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Die Notfallchirurgin aus Berlin hatte nämlich – das erfährt man in einer der weiteren Folgen abseits des Pilotfilms – einen schweren Autounfall. Nach einer 48-Stunden-Schicht stieg sie in ihren Wagen und ein Sekundenschlaf führte zu einem schrecklichen Schaden. Deshalb entschied man sich für einen Urlaub auf dem Land und wählte das Dörfchen Wiesenkirchen. Phonetisch macht es auch durchaus Sinn, die Gemeinde Schliersee umzubenennen. Friers Alter Ego betreibt Eskapismus von ihrem Berufsleben, Sat.1 möchte mit dieser Realitätsflucht punkten. Denn: Mit Serien wie «Die Rosenheim-Cops», «Der Bergdoktor» und «Die Bergretter» erreicht das ZDF fantastische Zuschauerzahlen, von denen Sat.1 einen Teil haben möchte.
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In den ersten zwei Folgen sind sowieso Sarah König, Leo und der Landarzt Fabian wichtiger. Nach einem Ankommen in Dorf hilft sie bei einer Hausgeburt eines Kalbes. Leider sieht man nicht wirklich, wie dort zugepackt wird, erst nach der Hilfe ist die Kamera wieder dabei. Stattdessen lernt der Zuschauer in der Zwischenzeit Leo, den Sohn von Rettungssanitäter Max (Alexander Koll), kennen. Im Verlaufe der ersten zwei Folgen knallen vor allem Sarah und Fabians Vater Dr. Georg Kroiß (Christian Hoenig) mehrfach aneinander. Es kommt bereits in der ersten Folge zum Showdown: Kroiß erleidet einen Herzinfarkt und Dr. König muss bis zum Äußersten Gehen: Ein Luftröhrenschnitt. Natürlich sieht man auch hier nichts. In den weiteren Folgen wird das Geheimnis auf den Tisch gepackt: Leo ist die Tochter von Fabian, doch Sarah traut es sich nicht zu offenbaren. Als dann noch Fabians Frau Dr. Alexandra Seeberger-Kroiß (Katrin Anne Heß) aus München auftaucht, ist das Drama perfekt. Sie möchte unbedingt ein Kind, Fabian ist genervt, was er natürlich auch gegenüber Sarah sagt. Ihm jetzt das Geheimnis mit seiner leiblichen Tochter erzählen? Das wäre vermutlich zu früh und erst in der zweiten Sendewoche könnte dieses Geheimnis offenbar werden.
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Bislang muss man auch sagen, hat «Die Landarztpraxis» nette Geschichten und schöne Bilder, aber keine wirklichen Gegenspieler. Alles klappt, alles ist wunderbar. Da fragt man sich schon, warum man weiterhin einschalten soll. Jeder Fernsehmacher weiß, dass solche Formate nicht ohne Bösewichte funktionieren. Selbst Fabians Vater Georg hat den verständlichen Wunsch, dass Fabian die Praxis übernimmt. Noch Ehefrau Alexandra möchte die Beziehung retten. Alles legitime Wünsche, die beiden Treffen sich auch regelmäßig um ihre Pläne vorzustellen. Aber so wirklich böse wirkt das nicht.
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Ein weiterer Pluspunkt: Sämtliche Geräte, die in der Serie auftauchen, sind echt. Filmpool legt sehr viel Wert auf Details, da stimmen die Nummernschilder der Autos, Krankheiten ergeben Sinn. Tatsächlich mangelt es aber an Statisten in der Serie, der Ort Weisenkirchen ist einfach stets überschaubar. Es gibt zwar auch mal eine Gruppe von Gästen, aber ansonsten sind dort recht wenig Personen anzutreffen.
«Die Landarztpraxis» ist das beste Produkt, das Sat.1 seit Jahren vom Stapel gelassen hat. Vielleicht liegt das auch einfach daran, dass der Sender in eine fiktionale Produktion weniger hereinreden kann als in kleineren Showprojekten. Hier konnte sich eine Produktionsfirma richtig austoben – und das auf einem technisch sehr hohen Niveau. Nur die fehlenden Bösewichter können ein Problem werden.
«Die Landarztpraxis» wird Montag bis Freitag um 19.00 Uhr bei Sat.1 ausgestrahlt. Fünf Folgen sind montags bei Joyn zu sehen.
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