Die Kritiker

«Was wir fürchten»

von

Am Halloween-Abend zeigt ZDFneo eine sechsteilige Mystery-Serie. Ein Format zum Fürchten?

Stab

Darsteller: Mina-Giselle Rüffer, Marie Leuenberger, Paul Ahrens, Alessandro Schuster, Esmael Agostinho, Christopher Schärf
Regie: Daniel Rübesam
Drehbuch: Judith Angerbauer, Torsten Lenkeit und Daniel Rübesam
Kamera: Roland Stuprich
Ton: Tomáš Bělohradský
Mischung: Marcel Fink
Sound Design: Robin Pohle, Christoph von Schönburg
Die neue ZDFneo-Serie «Was wir fürchten» will den Zuschauern ein vielversprechendes und düsteres Drama versprechen, das in einer unscheinbaren Kleinstadt namens Großstetten angesiedelt ist. Dorthin verschlägt es die Gymnasiastin Lisa (Mina-Giselle Rüffer), die vor dem Mobbing an ihrer alten Schule geflohen ist, zusammen mit ihrer Mutter Franka (Marie Leuenberger), einer Polizeikommissarin mit sehr viel Erfahrung, die in diesem Nest kaum an ihre bisherigen beruflichen Erfolge anknüpfen können wird.

Mit einem mysteriösen Einstieg und einer Vielzahl ungeklärter Rätsel scheint die Serie zumindest auf dem Papier eine vielversprechende Wendung nach der anderen zu nehmen. Doch trotz des spannenden Konzepts, das zunächst sehr stimmig und sinnig klingt, kann «Was wir fürchten» sein Versprechen einer spannenden Mystery-Serie nicht einlösen und verliert sich schon in der ersten Folge von Minute zu Minute mehr in einem undurchsichtigen, verworrenen Handlungsgeflecht, das letztendlich für die Zuschauer unbefriedigend bleibt – denn von Anfang an ist klar, dass übernatürliche Erscheinungen, die schon früh in der Serie eingeführt werden, allein in den Köpfen der Figuren bleiben.

Schnell wird deutlich, dass «Was wir fürchten» dazu neigt, die Zuschauer in eine wirre und undurchsichtige Welt zu werfen: Denn nicht nur Lisa sowie ihre traumatischen Albträume und Visionen werden vorgestellt, sondern auch eine seltsame christliche Sekte, deren Ortsvorsteher herausfindet, dass sein Sohn schwul ist und ihn nun einer Konversionstherapie bei einem ziemlich angsteinflößenden und wahrscheinlich gewalttätigen Glaubensbruder unterziehen will. Und dann kämpft das örtliche Gymnasium noch mit der Erinnerung an einen Amoklauf, der sich gerade zum ersten Mal jährt.

Unschwer zu erkennen also, dass die Handlung von Beginn an in verschiedene Erzählstränge und Charaktere unterteilt ist, die miteinander verknüpft sind, aber oft keinen klaren Zusammenhang aufweisen. Diese Verwirrung trägt dazu bei, dass es den Zuschauern schwerfällt, den roten Faden zu finden und sich damit auch der Geschichte hinzugeben. Dieser Effekt stellt sich leider nie ein, sodass der Zuschauer in einer kühlen Distanzhaltung verbleibt, anstatt sich zu den Charakteren hingezogen zu fühlen und sich von ihren Sorgen einnehmen zu lassen.

Ein zentrales Problem der Serie ist dabei ihre übermäßige und gleichzeitig völlig unnötige Komplexität. Denn die überfrachtete Handlung stiftet nur Verwirrung, anstatt bedacht und effektiv die Spannung zu steigern. Die vielen Geheimnisse, die schon zu Beginn eingeführt werden, werden nur langsam und unzureichend aufgedeckt, was zu einer wachsenden Frustration und Enttäuschung bei den Zuschauern führt. Ein Problem, das leider auch nicht von einer einnehmenden Charakterentwicklung kompensiert werden kann – denn die Figuren bleiben oberflächlich und undifferenziert, weshalb trotz der Fülle an Charakteren vielen von ihnen eine sinnvolle Tiefe und Relevanz für die Handlung verwehrt bleiben. Die versprochene düstere Atmosphäre entpuppt sich ebenfalls als wenig mysteriös, sondern allzu gewollt auf spooky getrimmt. Auf den meisten Sendern wird man einen gruseligeren Halloween-Abend verbringen können.

Der Sender ZDFneo strahlt alle sechs Teile von «Was wir fürchten» am 31. Oktober zum Binge-Watching ab 22.00 Uhr aus. Die Serie ist seit einer Woche schon in der ZDFmediathek.

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