Der Norddeutsche Rundfunk, der Südwestrundfunk, die gebrueder beetz Filmproduktion und die nordmedia haben die Autoren Negar Ghalamzan, Thorsten Ernst, Banu Kepenek, Onur Kepenek, Max Rainer, Christopher Kaufmann und Nele Thumser beauftragt, den deutschen Sprechgesang zu analysieren. Das Ergebnis «Hiphop - Made in Germany» ist ab Dienstag, den 23. Januar 2024 in der ARD Mediathek zu sehen. Das NDR Fernsehen strahlt die erste Folge in der Nacht zum Samstag, 27. Januar, um 1 Uhr aus. Die zweite Folge wird am 3. Februar ausgestrahlt, die letzten beiden Folgen sind am 10. Februar zu sehen.
Anfang der 80er Jahre schwappte die brandneue Hip-Hop-Kultur von New York über den großen Teich nach Deutschland. Fasziniert sind die Kids vor allem in Städten mit amerikanischer Militärpräsenz. Dort etabliert sich schnell eine kleine Szene aus B-Jungs und Graffitikünstlern, die zu einer der wichtigsten Brutstätten für die Entwicklung des deutschen HipHop wird.
Von 1990 bis 2000 ist Hamburg das musikalische Epizentrum, Crews wie die Absoluten Beginner oder Dynamite Deluxe prägen das Soundbild dieser Zeit. DENYO und EUNIQUE cruisen im Old-School-Mercedes durch die Hansestadt, durchforsten den legendären Plattenladen Groove City und fragen sich, welchen Einfluss die historischen Ereignisse vom Fall der Mauer bis zum Jahrtausendwechsel auf die Geschichte des deutschen Hiphop haben.
„Ich war Freiwild“, sagte Rapper Afrob über Rassismus. „Jeder konnte mit mir machen, was er wollte. Ich konnte mir auch nicht leisten mich zu wehren, sonst wurde mir recht leicht auch die Freundschaft gekündigt. Deshalb war ich in so einer Art Gefängnis. Und dann kam Public Enemy und alle haben es gefeiert. Es war wie eine Befreiung für mich. Ich wurde sozial auch ganz anders gesehen in meinem Freundeskreis und ich habe ein ganz anderes Selbstbewusstsein gehabt. Das ist passiert über die Musik und die Inhalte.“
„Am Anfang war es nur eine Idee, eine Serie über Hiphop zu machen, die nicht nur die vielen Wandlungen, die dieses Genre in Deutschland durchlaufen hat, beleuchtet – sondern mit dieser Serie auch bundesdeutsche Geschichte zu erzählen“, so Domenica Berger & Florian Müller (NDR SPIN), Timo Großpietsch (NDR Dokumentarfilm) und Maryam Bonakdar (SWR) in einem gemeinsamen Statement. „Denn Hiphop arbeitet sich an der Gesellschaft ab – und ist ihr Spiegel, manchmal auch ihr Zerrspiegel: Hiphop überspitzt, polarisiert, reißt Mauern ein – und baut manchmal auch welche auf. Das zeigt sich besonders im Umgang mit Frauen: nicht nur in der Art, wie über Frauen gerappt wird – sondern auch in der Frage, wie und ob sie als Künstlerinnen in Erscheinung treten. Auch im Hiphop hat es sehr lange gedauert, bis Frauen etwas sagen durften – zu sagen hatten sie schon immer etwas. Ob Sexismus, Rassismus, Antisemitismus, ob Mauerfall, Hartz IV oder Corona-Krise – Hiphop hat sich mit all diesen Themen auseinandergesetzt, seinen Beitrag geleistet – und ist damit auch Chronik der jeweiligen Zeit. Diese Serie soll aber alles andere als trockener (Musik-) Geschichtsunterricht sein, sondern eine unterhaltsame und überraschende Zeitreise durch die Dekaden.“
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