Serientäter

«Dr. Death» geht schnell die Puste aus

von

Joshua Jackson, Christian Slater und Alec Baldwin sind ein tolles Dreamteam. Doch die Miniserie wäre als Fernsehfilm noch attraktiver gewesen.

Bereits im Juli 2021 veröffentlichte der amerikanische Streamingdienst Peacock die Serie «Dr. Death», die von Littleton Road Productions, Escape Artists, Wondery und Universal Content Productions kommt. Obwohl das Format aus der Hand von NBC stammte, schlug einmal mehr Sky Deutschland nicht zu. Stattdessen sicherte sich am Ende der Streamingdienst von RTL die Rechte – deutlich nach dem Start in den Vereinigten Staaten von Amerika.

Den am 3. April 1971 in Montana geborenen Facharzt für Neurochirurgie, Christopher Duntsch, der im Mittelpunkt der Handlung in dem Peacock-Drama steht, gibt es wirklich. Vor knapp sechs Jahren wurde er aufgrund mehrerer grober Behandlungsfehler, die zu Behinderungen oder gar zum Tod seiner Patienten führte, zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Da die Serie also demnach eine wahre Vorlage besitzt, steht nicht unbedingt die Verhaftung von Duntsch im Mittelpunkt.

Bereits im Jahr 2018 produzierte der Spotify-Zukauf Wondery, der auf lange Audioserien spezialisiert ist, ein zehnteiliges Format. Die erste Staffel von «Dr. Death» hat schon 14 verschiedene ausführende Produzenten, darunter gehören auch die drei Stars der Serie. Fernseh-Insider wissen allerdings auch, wenn zu viele Produzenten mitmischen, dann wird das Ergebnis eher suboptimal. Die Grundgeschichte an sich ist spannend und wird auch zeitweise gut erklärt, doch die Serie bleibt oft im Mittelmaß hängen.

Die Hauptrolle verkörpert der aus «Dawson’s Creek» und «Fringe» bekannte Schauspieler Joshua Jackson, der aufgrund seines jugendlichen Auftretens auch ohne Double seine jüngere Figur verkörpern kann. Sein schauspielerisches Talent ist großartig, denn er kann Duntsch wirklich gut nachzeichnen. So kann Jackson glaubhaft vermitteln, dass er seinen Patienten stets nur helfen möchte. Auf dem Sofa fragt sich der Zuschauer deshalb, ob er seinen Patienten nicht helfen kann, oder ob er einfach nur ein unfassbar schlechter Arzt ist.

Alec Baldwin ist der Oberarzt Robert Henderson, der erneut seine Cheffigur glaubhaft vermittelt. Schon bei «30 Rock» nahm man ihm jedes seiner verrückten Worte ab. Bei «Dr. Death» werden allerdings nicht verrückte Ideen geboren, die zu Serien vermarktet werden, sondern Patienten behandelt. Auch das kann Baldwin glaubhaft darstellen. Der dritte im Bunde ist Christian Slater, der seine Rolle als Draufgänger auch erneut bestätigen kann. Das mag für den Zuschauer schön sein, dass die bereits bekannten Rollenfiguren genau besetzt wurden, macht die Figurenzeichnung allerdings auch zum Teil uninteressanter. Schließlich spielen Jackson, Slater und Baldwin die bereits etablierten Rollenbilder immer und immer wieder.

Leider gehört es auch bei der Serie dazu, dass unzählige Nebenhandlungen eröffnet werden. So ist eine private Party in Robert Hendersons Anwesen ein Schauplatz, bei der Slaters Figur Randall Kirby auftaucht, oder eine Anhörung vor einem Disziplinarausschuss. Mit Hilfe von Duntsch-Schauspieler Joshua Jackson geht es auch noch mal in die Vergangenheit und zeigt den Weg, wie der ehemalige College-Footballspieler an seiner sportlichen Karriere arbeitet. Die Autoren Patrick Macmanus, Ashley Michel Hoban, Evan Wright, Saran Pearson und Co. verfassen durchaus gute Zeilen. Da ist der gefallene Sportler, der einfach nicht überzeugen kann. Also versucht er als Arzt durchzustarten, aber immer wieder macht er peinliche Fehler und stürzt Menschen ins Unglück.

Doch der Stoff taugt einfach keine acht Folgen, die eine Laufzeit von sechs Stunden haben. Die Szenen sind zeitweise einfach zu lang, es wird oftmals dasselbe wiederholt und schon nach der ersten Stunde ist klar, dass wohl Duntsch ein Pfuscher ist. Das große Staffelgeheimnis ist gar nicht so spektakulär, um damit eine Miniserie zu füllen. Jeder kann die Geschichte des ehemaligen Footballers, der schließlich eine MD-PhB-Ausbildung und schließlich in Tennessee eine Fachartausbildung für Neurochirurgie begann und abschloss, nachlesen.



«Dr. Death» ging durch die Autoren- und Produzentenhölle, die nur wenige Formate überleben. Peacock ging erst Mitte 2020 an den Start, weshalb die Verantwortlichen des Dienstes froh waren, dass sie überhaupt ein Programm hatten. Doch eigentlich hätte der verantwortliche Produzent reinen Tisch machen, sämtliche Skripte in den Mülleimer werfen und einen Neuanfang anordnen müssen. Ob schließlich mehr als ein Fernsehfilm daraus geworden wäre, ist fraglich. Jedoch ist das Ergebnis, dass Peacock seinen Abonnenten oder Lizenznehmern ablieferte, doch sehr ernüchternd. Der Weg sollte eigentlich das Ziel sein, wenn das Ergebnis schon feststand. Beim Kino-Epos «Titanic» ist schließlich auch niemand überrascht, dass ein Eisberg gerammt wird und das Schiff untergeht. Die Liebes-Geschichte hat das Werk zu einem Erfolg gemacht!

«Dr. Death» kann bei RTL+ gestreamt werden.

Kurz-URL: qmde.de/148859
Finde ich...
super
schade
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger ArtikelVertrauensschock: Warum der Begriff “Lügenpresse” kein Echo der Vergangenheit istnächster ArtikelQuotencheck: «Großstadtrevier»
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel

Optionen

Drucken Merken Leserbrief



Heute für Sie im Dienst: Fabian Riedner Veit-Luca Roth

E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung