Interview

Annette Reeker: Den Schwarzwald ‚empfanden schon die Römer als dunkel, undurchdringlich, geheimnisvoll‘

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Die Autorin von «Schneekind. Ein Schwarzwaldkrimi» hat einen spannenden Zweiteiler verfasst, der schon ab Samstag, den 16. Dezember, in der ZDFmediathek zum Abruf bereit steht.

Hallo Frau Reeker! Sie sind die Autorin des neuen Spielfilmes «Schneekind. Ein Schwarzwaldkrimi». Sie haben vor knapp vier Jahren mit dem «Schwarzwaldkrimi» angefangen, inzwischen sind wir bei der dritten Ausgabe. Warum setzen Sie auf weitere Fortsetzungen?
Die spontane Antwort für QUOTENMETER könnte „Quote“ sein. Denn die war von Anfang an sehr gut. Davon abgesehen bietet der Schwarzwald alles von dem ich als Autorin nur träumen kann: Sagen und Mythen, beeindruckende Natur und geheimnisvolle Locations, die ideale Synthese aus Crime und Mystery. Dafür steht auch das Ermittlungsteam: Jessica Schwarz spielt eine Ermittlerin, deren Kindheit traumatisch war. So hat sie bis heute eine starke Verbundenheit mit den Opfern, spürt deren Leid. Max von Thun übernimmt mehr die Position des Kriminalisten. Ihm geht es um die Täter. Die beiden sind das perfekte Team- die „Freudenstädter Doppelspitze“.

«Und du bist tot» erreichte 6,08 Millionen, «Waldgericht» sahen sogar 7,49 Millionen Menschen. Welche Faszination löst der Schwarzwald aus?
Etwas davon klingt im Namen „Schwarzwald“ an. Den empfanden schon die Römer als dunkel, undurchdringlich, geheimnisvoll. Aber letztlich müssen die Filme auch mit ihren Geschichten überzeugen, müssen die Zuschauerinnen und Zuschauer emotional packen, sie mitfühlen lassen.

Die Story von «Schneekind» ist so umfassend, dass Sie wieder einen Zweiteiler gemacht haben. Wann fiel die Entscheidung, dass ein Spielfilm nicht reicht?
Der Schwarzwaldkrimi war von Anfang an als Zweiteiler konzipiert.

Bereits zum dritten Mal verfilmt Marcus O. Rosenmüller das Drehbuch von Ihnen, das Sie unter Ihrem Pseudonym Anna Tebbe schrieben. Scheinbar klappt die Zusammenarbeit hervorragend?
Ja. Es ist ein Glücksfall, wenn Buch und Regie Hand in Hand arbeiten können.

Für die Krimireihe holen Sie Jessica Schwarz («Das perfekte Geheimnis») und Max von Thun («Traumfrauen») zurück. Waren die Beiden gleich Feuer und Flamme?
Für diese besondere Mischung aus Crime und Mystery sind die beiden die Idealbesetzung. Ich glaube, das sehen sie auch so.

Bei den „Schwarzwaldkrimis“ sollen die Kriminalfälle stets mysteriöse Züge tragen. Ist das ein Teil der Erfolgs-DNA?
Ich wollte diesen unglaublichen Schatz an Sagen und Historie nicht ungenutzt lassen. Das Freudenstädter Stadtarchiv ist mir dabei eine große Hilfe.

Was erwartet die Zuschauer in dem neuen Zweiteiler?
Freudenstadt wurde noch nach der Kapitulation zum Ende des 2. Weltkrieges schwer zerstört. Aber nur wenige Jahren später hatte die Bevölkerung mit beeindruckendem Einsatz die Stadt, den großen Marktplatz wieder aufgebaut. Dieses kollektive Stadtbauprojekt nennt man „das Wunder von Freudenstadt“. Im Stadtmuseum gab es dazu eine Ausstellung. Die hat mich inspiriert. Man sah die mondänen Hotels, die Champagnerallee, die großen Autos, die eleganten Damen. Wer was auf sich hielt, kurte damals in Freudenstadt. Hier wurden Ehe geschmiedet. Von einer jungen Frau, die eine Liebesbeziehung mit einem italienischen Eisverkäufer hatte und in die Ehe mit einem älteren Mann gezwungen wurde, handelt die Geschichte. Als sie von ihrem Liebhaber schwanger wird, schiebt sie dem Ehemann das Kind unter. Solche Kinder nannte man, einer alten Schwarzwald-Sage folgend: Schneekinder. Wir kennen sie auch als Kuckuckskinder. Die untreue Ehefrau, die später in den Kriminalfall verwickelt wird, wird von Uschi Glas gespielt.

In «Schneekind. Ein Schwarzwaldkrimi» wird das Thema der Verschickungsthema angesprochen. War es Ihnen wichtig, diese Thematik in den Vordergrund zu stellen?
Ja, denn während man in Freudenstadt das Wirtschaftswunder feierte, litten wenige Kilometer entfernt Verschickungskinder unter dem grausamen Regime der „Tanten“. So ließen sich die Erzieherinnen nennen. In den Kinderheimen galten noch nationalsozialistische Erziehungsideale. Dorthin wurde auch das «Schneekind» abgeschoben.

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Der 2-teilige Mystery-Thriller «Schneekind. Ein Schwarzwaldkrimi» ist ab 16. Dezember in der ZDFmediathek abrufbar und am 2. und 3. Januar um 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.

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