Stab
Darsteller: André Kaczmarcyk, Gisa Flake, Frank Leo Schröder, Klaudiusz Kaufmann, Robert Gonera, Tomek NowickiMusik: Sebastian Pille
Kamera: Christoph Krauss
Drehbuch: Mike Bäuml und Axel Hildebrand
Regie: Christoph Schnee
Ein klarer Pluspunkt des Films ist derweil seine Atmosphäre. Die dargestellte Karnevalszeit in Cottbus verleiht dem Krimi eine einzigartige Kulisse und fängt die festliche, aber auch mysteriöse Stimmung gut ein. Trotz des feucht-fröhlichen Treibens dominieren in diesem Film matte Grautöne, was den Blick hinter die Kulissen der farbenfrohen Fratzen eröffnet. Die geschäftige Umgebung des Karnevalsumzugs, die in manchen psychedelisch angelegten Sequenzen auch bedrohlich anmutet, bietet dabei eine interessante visuelle Ebene, die den Film aus der Masse der Krimis am Sonntagabend herausstechen lässt. Zudem wird die Geschichte geschickt in die regionalen Besonderheiten eingebettet.
Die Ermittler tragen ebenfalls zur positiven Seite des Films bei, denn die beiden Schauspieler bringen ihre Charaktere überzeugend zum Leben und zeigen eine gute Chemie in ihrer Zusammenarbeit. Auch die Dialoge zwischen den beiden sind durchdacht und tragen zu einer pointierten zweiten Ebene bei.
Demgegenüber kann die eigentliche Kriminalgeschichte nicht auf Dauer überzeugen: So wirkt die Handlung an einigen Stellen zu konstruiert und klischeehaft, etwa als ein von Anfang an aufdringlicher und unsympathischer Kollege von Ross und Luschke plötzlich in den Fall involviert zu sein scheint – und der mysteriöse Tod des Motivwagen-Bauers Jurek Bukol, der Stein des Anstoßes dieses Falles, eröffnet zwar den Weg in zahlreiche familiäre Konflikte und vergangene Strafverfahren, doch die Auflösung des Falls erscheint letztendlich wenig folgerichtig. Die Ermittlungen verlieren sich in einem Wirrwarr aus gegenseitigen Abhängigkeiten und Machenschaften, was auch dem Spannungsbogen schadet. Dabei wird die Familie Bukol zunehmend als stereotypisch instabil präsentiert, was die Charaktere ihres emotionalen Tiefgangs beraubt.
Zudem fehlt es dem Film an einem klaren Erzählstrang. Zu oft springt die Handlung zwischen verschiedenen Erzählebenen, ohne eine klare Richtung vorzugeben, und erst am Schluss fügen sich die Fäden zusammen, als der Zuschauer über etliche Details schon den Überblick verloren hat. Dadurch geht leider einiges an erzählerischer Stringenz verloren. Hingegen gefällt das Ermittlerduo aus Cottbus nach eineinhalb Stunden umso besser – es hat noch viele weitere Fälle verdient.
Der Film «Polizeiruf 110 – Cottbus kopflos» wird am Sonntag, den 12. November um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.
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