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Tatsächlich spielen in «Beef» aber weder die Herkunft noch der soziale Status der beiden Protagonisten eine Rolle. Stattdessen liegt der Fokus ganz auf dem Überschreiten der eigenen Belastungsgrenze und den Folgen, die die Freisetzung von allzu lange unterdrückten Emotionen haben kann. Im vorliegenden Fall beginnt alles mit einem Hupkonzert und einer anschließenden Verkehrsaggression, die jedoch nicht als Höhepunkt, sondern als Beginn weiterer Aggressionen fungiert. Es entsteht eine Fokussierung auf ein Feindbild, das nun von den eigenen verdrängten Problemen ablenken soll.
Die Unterdrückung der eigenen Emotionen ist vor allem in Amerika zum Usus in der sozialen Interaktion geworden. Wer schon einmal einen amerikanischen Supermarkt besucht hat, wird dort häufig von übertrieben freundlichen Kassierern begrüßt, die sich nicht nur nach dem persönlichen Wohlbefinden erkundigen, sondern sich auch durch ein ständiges künstliches Lächeln auszeichnen. Diese geradezu übertriebene Freundlichkeit, die nichts mit dem eigenen Empfinden zu tun hat, ist auch in E-Mail-Konversationen üblich. Das Erreichen eines „breaking points“, an dem die eigene Maske fällt und der Wut freien Lauf gelassen wird, dürfte daher gerade für amerikanische Zuschauer gut nachvollziehbar sein.
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«Beef» ist eine Serie, die durchaus in der Lage ist, ein großes Publikum für sich zu gewinnen, so wie es vor 30 Jahren «Falling Down» an den Kinokassen geschafft hat. Es ist das Erreichen der psychischen Belastungsgrenze des Menschen, das, richtig inszeniert, immer eine gewisse Faszination ausübt. Das Wechselspiel zwischen scheinbarer Unglaubwürdigkeit und gleichzeitiger Nachvollziehbarkeit, sowie zwischen Humor und Traurigkeit gelingt «Beef» in den meisten Fällen hervorragend, lediglich die Längen in der Erzählung schmälern das Gesamtbild.
«Beef» ist bei Netflix verfügbar.
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