Der Begriff 'Ökozid' ist noch nicht sehr alt, hat aber schon die Verwendung in einem Filmtitel gesehen. Offensichtlich ist es ein Kunstwort, das vom Begriff 'Genozid' (für Völkermord) abgeleitet wurde, hier eben nicht den planmäßigen Mord an Menschen im großen Stil, sondern den an angeblichen an der Natur, der Ökologie, bezeichnend. Die Forderung, daraus eine internationale Straftat zu schaffen, wird von Nicht-Regierungs-Organisationen schon eine Weile aufgestellt. Auf nationaler Ebene gibt es das bereits, so in Frankreich, dessen Gesetz aber nur für Vergehen innerhalb Frankreichs gilt. Tino Pfaff hatte nach einer Crowdfunding-Kampagne im Frühjahr bis Sommer 2023 genug Geld gesammelt, um einen Sammelband mit Beiträgen von 29 Autoren zum Thema 'Ökozid' herauszugeben. Er ist Anfang Dezember als Softcover-Buch und parallele PDF-Ausgabe mit 426 Seiten erschienen. Der Film von 2020, Regie Andres Veiel, trägt denselben Titel, hat aber außer der Thematik nichts mit diesem Buch zu tun.
37 Autoren beteiligen sich in dieser Publikation durch Mitwirkung an enthaltenen 29 Texten mit dem Thema der massiven Schädigung und Zerstörung der Natur. Die Folgen der verschiedenen Arten eines 'Ökozids' werden vorgestellt und auch die jeweils Schuldigen daran genannt. Für die Aktivisten unter den Lesern werden Wege vorgestellt, was dagegen zu tun sei. Auch in diesem Buch wird die Forderung nach einem Ökozid-Gesetz auf internationaler Ebene erhoben, als ultimatives Werkzeug, um dem entgegenzuwirken und Konsequenzen anzudrohen. Neu ist das nicht. Ein 'Unabhängiges Expertengremium für die Legaldefinition von Ökozid' berief im November 2020 die 'Stop Ecocide' Initiative aus internationalen Experten zusammen, welche Mitte 2021 eine neue Definition des Verbrechens veröffentlichte. Die Forderung, Ökozid als 5. Verbrechen unter die Zuständigkeit des Internationalen Strafgerichtshofes in Den Haag zu stellen, gibt es sogar schon seit 2010, formuliert durch eine Mitbegründerin von 'Stop Ecocide', Anwältin Polly Higgins.
Die Finanzierung des Buches von Tino Pfaff erzielte im Crowdfunding 6892 Euro von 173 Unterstützern, was andeutet, dass die teilnehmenden Autoren kein Honorar gesehen haben dürften, sondern als Aktivisten ehrenhalber mitwirkten, während die Summe der Bestreitung von Druckkosten usw. gegolten haben muss. Der Herausgeber bezeichnet sich als 'Environmental Activist', 'freelance Editor' und 'political Influencer'. Neben dem im oekom Verlag herausgebrachten 'Ökozid'-Sammelband nimmt er Vorbestellungen entgegen für die im April 2024 geplante Publikation des Sammelbandes 'Vergesellschaftung und die sozialökonomische Frage'. Frühere Publikationen des Herausgebers waren 'Klimakrise, sozialökologischer Kollaps und Klimagerechtigkeit' (2022) und 'Soziale Arbeit im Angesicht des sozialökologischen Kollapses - Widerstand als Selbstverständnis sozialarbeiterischer Präventionspraxis' (2022) in Kooperation mit zwei anderen Herausgebern. Tino Pfaff veröffentlicht auch im Podcast-Format und Artikel in der Digitalzeitung 'der Freitag'.
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