Stab
Darsteller: Karoline Schuch, Felix Kramer, Lucas Gregorowicz, Julius Gause, Bettina Wegner, Stefan WeinertMusik: Roman Fleischer und Tim Schwerdter
Kamera: Christian Huck
Drehbuch: Arend Remmers
Regie: Adolfo J. Kolmerer
Doch gerade der „Oderbruch“, die dünnbesiedeltste Region Deutschlands, wäre wie gemacht für einen finsteren Gruselstoff, den dort nun ausgerechnet die ARD umsetzen wollte. In dieser achtteiligen Serie mit einer glänzenden Karoline Schuh in der Hauptrolle soll ein Serienmordfall mit beispiellosem Ausmaß diese idyllische Landschaft erschüttern. Doch während die Serie durchaus ihre Höhepunkte hat und zu weiten Teilen auch sehr deutlich die Spannung hoch hält, gibt es einige Aspekte, die den Gesamteindruck leider merklich trüben und auf die alte Genre-Krankheit des deutschen Fernsehens verweisen: mangelnde Konsequenz.
Ein unbestreitbarer Pluspunkt von «Oderbruch» ist zweifelsohne die herausragende Leistung von Karoline Schuch in der Hauptrolle. Ihre Darstellung der ehemaligen Ortspolizistin Magdalena Kring verleiht der Figur Tiefe und Authentizität. Schuchs emotionale Bandbreite und ihre Fähigkeit, die inneren Konflikte ihrer Figur glaubhaft zu vermitteln, lassen sie aus der Besetzung herausragen. Ihr Schauspiel ist fesselnd und trägt maßgeblich dazu bei, dass die Serie zumindest auf Ebene der Darsteller überzeugt und einen festen Anker findet, der die Zuschauer acht Folgen lang an sich bindet.
Leider können die positiven Aspekte von «Oderbruch» jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Integration von Mystery-Elementen in die Handlung nicht immer überzeugend gelingt. Denn diese Serie versucht, die Suche nach einem Massenmörder im deutsch-polnischen Grenzgebiet, der über viele Jahrzehnte hinweg sein Unwesen getrieben haben muss, mit einem übernatürlichen Twist zu verbinden. Leider wirkt dieser Versuch an vielen Stellen erzwungen und unpassend. Die Serienschöpfer Arend Remmers und Adolfo J. Kolmerer mögen dabei die Absicht gehabt haben, das Crime-Genre mit einem jahrhundertealten Mythos zu verschmelzen – doch die Umsetzung bleibt hinter den Erwartungen an einen derartigen Anspruch zurück.
Ein entscheidendes Manko der Serie liegt dabei in den Mystery-Elementen selbst, die zuweilen mehr Verwirrung stiften als den Spannungsbogen zu verstärken. Die Verschmelzung von Kriminalermittlungen und vermeintlich (?) übernatürlichen Elementen erscheint oft erzwungen, wodurch die Handlung an Kohärenz und Stringenz verliert. Es fehlt an einer überzeugenden Verbindung zwischen den realistischen Ermittlungen und den fantastischen Elementen, was zu einem Bruch in der Erzählung führt.
Die Idee, Magdalena Kring in die dunkle Vergangenheit ihrer eigenen Familie zu verwickeln, nachdem sie 1997 ihren Bruder beim Oderhochwasser verloren hatte, hätte ein interessanter Handlungsstrang werden können. Leider wird dieser Aspekt jedoch von den übernatürlichen Elementen überlagert und verliert somit an emotionaler Tiefe. Das, was Magdalena schließlich entdeckt, scheint an manchen Stellen mehr absurd als fesselnd geworden zu sein, und die Serie riskiert, das Publikum mit ihren übertriebenen Wendungen zu verlieren.
Weitere sehr fähige Darstellungen von Felix Kramer und Lucas Gregorowicz im Cast können die Schwächen der Handlung nicht gänzlich ausgleichen. So lässt «Oderbruch» seine Zuschauer mit gemischten Gefühlen zurück. Während die schauspielerischen Leistungen, insbesondere von Karoline Schuch, zu beeindrucken wissen, bleibt die Integration der Mystery-Elemente hinter den Erwartungen zurück. Die Serie hätte dabei von einer stärkeren Fokussierung auf die Kriminalermittlungen profitiert, ohne sich in übernatürlichen Verwicklungen zu verlieren.
Die achtteilige Serie «Oderbruch» wird im Ersten ab Freitag, den 19. Januar freitags in Viererfolgen ab 22.20 Uhr ausgestrahlt.
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