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Vor allem Watzke musste sich vor einigen Wochen die Blöße geben, auf der einen Seite immer mehr für Fußball verlangen zu wollen, aber uneinsichtig zu sein, dass seine Mannschaft Borussia Dortmund bereits am Freitagabend für DAZN auflaufen musste. Natürlich stellt sich die Frage, ob ein 64-jähriger Klub-Geschäftsführer aktuell noch die richtige Person ist, um der Sprecher des DFL-Präsidiums zu sein. Die deutlich jüngere Donata Hopfen sollte eigentlich die Liga bis zum 31. Dezember 2024 leiten, räumte ihren Schreibtisch aber schon zum Jahresende 2022. Nach Informationen der gut unterrichteten Sportpresse gab es Differenzen mit dem Aufsichtsrat über die strategische Ausrichtung der Liga.
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In der kommenden Rechteausschreibung könnte die „No Single Buyer“-Regel entfallen. Eigentlich hatte man dieses Konstrukt eingeführt, damit Sky seine Marktmacht nicht ausnutzen kann. Unterm Strich zeigte sich die Konstellation von Sky und dem Streaminganbieter DAZN, dass die Bundesliga-Rechte wegen der Entscheidung des Kartellamts so teuer wurden wie noch nie. Überhaupt stellt sich die Frage, wie viel Entscheidungsgewalt Sky in Unterföhring hat. Ist die Mutterfirma in London mit dem bisherigen Samstag zufrieden oder möchten die Eigentümer aus Philadelphia lieber Milliarden einsparen? Was möchte überhaupt DAZN? Wird man weitere Milliarden in den Markt pumpen und den Sportstreamingdienst eines Tages in die Gewinnzone bringen? Noch schweigen alle Teilnehmer.
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Vielleicht könnte die National Football League (NFL) eine entscheidende Rolle spielen. Obwohl fast alle Spiele im frei-empfangbaren Fernsehen in den USA laufen, gibt es Millionen Pay-TV-Abonnenten. Die Deutsche Fußballliga könnte wohl bis zu 400 Millionen Euro pro Saison mehr erlösen, wenn sie vier Partien pro Spieltag an ProSieben & Co. zusätzlich veräußern würde. Ein interessanter Kandidat wäre beispielsweise RTL, der sich für eine Partie am Samstag und Sonntag interessieren könnte. Der Samstag könnte den Vorabend beflügeln und einen kleinen Primetime-Schwung geben, die Sonntagspartie würde der NFL einen extremen Boost geben. Außerdem ist die Attraktivität der zweiten Liga gestiegen. Bislang werden fast alle Partien – mit Ausnahme des Topspiels – an einen Kandidaten verjubelt. Aufgrund der aktuellen Attraktivität gehört die zweite Liga unbedingt in mehrere Pakete gesplittet.
Bislang veräußert die Liga ohnehin nur die Anstoßzeiten. Vielleicht müsste man im Pay-TV-Fernsehen auch künftig Team-Pakete schnüren, um die Lizenzen zu erhöhen. Damit würden Liga und Pay-TV-Stationen bei den Fans akzeptiert werden. Folgendes Beispiel: Bayern würde exklusiv bei DAZN (Paket A) kicken, Dortmund bei Sky (Paket B). Bei einem Aufeinandertreffen könnten beide Abonnenten die Spiele schauen, gleichzeitig zahlen DAZN und Sky aber auch für das Match. Bereits in den vergangenen Jahren haben die DFL und ihre Vereine vor möglichen Experimenten zurückgeschreckt. Wohl auch dieses Mal, weshalb der Umsatz wohl ein zweites Mal sinken wird.
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