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Während Merchant den großen, trotteligen Lulatsch mit geringem Selbstbewusstsein gibt, den er so gut wie immer verkörpert, darf Walken einen leicht verrückten, aber charmanten Betrüger verkörpern, eine Rolle, die er selbst schon unzählige Male in seiner Karriere gespielt hat. Ergänzt werden die beiden durch eine bunte Mischung von Personen, die alle ihr Päckchen zu tragen haben. Hierbei kann durchaus von gewolltem Typecasting gesprochen werden, denn ein schwarzer Junge mit Gangproblemen, eine vielversprechende Emigrantentochter, die mit dem Druck ihrer Eltern nicht klarkommt, eine schwarze, linke Aktivistin, ein weißer großspuriger Geschäftsmann und ein Social-Media-Sternchen mit Beziehungsproblemen, dürften gleichermaßen so gut wie alle möglichen klischeebehafteten Rollen abdecken. Hier kann durchaus von bewusst gewählten Karikaturen gesprochen werden.
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Abseits der zu großen Teilen gelungenen Charakterstudie, macht es sich «The Outlaws» mit einer hauchdünnen Geschichte allerdings überwiegend zu einfach. Der Versuch die sechs einstündigen Episoden mit den Hintergrundgeschichten der Protagonisten aufzufüllen, gelingt nur teilweise, denn diese vermögen es nicht, den Streckcharakter der Handlung zu verbergen. Die klassische Underdog Geschichte funktioniert weitestgehend aufgrund der miteinander harmonierenden Charaktere, wird aber immer wieder von der schwächelnden Story und den Grenzen, Comedy und Ernst gekonnt miteinander zu verbinden, in Schach gehalten.
«Outlaws» ist bei Joyn streambar.
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