. Danach ist das Projekt vorerst geendet und nun fangen wir, nach einer Neukonzeptionierung, wieder mit neuen Fällen an. Allerdings diesmal ohne meine Kollegin und Podcast-Partnerin Laura Wohlers.
Sie führen den Zuschauer durch mehrere 45-minütige True-Crime-Fälle. Wie lange dauert die Erarbeitung eines Skriptes?
Das ist schwierig genau zu beziffern, weil jeder Fall unterschiedlich viel Recherche beansprucht und natürlich mehrere Menschen an der Recherche, den Drehs und den Texten arbeiten. Es hat aber auf jeden Fall seine Zeit gedauert, bis wir Fälle gefunden haben, bei denen die Betroffenen oder ihre Familien gerne mit uns sprechen wollten. Bis die Drehs umgesetzt werden, dauert es auch noch einige Zeit. Da vergehen schon einige Monate bis so ein Film fertig ist.
Wie wird «Schuld und Sühne» hergestellt? Welche Arbeitsschritte durchläuft die Produktion im Einzelnen?
Zuerst werden die Fälle ausgesucht, dann Menschen angeschrieben, die dabei involviert waren und ein Konzept für den Film gebaut. Danach wird mit Betroffenen und Expert:innen gedreht, geschnitten und ganz zum Schluss werden die Moderationen im Studio aufgenommen.
Sie moderieren mit Laura Wohlers gemeinsam den Podcast «Mordlust». Wie viele Folgen haben Sie bereits geschultert?
Seit wir 2018 gestartet haben sind aktuell 127 veröffentlich worden und bisher ist kein Ende in Sicht.
Geht Ihnen bei «Mordlust» eigentlich nie der Stoff aus?
Nein, es gibt ja leider immer Menschen, die sich nicht an die Gesetze halten und deswegen wird es darüber auch immer etwas zu berichten geben. Wir behandeln ja auch nicht nur Mord und Totschlag, sondern besprechen jegliche Art von Delikten.
Was reizt Sie an Kriminalfällen?
Mich reizen die Fälle an sich natürlich weniger, sondern eher, was passieren musste, damit es zu diesem Verbrechen kam und was danach passiert. Eine Kriminaltat verrät ganz viel über unsere Gesellschaft. Wie wir mit Opfern aber auch mit den Täter:innen umgehen und wie unser Justizsystem versucht Gerechtigkeit wiederherzustellen.
Seit Jahren herrscht ein großes Interesse an True-Crime-Formaten. Wie können Sie sich die Leidenschaft der Zuschauer dafür erklären?
True-Crime war schon immer ein Publikumsmagnet. Es gab schon immer Verbrechensteile in Zeitungen und «Aktenzeichen XY» erzielt seit Jahren Top-Einschaltquoten. Ich glaube, dass in letzter Zeit aber erkannt wurde wie groß der Bedarf, vor allem an gut recherchierten, True-Crime-Podcasts ist. Podcast ist ein Medium, das sehr gut für True-Crime funktioniert, weil man durch das Hören die Fantasie anstellen muss.
Obwohl das Interesse besonders groß ist, sind die deutschen Fernsehsender besonders zögerlich bei der Produktion. Wie erklären Sie sich diese Zurückhaltung?
Ich habe eher das Gefühl, dass gerade sehr viele neue Produktionen aus dem Boden gestampft werden, um das Thema auch im Fernsehen mehr abzudecken, nachdem es im Podcast-Markt so viele Interessenten dafür gibt.
VOX strahlt jede Nacht alte Folgen von «Medical Detectives» aus und erntet damit Top-Werte. Bleiben Sie bei dieser Sendung oft hängen?
Früher ja. Auch, weil ich der Synchronstimme von Richard Gere so gerne zugehört habe. Heute schaue ich nur noch wenig lineares Fernsehen und ich beschäftige mich selbst schon beruflich so viel mit Verbrechen, dass ich versuche in meiner Freizeit einen Ausgleich zu finden bei den Programmen, die ich konsumiere.
Wie viel Spaß macht Ihnen neben der Produktion der Sendungen auch die Promotion-Projekte wie die letztjährige Podcast-Reise, die Pflege ihres Instagram-Profils und Auftritte wie bei «Wer weiß denn sowas?»?
Der Instagram-Kanal gehört ganz normal zu unserer alltäglichen Arbeit. Wir möchten, dass die Hörer:innen einen Platz haben, wo sie sich über die aktuellen Folgen austauschen können. Manchmal hat man nach dem Hören noch Bedarf darüber zu sprechen, weil die Folge sehr emotional war, zum Beispiel. Alles, was wir nebenbei noch unterbekommen, ist eine tolle Abwechslung. Die Touren sind immer toll, um die Menschen zu treffen und kennenzulernen, die den Podcast hören.
Danke für Ihre Zeit!
«Schuld und Sühne» ist in der ZDFmediathek zu sehen.
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