Friesland – Feuerteufel
- BESETZUNG: Sophie Dal, Maxim Mehmet, Theresa Underberg, Holger Stockhaus, Felix Vörtler, Yunus Cumartpay, Tina Pfurr, Veronique Coubard, Agnes Decker, Petra van de Voort
- REGIE: Dominic Müller
- DREHBUCH: Anke Winschewski
- PRODUKTION: Bernd von Fehrn
- KAMERA: Simon Schmejkal
- MONTAGE: Jens Müller
Die Ausgangssituation ist nicht zu verachten. Ein Brandstifter, der sich offenbar am Feuer erfreut, ein Opfer, das möglicherweise versehentlich dem Täter zum Opfer fiel –> oder hat da jemand die Gunst der Stunde genutzt, um sich eines unbeliebten, alten Kerls zu entledigen? Bevor Interesse aufkommt: Die Frage nach einem Trittbrettfahrer wird zwar im Verlauf der Handlung angesprochen, eine wirkliche Rolle aber spielt diese Frage nicht. «Friesland – Feuerteufel» entpuppt sich auf der Ebene seiner Kriminalhandlung als ein erschreckend schwacher Film der beliebten ZDF-Reihe. Dem ersten Opfer folgt bald ein Zweites, Mord und Totschlag alleine machen jedoch keinen guten Thriller aus, wenn in der ersten Hälfte eines Filmes schlicht gar keine kriminalistische Arbeit von Seiten der Serienermittler stattfindet. Und das ist keine Übertreibung. Da ist ein Opfer und natürlich werden einige Vermutungen angestellt. Es wird ein zweites Opfer gefunden und der Schock sitzt tief. Geschehnisse aber, oder Wendungen gar, die die Handlung vorantreiben könnten, gibt es genau keine. Zumindest nicht in der ersten Hälfte der Spielzeit. Erst mit Beginn der zweiten 45 Minuten kommt etwas Bewegung ins Spiel. Da ist etwa ein dunkler Fleck in der Vergangenheit des Polizisten Henk Cassens (Maxim Mehmet), die diesen etwas allergisch auf Feuerteufel reagieren lassen. Ein regelrechtes Feuerteufel-Trauma hat Kommissar Jan Brockhorst (Felix Vörtler) aus seinem früheren Einsatzgebiet mit in die ostfriesische Provinz getragen. Und der Bruder von Polizistin Süher Özlügül (Sophie Dal), Yunus (Yunus Cumartpay), steckt auch mal wieder irgendwie drin im Geschehen, denn neuerdings verkauft Yunus Versicherungen und ausgerechnet über ihn sind diverse abgebrannte Scheunen versichert. Der Verdacht, der aus dieser Situation heraus entsteht, wirkt jedoch nicht nur arg aufgesetzt, sondern direkt ärgerlich. Wer die Serie nicht kennt oder regelmäßig verfolgt und eher zufällig diesen 19ten Spielfilm der Reihe einschaltet, mag die Kritik nicht verstehen, da der Verdacht, der sich innerhalb der in sich geschlossenen Handlung dieses Spielfilmes ergibt, erst einmal schlüssig erscheint (wenn auch etwas simpel). Ärgerlich wird dieser Handlungsstrang dadurch, dass die Reihe die Entwicklung von Yunus ignoriert. Eingeführt wurde er als ein Gegengewicht zur strebsamen, fleißigen, aufrechten Süher. Yunus hat sich immer wieder auf Geschäfte eingelassen, die ihm am Ende nur Ärger eingebracht haben. Das ist jedoch vorbei. Dass er in diesem Film als Versicherungsvertreter agiert, ist denn auch erst einmal im Rahmen dieser Entwicklung nicht zu bemängeln. Sein Auftreten wirkt seriös, man könnte sagen: Da hat sich jemand gefunden. Dass er aber gleich wieder in einen Verdacht stolpert und dann auch noch mit einem Kollegen agiert, der als eindeutig halbseiden definiert wird: Bitte, das muss doch nicht sein, das gab es doch alles schon x-mal.
Es braucht demnach geschlagene 45 Minuten Spielzeit, bis tatsächlich so etwas wie Spannung entsteht und die Story eine Linie findet. Dass der Spielfilm nicht gänzlich enttäuscht, ist seinem Darstellerensemble zu verdanken, das vielleicht zum Besten gehört, was die diversen ZDF-Krimimalfilmserien zu bieten haben. Wenn das Drehbuch verlangt, dass es zwischen den Figuren Henk Cassens und Süher Özlügül zu einem Streit kommt, weil Henk Süher für die Ermittlung nicht ganz unwichtige Geschehnisse seiner eigenen Vergangenheit verschweigt, ist die Enttäuschung der Ermittlerin regelrecht mit Händen zu fassen. Umgangssprachlich sagt man da, die Chemie zwischen den Darstellern, sie stimmt einfach. Hier handeln keine Figuren, hier sind Menschen am Werk. In «Friesland – Feuerteufel» sind es vor allem Holger Stockhaus (in der Rolle des Bestatters Wolfgang Habedank) und Theresa Underberg (Darstellerin der Apothekerin und Hobby-Pathologin Insa Scherzinger), denen die Story einige sehr menschliche, fast schon liebevolle Momente gönnt, in denen sie ihre Figuren einander näher bringen. Es menschelt auf eine sympathische Weise. Diese Menschlichkeit kann eine ganze Reihe von Schwächen dieses Kriminalfilmes überdecken, in Gänze aber gelingt ihr dies nicht.
Am Samstag, 23. Dezember 2023, 20.15 Uhr im ZDF.
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