Hintergrund

Das Jüngste Quoten-Gericht: Basketball ist nicht gleich Football

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Montags blickt Quotenmeter auf aktuelle Quoten-Highlights und Marktanteil-Flops und ordnet diese ein. Diesmal gibt es US-Sport auf grünem Rasen und hartem Parkett. Ein Blick auf RTL und ProSieben Maxx.

RTL wurde zum Start der neuen NFL-Saison an dieser Stelle ein guter Start in die Football-Übertragungen attestiert, wobei man das anfänglich hohe Niveau nicht für bare Münze nehmen sollte. Denn der vorherige Recht-Inhaber ProSieben tat sich im weiteren Verlauf der vergangenen Saison vor allem mit den 19-Uhr-Partien des Öfteren schwer und erreichte in der Zielgruppe nicht selten weniger als die Hälfte des Senderschnitts. Nun sind elf von 18 Spieltagen absolviert – in der Nacht komplettieren die Chiefs und die Eagles den elften Spieltag – und in dieser Woche steht der Football besonders im Fokus, denn in den USA wird Thanksgiving gefeiert, weswegen gleich drei Spiele am Donnerstag stattfinden. Zudem veranstaltet die NFL erstmals auch ein Spiel an Black Friday, dem traditionell Shopping-Tag der Amerikaner.

Doch wie haben sich die Quoten nun entwickelt? Und wie steht RTL im Vergleich zu ProSieben da? Am ersten Spieltag fuhr RTL mit dem 19-Uhr-Spiel zweistellige Werte von bis zu 12,9 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe ein, zwischen 0,75 und 0,88 Millionen Menschen verfolgten das erste Sonntagsspiel. In der Zielgruppe wurden zwischen 0,43 und 0,59 Millionen 14- bis 49-Jährige während der vier Viertel gezählt. Die Reichweiten waren am gestrigen Sonntag auf einem ähnlichen Niveau, allerdings gab es auch schwächere Phasen, die vor allem den frühen Spielen aus London und Frankfurt geschuldet waren. Die Übertragungen mutierten so zu Marathon-Sitzungen mit Live-Football von 15:30 Uhr bis weit nach Mitternacht.

Auch bei ProSieben gab es diese Midseason-Delle und die etwas schwächeren Spiele nach den Nachmittags-Duellen auf europäischem Boden. Generell kann RTL aber ein leicht besseres Reichweiten-Niveau vorweisen als ProSieben im vergangenen Jahr. Deshalb zeigte sich zuletzt auch RTL-Sportchef Andreas von Thien gegenüber dem Branchendienst ‚DWDL‘ „super zufrieden“. Die eigenen Erwartungen hätten sich laut von Thien „sowohl im TV als auch im Streaming voll erfüllt“. Die NFL sei vor allem bei den 14- bis 29-jährigen Männern „extrem stark“.

Das sagte der RTL-Mann vor zwei Wochen, wenige Tage vor den «Frankfurt Games» am 5. und 12. November. Diese dürften wohl hinter den Erwartungen zurückgeblieben sein, denn mit dem «Munich Game» hatte ProSieben im Vorjahr klar die Nase vorn. Sicherlich, ProSieben hatte den Vorteil das allererste NFL-Spiel auf deutschem Boden zu übertragen, dieser Eintrag in die Geschichtsbücher dürfte ein Extra-Maß an Neugierde und Einschaltimpuls generiert haben. Im Schnitt verfolgten 1,50 Millionen Zuschauer das Spiel der Seahawks und der Buccaneers in der Münchner Allianz Arena. Bei den 14- bis 49-Jährigen stand ein Marktanteil von 23,5 Prozent über alle Viertel hinweg zu Buche. RTL holte mit dem «Frankfurt Game» zwischen den Dolphins und den Chiefs am 5. November 1,35 Millionen Zuschauer ab drei Jahren und sehr gute 20,0 Prozent. Eine Woche später beim weniger spektakulären Duell der Colts gegen die Patriots wurden aber schon nur noch 0,87 Millionen Zuschauer gemessen. Der Marktanteil bei den Umworbenen fiel auf 14,7 Prozent zurück.

