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Das Buch ist eine Zusammenstellung von acht Geschichten zu koreanischen Frauen in verschiedenen Lebensaltern, die alle eines eint, nämlich das Leiden unter den patriarchalen Strukturen des Landes. Die Protagonistinnen sind zwischen zehn und achtzig Jahre alt. Es lässt sich für jede Einzelbiografie im Werk auch ein eigenes Thema bestimmen. Welche sind diese Themen? Themen, die man ebenso in Deutschland hätte ansiedeln können, denn sie sind modern genug angelegt, um fast in jedem Land angesiedelt werden zu können: heimliches Filmen von Frauen auf der Straße, Verfolgen mit Hassrede und das Phänomen des Mobbings durch eine hasserfüllte Gruppe auf Social Media. Also brandaktuelle Verhaltensweisen im Zeitalter des Internets. Klassischer dagegen die anderen Schicksale, die häusliche Gewalt zur Sprache bringen, Gaslighting oder die Bevorzugung von männlichen Kollegen am Arbeitsplatz. Cho Nam-Joo betrachtet zudem mit ihrer ältesten Protagonistin, wie sich Weiblichkeit im Alter in der koreanischen Gesellschaft anfühlt.
Trotz der durch den Umgang der Frauen mit dem Internet internationalisierten Verortung von vielen Ausgangssituationen entbehrt das Buch nicht der Akzente, die eben koreanischer Natur sind und der Lektüre eine andere Note verleihen, als wenn man die übliche zentraleuropäische Sicht auf diese Dinge serviert bekommt. Das ergibt natürlich einen besonderen Reiz, wenn man nur mit ein bisschen Neugier auf andere Kulturen gesegnet ist. Cho Nam-Joo nimmt jedenfalls nichts und niemanden in Schutz, sondern geht schonungslos mit dem Sujet der Frauenschicksale in einer traditionell männlich dominierten Gesellschaft in Korea um. Es ist also keine Verklärung zu erwarten. Frau Cho hat ihr Handwerk beim Fernsehen gelernt, wo sie zehn Jahre lang Drehbücher verfasste. Ihr Erstling, besagtes 'Kim Jiyoung, geboren 1982', sorgte für einigen Rummel in Korea und stieß eine Diskussion um Geschlechterrollen und Diskriminierung von Frauen an.
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