Die Kino-Kritiker

«Raya und der letzte Drache»: Ethnische Vielfalt

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Der Film erzählt die epische Geschichte von Raya, einer mutigen Kriegerin, die auf einer abenteuerlichen Reise durch das mystische Land Kumandra geht, um den letzten lebenden Drachen zu finden und ihre Heimat vor einer dunklen Bedrohung zu retten.

Disneys allererste Märchenprinzessin war so weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarz wie Ebenholz. Die Rede ist natürlich von «Schneewittchen und die sieben Zwerge» aus dem Jahre 1937. Ausschließlich weiß wie Schnee bleiben die nachfolgenden Prinzessinnen von «Cinderella» (1950) über «Dornröschen» (1959) bis hin zu «Arielle, die Meerjungfrau» (1989) und Belle aus «Die Schöne und das Biest» (1991). Mit der aus dem arabischen Raum stammenden Jasmin aus «Aladdin» (1992) kam die erste ‚farbige‘ Disney-Prinzessin auf die Leinwand, gefolgt von der amerikanischen Ureinwohnerin «Pocahontas» (1995) und der Asiatin «Mulan» (1998).

Erst 72 Jahre nach «Schneewittchen» wurde mit Tiana aus «Küss den Frosch» (2009) die erste afroamerikanische Disney-Prinzessin präsentiert. Damit hatte man endlich auch beim Micky-Maus-Konzern kapiert, dass man mit ethnischer Diversität rund um den Erdball noch mehr Menschen ansprechen kann. Kleine Mädchen lieben Disney, und es ist ihnen völlig egal, ob die Hautfarben ihrer Heldinnen so weiß wie Schnee, so rot wie Blut oder so schwarz wie Ebenholz sind. Nach Anna und Elsa aus «Die Eiskönigin – Völlig unverfroren» (2013) und der Polynesierin «Vaiana» (2016) ist jetzt mal wieder eine Asiatin dran. Sie heißt Raya und macht sich auf die Suche nach dem letzten Drachen. Wie eine schutzbedürftige Prinzessin früherer Tage wirkt sie aber nicht mehr. Eher wie ein modernes Mädchen, das sich aber nicht mehr als Mann verkleiden muss, sondern sofort klarstellt, wer hier die Hosen anhat.

Ein Juwel, geschaffen, sie alle zu retten
Schon ihr Vater war der Beschützer eines Artefakts, das von den Drachen übriggeblieben ist, mit denen die Menschen vor 500 Jahren im Land Kumandra noch Seite an Seite friedliche zusammenlebten. Damals tauchten böse Mächte namens Druun auf, die nur bezwungen werden konnten, wenn sich die fliegenden Fabelwesen für die menschlichen Geschöpfe opfern würden. Danach zerfiel Kumandra in fünf verfeindete Fürstentümer. Als der magische Drachenstein zerspringt, kehren die gruseligen Druun zurück, die Menschen zu Stein verwandeln.

So auch Rayas Vater, weshalb sich die Prinzessin allein auf den Weg machen muss, Sisu zu finden, der letzte noch lebende Drache, der die zerstrittenen Reiche vereinen und die bösen Geister wieder vertreiben kann. Nur er ist eigentlich eine sie, die sich mit neuer Lebenskraft ausgestattet sogar die Gestalt einer Frau annehmen kann. Und dann ist da noch Rayas Rivalin Namaari, die Sisu nur für die Rettung ihres Stammes gewinnen will. Die anderen vier Fürstentümer sind ihr völlig egal. Aber so läuft das nicht.

Im Reich der Magie
Ganz gewiss darf man sich mit «Raya und der letzte Drache» wieder auf ein technisch perfekt inszeniertes Animationsabenteuer freuen, dass uns mit Farbenpracht und Frohsinn den Alltag vergessen lässt. Ein visuelles Feuerwerk mit einer starken Heldin, einer frechen Drachen-Dame und allerlei lustigem Getier am Wegesrand. Nur was die Handlung angeht, verlassen sich die die beiden Hauptregisseure Don Hall und Carlos López Estrada zu sehr auf die für Disney gewohnte Erfolgsformel. Nebenfiguren müssen vor allem albern und frech, die Botschaft selbstverständlich und universell und die Actionmomente übertrieben und temporeich sein.

Ja, das funktioniert wirklich gut, aber mit «Zoomania» (2016), «Chaos im Netz» (2018) und vor allem mit den Pixar-Koproduktionen «Alles steht Kopf» (2015) und «Soul» (2020) wurde bei Disney mit schon mal weit mehr gewagt. Klar ist es erfreulich, dass Raya die Dinge mit Schwert und Selbstbewusstsein selbst in die Hand nimmt und damit sowohl Mädchen als auch Jungs ein Vorbild ist, aber wirklich neu ist das längst nicht mehr. Immerhin wird uns mit Sisu eine neue Art von Drachen vorgestellt. Reptilienartig aussehende Urtiere hat man seit «Harry Potter», «Der Hobbit» oder «Drachenzähmen leicht gemacht» serienmäßig schon allzu oft gesehen. Sisu ist flauschig, sanft-blickend und irgendwie poppiger. Dazu Wuschelhaare, schlangenförmiger Körper und ein Horn auf der Stirn – genau das Richtige zum Liebhaben, um als adaptiertes Kuscheltier im Kinderbett zu landen.



Money Makes the Micky Mouse Go Round
Mit Merchandising ist bekanntlich sogar mehr Geld zu machen als mit dem Film an sich. Aber natürlich braucht es immer wieder neue Filme, um das Geschäft mit Spielzeugpuppen, Tassen und Tinnef am Laufen zu halten. Darin mag auch begründet sein, warum es Disney gar nicht schwerfällt, eigentlich fürs Kino produzierte Filme in der Pandemie bei der hauseigenen Streaming-Plattform Disney+ zu platzieren. Merchandising-Artikel müssen ans Kind gebracht werden, bevor es zu alt dafür wird. Nach der Realversion von «Mulan» und Pixars Meisterwerk «Soul» wird nun auch «Raya und der letzte Drache» in platte Form gebracht. Also kein 3-D, wie es im Kino für Animationsfilme schon Standard geworden ist. Der große Sound dürfte durch die häusliche Stereoanlage auch nicht so richtig durchdringen.

Fazit: Raya ist nach Mulan die zweite asiatische Disney-Prinzessin. Ein modernes Mädchen mit Vorbildfunktion in einem farbenprächtigen Animationsfilm, allerdings mit schwächelndem Plot.

«Raya und der letzte Drache» ist bei Disney+ verfügbar.

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