Hallo Frau Bernstoff! Sie hatten die Idee für die neue Miniserie «Haus aus Glas». Wovon handelt das Event, das sowohl arte als auch Das Erste im Januar zeigen?
Die Serie handelt im Kern von einer Unternehmerfamilie, die in der Vergangenheit etwas sehr Traumatisches erlebt hat – und im Laufe der Erzählung mit einem Ereignis konfrontiert wird, das dieses Trauma mit Wucht wieder an die Oberfläche bringt. Dadurch entsteht eine Dynamik, die vor allem für die erwachsenen vier Geschwister sehr viel verändert.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Emily, die selbst als junges Mädchen drei Wochen weg war. Warum ist dieses Detail so wichtig?
Emilys Entführung ist natürlich ein sehr besonderes und spezielles Trauma, aber eigentlich steht es stellvertretend für Wunden, die es in allen Familien gibt. Die Verknüpfung einer Entführung in der Vergangenheit und eines Verschwindens in der Gegenwart schien mir eine spannende Möglichkeit, die Familie zunächst wieder in ihre alten und destruktiven Muster zu führen – um am Ende den Weg frei zu machen für einen vorsichtigen Neuanfang.
Sie haben das Drehbuch mit Annika Tepelmann, Annette Simon und Stefanie Misrahi verfasst. Wie müssen sich unsere Leser diese Teamarbeit vorstellen?
Ich habe viele Jahre allein an dem Stoff gearbeitet und wusste lange nicht, wie ich da jemanden mit reinlassen kann. Aber ungefähr ein Jahr vor dem Dreh wurde deutlich, dass das gar nicht zu bewältigen ist. Mit Annika Tepelmann und Stefanie Misrahi gab es eine Art Writersroom und Annika Tepelmann und Annette Simon haben mir dann später als Co – Autorinnen zur Seite gestanden. Sie haben unterschiedliche Bücher überarbeitet und auch sehr geprägt. Ich habe das als große Bereicherung und Unterstützung empfunden.
Wie lang hat denn die Schreibarbeit von «Haus aus Glas» gedauert?
Insgesamt waren das sicher 7 Jahre von der ersten Idee bis zur fertigen Serie.
Bei all den vielen Beteiligten: Wer durfte dann das letzte Wort darüber fällen, wer die Regie übernimmt?
Glücklicherweise war das in diesem Fall ein sehr kollegialer und fairer Prozess. Die Produzentin Kerstin Schmidtbauer und ich haben schon früh angefangen darüber zu sprechen, wer die beste Wahl wäre und niemand hat versucht, machtvoll eine Person durchzudrücken. Wir haben uns alle sehr gefreut, als Alain Gsponer zugesagt hat!
Julia Karg, Boris Gromatzki und Christoph Wermke übernahmen den Schnitt des Sechsteilers. Haben Sie Ihnen über die Schulter gesehen?
Leider war das zeitlich nicht möglich, aber ich hätte den Prozess gerne miterlebt. Was die wunderbaren Editor*Innen gemacht haben, war erzählerisch nochmal ein wichtiger Schritt – und somit für mich als Autorin natürlich sehr spannend.
«Haus aus Glas» wird vorab im Netz und bei arte ausgestrahlt. Glauben Sie, das schmälert den Erfolg im Ersten?
Diese Vorgänge verstehe ich zu wenig, aber ich gehe davon aus, dass die Sender sich für einen Weg entschlossen habe, der für alle möglichst erfolgsversprechend ist.
Für den Bayerischen Rundfunk arbeiten Sie an den Film «Querschuss». Was können Sie darüber schon erzählen?
Tatsächlich ist meine Arbeit an «Querschuss» schon beendet, weil Nicole Weegmann das Drehbuch bereits im Juni mit Christian Berkel, Bibiana Beglau und Andrea Sawatzki in den Hauptrollen verfilmt hat. Auch hier geht es um eine Familie, die sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen muss, aber die Erzählung ist im Ton deutlich anders. Es war eine wunderbare Arbeit!
Immer wieder wird erzählt, dass künstliche Intelligenz das Drehbuch schreiben revolutionieren könnte. Glauben Sie daran?
Ich bin der Überzeugung, dass die künstliche Intelligenz – so schlau sie auch inzwischen sein mag – die persönliche Stimme nicht ersetzen kann. Daher versuche ich, mich nicht verunsichern zu lassen und bisher gelingt das ganz gut. Dennoch muss das natürlich bedachtsam reguliert werden.
Danke für Ihre Zeit!
«Herz aus Glas» ist ab 29. Dezember in der ARD Mediathek und ab 9. Januar im Ersten zu sehen. Die Serie startet am 28. Dezember in der arte-Mediathek und wird ab 4. Januar linear ausgestrahlt.
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