Zwischen 7. und 11. Mai findet die «Eurovision Song Contest»-Woche in der schwedischen Stadt Malmö statt. Supervisor ist auch in diesem Jahr Martin Österdahl, die Regie übernimmt Robin Hofwander und Sveriges Television (SVT) wird die Ausstrahlung übernehmen. Rund drei Monate vor dem europäischen Moment verschlechtert sich die Stimmung der Künstler in Europa. Zunehmend fordern Musiker Konsequenzen für Israel. Schon in den vergangenen Wochen haben einige Künstler ihre Auftritte in Deutschland abgesagt, weil sie mit der Pro-Israel-Politik der Bundesregierung nicht zufrieden sind.
Jetzt fordern über 1.000 schwedische Musik-Akteure einen ESC ohne Israel. Zahlreiche Indie-Stars, aber auch große Künstler haben sich gegen eine Teilnahme beim «Eurovision Song Contest» ausgesprochen. Unter diesen Künstlern befinden sich laut der schwedischen Zeitung „Aftonbladet“ der 2011-Vertreter Eric Saade und die Opernsägerin Malena Ernman, dessen Tochter Greta Thunberg ist. Ernman nahm im Jahr 2009 teil. Thunberg hat das Vorgehen von Israel im Gaza-Konflikt stark kritisiert. Die junge Aktivistin warb auch für die Unterstützung von propalästinensischen Gruppen. Die Isländer wollen weiterhin kritisch mit dem «Eurovision Song Contest» umgehen. Man wolle erst kurzfristig entscheiden, ob die Siegenden des isländischen Vorentscheids teilnehmen werden.
Als Fan des «Eurovision Song Contest» machen die Ankündigungen doch sehr betroffen. Die diesjährige Veranstaltung wird mit „United by Music“ beworben, doch gleichzeitig wollen wir andere Konfliktparteien ausschließen. Gerade europäische Projekte wie der «Eurovision Song Contest» haben dafür gesorgt, dass die Nationen aufeinander zugehen. Als Russland die Ukraine überfiel, wurde das Kalush Orchestra mit 631 Punkten Erster – zurecht. Europa hat sich mit den Menschen aus der Ukraine solidarisiert. Im gleichen Zuge wurden die russischen Teilnehmer von der Veranstaltung ausgeschlossen.
Der am 7. Oktober 2023 eskalierte Krieg in Israel und Gaza ist natürlich nicht mit dem russischen Angriffskrieg vergleichbar – kaum ein Krieg lässt sich wirklich vergleichen. Die Mitglieder der radikal-islamistischen Terrororganisation Hamas haben in Israel 1.139 Menschen getötet. Die Regierung von Israel hat eine Befreiungsaktion angeordnet. Seit Ende Oktober findet eine brutale Bodenoffensive im Norden des Gazastreifens statt. Doch die Menschen, die im Gazastreifen wohnen oder gelebt haben, sind nicht die Feinde von Israel. Diese sind nicht über die Grenze geflogen und haben unschuldige Menschen ermordet.
Außerdem tut Israel das, was viele Staaten komplett unterlassen: Mit Terroristen verhandeln. Man kann das System des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu kritisieren wie die umstrittene Justiz-Reform, die schlussendlich nicht umgesetzt werden konnte. Blickt man aber in deutsche Großstädte sieht man, dass jüdisch-gläubige, genauso wie nicht-gläubige Juden ausgegrenzt werden. In zahlreichen Dokumentationen, die ARD und das ZDF zuletzt veröffentlicht haben, wird die Angst der Menschen in Deutschland gezeigt. Menschen in Deutschland feiern den Angriff auf Israel, das sind für die meisten in Deutschland nicht nachvollziehbare Szenen. Auf der anderen Seite muss in der Bundesrepublik keine Moschee oder Kirche bewacht werden – zum Glück!
Der «Eurovision Song Contest» ist ein wunderbares Fest mit zahlreichen Nationen und Ethnien, worauf man sich jedes Jahr freuen kann. Wie gerne hätten wir wieder Russland dabei, wenn der Krieg im Osten der Ukraine beendet ist. Es wäre auch schön, wenn sich die Türkei nicht mehr abgrenzen würde, damit sie Vertreter nach Schweden schicken. Doch die Menschen aus Israel vom «Eurovision Song Contest» auszuschließen, ist auch eine Glaubensfrage: Glauben wir an eine gute Gemeinschaft, um gemeinsam unsere Liebe zur Musik zu feiern? Oder wollen wir anderes Gefühl geben?
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