Debatte

Traut sich die DFL zur Bundesliga-Revolution?

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Die Deutsche Fußballliga behauptet, sie müsse wieder mehr Geld verdienen. Doch mit dem bisherigen Angebot werden keine neuen Rekordsummen aufgerufen.

Für den BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und FC-Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß könnte die deutsche Bundesliga deutlich mehr Wert sein. Doch durch den Ukraine-Krieg erlebte vor allem Westeuropa einen Anstieg der Verbraucherpreise, höhere Löhne und eine deutliche Inflation. Die jüngsten Quartalszahlen einiger Medienunternehmen zeigen, dass die Werbeerlöse stagnieren oder rückläufig sind. Vor allem die deutschen Privatsender können ihre Spots gut verkaufen, wenn man den Rückgang der durchschnittlichen Reichweiten über die vergangenen zehn Jahre betrachtet.

Vor allem Watzke musste sich vor einigen Wochen die Blöße geben, auf der einen Seite immer mehr für Fußball verlangen zu wollen, aber uneinsichtig zu sein, dass seine Mannschaft Borussia Dortmund bereits am Freitagabend für DAZN auflaufen musste. Natürlich stellt sich die Frage, ob ein 64-jähriger Klub-Geschäftsführer aktuell noch die richtige Person ist, um der Sprecher des DFL-Präsidiums zu sein. Die deutlich jüngere Donata Hopfen sollte eigentlich die Liga bis zum 31. Dezember 2024 leiten, räumte ihren Schreibtisch aber schon zum Jahresende 2022. Nach Informationen der gut unterrichteten Sportpresse gab es Differenzen mit dem Aufsichtsrat über die strategische Ausrichtung der Liga.

Im kommenden Jahr, das in sechs Wochen beginnt, sollen die deutschen Fernsehrechte für die Jahre 2025 bis 2029 neu vergeben werden. Heißester Kandidat für die Samstagnachmittagspartien und für das Topspiel bleibt natürlich Sky, dessen Vorläufer schon immer den Livesport im Programm hatte. Zeitweise zwar nur als Stream, damals noch verpönt unter „IPTV“, aber nach kurzer Zeit war das damalige Premiere auch wieder im Kabel und via Satellit vertreten. Inzwischen ist die Frage, welche Ausspielwege überhaupt noch gebraucht werden. Die Sky-Receiver, die derzeit im Umlauf sind, können alle Sportangebote streamen. Es ist jedoch nicht davon auszugehen, dass die Liga und Sky auf einen Übertragungsweg verzichten.

In der kommenden Rechteausschreibung könnte die „No Single Buyer“-Regel entfallen. Eigentlich hatte man dieses Konstrukt eingeführt, damit Sky seine Marktmacht nicht ausnutzen kann. Unterm Strich zeigte sich die Konstellation von Sky und dem Streaminganbieter DAZN, dass die Bundesliga-Rechte wegen der Entscheidung des Kartellamts so teuer wurden wie noch nie. Überhaupt stellt sich die Frage, wie viel Entscheidungsgewalt Sky in Unterföhring hat. Ist die Mutterfirma in London mit dem bisherigen Samstag zufrieden oder möchten die Eigentümer aus Philadelphia lieber Milliarden einsparen? Was möchte überhaupt DAZN? Wird man weitere Milliarden in den Markt pumpen und den Sportstreamingdienst eines Tages in die Gewinnzone bringen? Noch schweigen alle Teilnehmer.

Fast schon langweilig wird die Rechtevergabe bei der «Sportschau». Es steht wohl außer Frage, dass die ARD die Rechte bekommt. Die ProSiebenSat.1-Gruppe befinden sich derzeit in einem großen Stellenabbau und schon vor 20 Jahren – als die Reichweiten noch hoch waren – galt die Bundesliga am Vorabend als nicht refinanzierbar. Sat.1 könnte zwar zwischen 18.30 und 20.15 Uhr auf «ran» setzen, aber im Anschluss verpufft der Effekt. Derzeit werden im Anschluss Familienfilme ausgestrahlt. Bei ProSieben laufen aktuell Wiederholungen von «Friends», doch auch in der Primetime fehlen zahlreiche Shows. Bereits häufiger wurden recht unattraktive Clipshows getrennt, die kein Millionenpublikum anlocken. RTL kann nicht in das Rennen einsteigen, schließlich stünden maximal 35 Sendezeit zur Verfügung, wenn nicht «RTL Aktuell» verschoben wird. Das Magazin «Life!» muss am Samstagabend gesendet werden, der Sender hat die Entscheidung erst vor ein paar Monaten akzeptiert.

Vielleicht könnte die National Football League (NFL) eine entscheidende Rolle spielen. Obwohl fast alle Spiele im frei-empfangbaren Fernsehen in den USA laufen, gibt es Millionen Pay-TV-Abonnenten. Die Deutsche Fußballliga könnte wohl bis zu 400 Millionen Euro pro Saison mehr erlösen, wenn sie vier Partien pro Spieltag an ProSieben & Co. zusätzlich veräußern würde. Ein interessanter Kandidat wäre beispielsweise RTL, der sich für eine Partie am Samstag und Sonntag interessieren könnte. Der Samstag könnte den Vorabend beflügeln und einen kleinen Primetime-Schwung geben, die Sonntagspartie würde der NFL einen extremen Boost geben. Außerdem ist die Attraktivität der zweiten Liga gestiegen. Bislang werden fast alle Partien – mit Ausnahme des Topspiels – an einen Kandidaten verjubelt. Aufgrund der aktuellen Attraktivität gehört die zweite Liga unbedingt in mehrere Pakete gesplittet.

Bislang veräußert die Liga ohnehin nur die Anstoßzeiten. Vielleicht müsste man im Pay-TV-Fernsehen auch künftig Team-Pakete schnüren, um die Lizenzen zu erhöhen. Damit würden Liga und Pay-TV-Stationen bei den Fans akzeptiert werden. Folgendes Beispiel: Bayern würde exklusiv bei DAZN (Paket A) kicken, Dortmund bei Sky (Paket B). Bei einem Aufeinandertreffen könnten beide Abonnenten die Spiele schauen, gleichzeitig zahlen DAZN und Sky aber auch für das Match. Bereits in den vergangenen Jahren haben die DFL und ihre Vereine vor möglichen Experimenten zurückgeschreckt. Wohl auch dieses Mal, weshalb der Umsatz wohl ein zweites Mal sinken wird.

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