Hintergrund

Das Jüngste Quoten-Gericht: Im Reality-Sumpf strahlt das Dschungelcamp am hellsten

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Montags blickt Quotenmeter auf aktuelle Quoten-Highlights und Marktanteil-Flops und ordnet diese ein. Diesmal singt Quotenmeter ein Loblied auf «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!»

RTL hat es wieder einmal allen gezeigt, wie man das Lagerfeuer der Fernsehunterhaltung über zwei Wochen am Brennen hält. «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!» dominierte die Schlagzeilen des Boulevards und war „Talk of the Town“ – entgegen allen Befürchtungen, dass man den Cast nur mit Reality-Diplom auseinanderhalten kann. Dass es durchaus kompliziert wurde in den vergangenen 17 Tagen, daraus machten Sonja Zietlow und Jan Köppen keinen Hehl, doch den Autoren gingen nicht nur die Gags über Mike Heiter leicht von der Leber. Dschungelbewohner wie Cora Schumacher sorgten höchst selbst für Witze über ihre mitunter zweifelhaften Lebensentscheidungen. Für Unterhaltung war jeden Abend gesorgt – Ekelfernsehen inklusive.

Die Quoten unterstrichen den Sonderstatus von «IBES» eindrucksvoll. Im Schnitt schalteten die Folgen pro Abend 3,88 Millionen Zuschauer ein. Darin sind aber noch nicht die endgültig gewichteten Daten eingerechnet, die die Reichweiten noch weiter in die Höhe treiben werden. Sie liegen bislang nur für die ersten zehn Sendetage vor, woraus sich eine Diskrepanz von 0,71 Millionen ergibt. Der Marktanteil stieg dadurch um durchschnittlich 1,3 Prozent. In der Zielgruppe fiel die Verbesserung mit 2,7 Prozent sogar noch höher aus. Grundsätzlich weist der RTL-Dschungel eine beeindruckende Performance bei der Nachgewichtung aus. So erhöhte sich die Reichweite der zweiten Folge, 20. Januar, um fast eine Million Zuschauer. Auf die Donnerstag-Ausgabe am 25. Januar holte in der Endabrechnung 840.000 Zuschauer mehr als bei der ersten Messung.

Verglichen mit dem Vorjahr ergibt sich eine Steigerung um fast 200.000 Zuschauer (vorläufig gewichtete Daten im Vergleich). Freilich, die Reichweiten sind lange nicht mehr so hoch wie vor einigen Jahren noch. Selbst 2020 wurden teilweise mehr als sechs Millionen Zuschauer gemessen. Einmal mehr kommt hier das veränderte Konsumverhalten der Menschen im Zeitalter der Streamingdienste zum Tragen, doch bei der Betrachtung der Quoten kommt man selbstverständlich nicht darum herum ein Lob auszusprechen. RTL steigerte die durchschnittliche Einschaltquote im Vergleich zum Vorjahr von 31,2 auf 34,1 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe.

Das Finale sicherte sich so hohe Marktanteile wie zuletzt vor sieben Jahren. 45,4 Prozent bedeuten nicht nur einen Staffelbestwert (vorläufig gewichtete Daten), sondern lag auch auf dem Niveau des Finals von 2017, als 47,6 Prozent zu Buche standen. Der Unterschied: Damals benötigte RTL 4,32 Millionen 14- bis 49-jährige Zuschauer, am gestrigen Sonntag wurden „nur“ 1,69 Millionen junge Zuschauer gemessen. Bei allem Lob gilt es diesen Umstand – trotz geänderter Sehgewohnheiten – zu beachten.

Wie groß die Strahlkraft von «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!» tatsächlich ist, lässt sich auch an vermeintlichen Programmfüllern zur Primetime ablesen. Am 25. Januar kam es zur „gnadenlosen Wochenbilanz“ des bekannten «Die Stunde danach»-Line-ups. Die Sendung verfolgten 2,29 Millionen Zuschauer, in der Zielgruppe wurden 17,9 Prozent Marktanteil gemessen. Eine Woche später funktionierte «Das Geheimnis der Dschungelkrone» zwar nicht mehr ganz so gut, aber mit 1,92 Millionen Sehern und 13,0 Prozent konnte man mit der Sendung aus der Konserve mehr als zufrieden sein.

Und auch die Konkurrenz zwang der Dschungel in die Knie. Lief es für die ProSieben-Reality «Forsthaus Rampensau Germany» vor der RTL-Programmierung noch halbwegs zufriedenstellend, sackte das Ergebnis seit dem 25. Januar massiv ab. Zuvor holte man 7,9 Prozent bei den Umworbenen, die vergangenen beiden Sendung kamen nur noch auf 5,9 und 4,4 Prozent. «Good Luck Guys», das in der 22-Uhr-Stunde läuft und ohnehin kaum nennenswerten Quoten erzielte, rutschte in den vergangenen beiden Wochen auf weniger als zwei Prozent Marktanteil ab. Hier von Konkurrenz zu sprechen, ist eigentlich nicht angemessen und rührt ausschließlich von der Programmfarbe her.

Selbst die Kampfprogrammierung von «Schlag den Star» ging schief. Zunächst hatte man gegen das Comeback von «Das Supertalent» keine Chance und hatte dann mit «IBES» einen unüberwindbaren Gegner. Dadurch fielen die Quoten mit 8,6 und 7,8 Prozent so niedrig wie noch nie aus. Die Reichweite lag jeweils unterhalb der Millionen-Marke, was in der Vergangenheit ebenfalls eine Ausnahme darstellte.

In «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!» steckt enorm viel Liebe zum Detail, was sich unter anderem in unterhaltsamen Moderationen, lustigen Zusammenschnitten und selbstironischen Kommentaren niederschlägt. RTL investiert immens in sein Leuchtturm-Format, was der Zuschauer mit hohen Sehbeteiligungen zurückzahlt. Auch Sat.1 hat einen solchen Reality-Leuchtturm: «Promi Big Brother». Aber die Container-Show konnte zuletzt in keiner Weise mit dem großen RTL-Bruder mithalten, obwohl Sat.1 ebenfalls auf eine erfolgreiche Quote zurückblicken konnte. Wenig inspirierte Anmoderationen aus einem verregneten Container-Studio irgendwo in Köln bringen aber eben nur 11,6 Prozent. Der australische Dschungel sorgt fast für eine Verdreifachung (vorläufig gewichtete Daten im Vergleich). Daher ruft man RTL zu: „«Ich bin ein Star»: Hört bitte nicht auf!“

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