In der vergangenen Woche sagten die deutschen Schauspielerinnen Michaela May, Jutta Speidel und Gisela Schneeberger, dass das Rollenbild im deutschen Fernsehen nicht tragbar sei. Sie teilten mit, sie verkörperten erst die Hausfrau und Mutter, dann die Oma oder jetzt eine demente Frau. Corinna Harfouch wurde mit 69 Jahren eine neue «Tatort»-Kommissarin, May sagte, dass dies eine Ausnahme sei. In den Vereinigten Staaten von Amerika besetzen die Produzentin Lissa Lopez von «True Detectives» nun Jodie Foster als Chief Liz Danvers. An ihrer Seite arbeitet die US-amerikanische Profiboxerin Kali Reis, die noch im November 2021 in den Ring stieg.
Die 60 Millionen US-Dollar teure neue Staffel spielt in der fiktiven Stadt Ennis in Alaska nur unweit von einer Tsalal-Forschungsstation. Weil es um Anchorage und Co. keine gute Drehbedingungen gab, sind die Produzenten nach Island ausgewandert. Acht Männer sind auf dieser Forschungseinrichtung verschwunden, nur die abgetrennte Zunge einer Frau bleibt zurück. Danvers, eine toughe, aber harte Polizistin, glaubt, dass das Überbleibsel einer Indigenen gehört. Die Polizistin Trooper Evangelina Navarro (Reis) glaubt, dass es sich bei dem Opfer um die Iñupiat-Frau Anne Kowtok handelt. Navarro sollte eigentlich vor einigen Jahren den Fall bearbeiten, doch durch mehrere Fehler – die nur angedeutet werden – stellt sich heraus, dass sie versetzt wurde. Danvers, die von Foster extrem gut verkörpert wird, war zu diesem Zeitpunkt nicht da.
Die Szenerie ist für die meisten Amerikaner sowie Westeuropäer ungewöhnlich. Schließlich liegen die Station und die kleine Stadt so weit im Norden, dass dort für mehrere Wochen die Sonne komplett verschwindet. Die vierte «True Detective»-Staffel ist deshalb dunkel, die Darsteller agieren in Behörden unter schummrigen Leuchtstoffröhren. Zwar wird mit Tricks nachgeholfen, die Ausstatter haben jedoch das Licht gut eingefangen. Ohnehin wirken die Forschungsgebäude, die verschneite Landschaft und die Geschichten der Bürger unbehaglich und kalt. Kein Ort, an dem man freiwillig Leben möchte. Da kommt auch die Stadt-Bewohnerin Fiona Shaw ins Spiel, die ohne Führerschein volltrunken ein Auto gegen ein Schild fährt. Sie müssen was erledigen, doch Danvers nimmt sie fest. In der Zelle drangsaliert sie die Polizei, die sie schon wieder nach Hause bringen möchte. Doch nicht mit der knallharten Danvers, die von den Unsitten von Rose Aguineau die Schnauze voll hat.
Die einsame von Jodie Foster verkörperte Figur hat auch noch eine Tochter: Leah Danvers, die anscheinend wohl nicht ihr eigenes Kind ist. Leah sagte, sie müsse sich nicht um sie kümmern. Ihr Vater ist scheinbar verstorben. Isabella LaBlanc füllt diese Rolle ebenfalls recht gut aus, wenngleich die Screentime recht überschaubar ist. Sie hat das Problem, dass sie in ihrem volljährigen Alter einen minderjährigen Jungen liebt, der wohl erst vor Kurzem 16 Jahre alt geworden ist. In der Kleinstadt hält sich das Gerücht, dass die beiden sich beim Sex gefilmt hätten. Danvers ist darüber erbost, schließlich fällt das in ihren Bereich: Theoretische Kinderpornografie auf Computern.
Etwas schwächer fällt die zweite Hälfte der ersten Episode aus, die sich immer noch auf einem hohen Niveau bewegt. Danvers schließt sich in das Büro ein und geht die Akten durch. Dort entdeckt sie die mögliche Verbindung der verschwundenen Anne und ihrem Parka, der auch von einem Forscher getragen wurde. Sie kehrt also in die Station zurück, wo sie Navarro vorfindet, die eigentlich aufgrund ihres Dienstgrades nicht in der Anlage sein dürfte. Zuvor erfährt der Zuschauer, dass die einsame Navarro auch mit einem Minenarbeiter ihre Freizeit verbringt, schließlich ist auch in dieser Eiswüste nicht besonders viel los.
Die inzwischen freigelassene Rose Aguineau wandelt gegen Ende – wie auf Drogen – durch Alaska. Am Rand eines zugefrorenen Sees entdeckt sie die Leichen von drei Forschern. Die Ermittler Danvers und Aguineau werden zum Tatort gerufen. Die Fortsetzung folgt am kommenden Montag bei Sky Deutschland.
Die mexikanische Regisseurin und Autorin López hat das «True Detectives»-Zepter übernommen, nachdem Mastermind der dritten Staffel, Nic Pizzolatto, einen Vertrag mit Fox 21 Television Studios und FX Productions unterschrieben hatte. Mit López Engagement setzt man die stetige Veränderung der Serie fort. Innerhalb von zehn Jahren wurden bei HBO nur vier Seasons realisiert. Wenn die übrigen sieben Episoden der neuen Staffel das Niveau halten können, kann «True Detectives: Night Country» eine gute Serie werden. Die Autorin hat gute Zutaten angerichtet, jetzt muss sie in den kommenden Wochen überzeugen, dass sie daraus einen guten Krimi machen kann.
Neue Folgen von «True Detectives: Night Country» laufen montags bei Sky/Wow.
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