Die «London Games» performten im Oktober dafür etwas besser als bei ProSieben vor einem Jahr. Zwar befand sich RTL aus Reichweiten-Sicht auf Augenhöhe (rund 40.000 Zuschauer darüber) mit dem Unterföhringer Sender, alle drei Spiele in der englischen Hauptstadt sorgten aber für zweistellige Marktanteile in der klassischen Zielgruppe. An den ersten drei Oktober-Sonntagen wurden 10,7, 11,4 und 10,1 Prozent gemessen. ProSieben kam im vergangenen Jahr auf 10,9 und zweimal 9,2 Prozent.

RTL bewegt sich also in die richtige Richtung und begründet seinen Erfolg vor allem mit Zuwächsen in der jungen Zielgruppe der 18- bis 29-jährige Männer, bei denen man laut eigenen Angaben zufolge im Vergleich zum Vorjahr deutlich höhere Marktanteile als ProSieben einfahren konnte. Auch wenn gerade die deutschen Spiele eher etwas enttäuschend verliefen, hat RTL einen guten Deal mit den NFL-Rechten gemacht. Sicherlich besteht noch Potential die Reichweite zu steigern. Weniger als eine Million Zuschauer in der Primetime liegen unter dem Anspruch des größten deutschen Privatsenders, aber die Spiele am späten Sonntagabend performen bis auf wenige Ausnahmen gut.

Auch ProSieben muss sich trotz der Rechte-Verluste nicht als Verlierer sehen. Ohne NFL hat der Sender unter anderem «Wer stiehlt mir die Show?» sehr erfolgreich auf einem neuen Sendeplatz etabliert. Auch der Sonntags-Blockbuster wurde zuletzt wieder sehr gut angenommen. Abseits davon gilt es für neu ProSieben-Chef Hannes Hiller aber noch das ein oder andere Programmloch zu füllen. Gleiches gilt für Ellen Koch, die bekanntlich neben sixx unter anderem auch ProSieben Maxx seit November verantwortet. Für den Sonntagabend hatte sich die Seven.One Entertainment Group kurz vor dem Saisonstart NBA-Rechte gesichert.

Während die Spiele in der Nacht von Samstag auf Sonntag sehr gut funktionierten und in den ersten Wochen stabil über dem Senderschnitt lagen, scheint dem US-Sport schon jetzt die Puste auszugehen. In der Nacht von Samstag auf Sonntag, 19. November, zeigte die Quotennadel im viertel Quarter keinen Ausschlag. Nur 10.000 Zuschauer ab drei Jahren blieben ab 1:40 Uhr noch wach, in der Zielgruppe spielten die Nicks bei den Hornets unter Ausschluss der deutschen Öffentlichkeit. Am Sonntagabend unterbot man mit dem Duell der Nets gegen die 76ers einmal mehr die Ein-Prozent-Marke. In der Vorwoche musste sich ProSieben Maxx zeitweise mit miserablen 0,2 Prozent begnügen.

Das Duell American Football gegen Basketball entscheidet ganz klar das eiförmige Leder für sich. Der Sender-Wechsel hat dem US-Sport neuen Boost gegeben. ProSieben Maxx hat es dagegen verpasst der nach der gewonnenen Basketball-Weltmeisterschaft durchaus vorhandenen Euphorie Flügel zu verleihen. Trotz zahlreicher deutscher NBA-Profis versinken die Übertragungen in der Bedeutungslosigkeit. Gleiches galt auch schon für die Frühjahrs-Übertragungen der US-Eishockey-Liga NHL. Fuß und Ball stehen bei den deutschen einfach am höchsten im Kurs.

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